Das US-Militär läßt sich von der im Irak installierten Marionetten- Regierung1 rufen und erhält auf diese Weise formal eine Legitimation der Bombardements in Nadschaf durch die bestehende UN-Resolution. Auch die - zum jetzigen Zeitpunkt nicht sicher vorhersagbare - Zerstörung der Imam-Ali-Moschee wäre so gedeckt. Mit einer solchen Eskalation wäre jedoch die Vietnamisierung der Kämpfe im Irak unumkehrbar.
Nachdem es heute widersprüchliche Informationen über die Bereitschaft des Schiitenpredigers Muktada el Sadr gab, der zunächst zur Aufgabe bereit schien, hat sich die US-Besatzungsmacht gegen abend offenbar entschieden, zusammen mit irakischen Hilfstruppen die Miliz von el Sadr, die sogenannte Mahdi-Armee gewaltsam zu entwaffnen.
Berichten des arabischen TV-Senders Al Dschasira zufolge schlugen zumindest in unmittelbarer Nähe der als höchstes Heiligtum der Schiiten geltenden Moschee rund 30 Bomben ein, die Nadschaf erschütterten. Milizionäre von el Sadr haben sich offenbar sowohl in der Imam-Ali-Moschee als auch in umliegenden Gebäuden verschanzt. Eine Mitarbeiterin von CNN berichtete aus der Moschee, dort hielten sich viele Kämpfer el Sadrs, aber auch Frauen und Kinder auf. Ein Mitarbeiter der Deutschen Presseagentur (dpa) ergänzte, daß auf den Hausdächern rund um die Moschee Milizionäre von el Sadr in Stellung gingen. Zugleich ist aus anderen Quellen zu erfahren, daß die Umgebung der Moschee ein Bild der Zerstörung biete.
Bei einem Mörserangriff auf das Polizeipräsidium in Nadschaf wurden heute nach Informationen aus den Krankenhäusern mindestens sieben Polizisten getötet und 31 weitere verletzt. Weiter heißt es, in Bagdad habe gegen Abend eine Mörser-Granate das Gelände der amerikanischen Botschaft getroffen. Dabei seien zwei Menschen getötet worden.
Christian Semmler
Anmerkungen:
1 Siehe auch unsere Artikel
US-Besatzung bleibt im Irak (29.06.04)