Berlin (LiZ). Wieder einmal untersuchte die Deutsche Umwelthilfe (DUH) die Dienstwagen deutscher Kirchen-Oberhäupter - ein "Offenbarungseid" in Sachen Klima: Von 47 Fahrzeugen halten nur drei den CO₂-Flottengrenzwert von 95 Gramm CO₂/km auf der Straße tatsächlich ein. Durchschnittlich stoßen die Dienstwagen im Realbetrieb 190 Gramm CO₂/km aus - das Doppelte des Flottengrenzwerts.
Predigen und Handeln der deutschen Kirchen-Oberhäupter stehen in eklatantem Widerspruch. Eben so wie die meisten Partei-PolitikerInnen der oberen Ränge offenbaren sich nahezu alle deutschen Bischöfinnen und Bischöfe als heuchlerisch, da sie vom Klimaschutz nur reden, aber nicht danach handeln.
Untersucht wurden die Dienstwagen der Erzbischöfe, Bischöfinnen und Bischöfe sowie der geistlichen Würdenträgerinnen und Würdenträger der obersten Leitungsebene der insgesamt 47 Kirchenbistümer und Landeskirchen in Deutschland, davon 27 römisch-katholisch und 20 protestantisch. 44 Kirchen-Oberhäupter erhielten von der DUH eine "Rote Karte" und 3 eine "Grüne Karte" für die Wahl ihres Dienstwagens. Eine "Rote Karte" bekamen alle, deren Dienstwagen auf der Straße mindestens 20 Prozent mehr CO₂ ausstoßen, als der EU-Flottengrenzwert erlaubt. Das trifft auch auf alle Plug-In-Hybride zu. Zwei Bistümer verweigerten außerdem die Antwort und erhalten dafür ebenfalls die "Rote Karte". Nur drei "Grüne Karten" wurden vergeben – alles sparsame Elektrofahrzeuge, die den Flottengrenzwert von 95 g CO₂/km im Realbetrieb einhalten.
Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst (Evangelische Kirche der Pfalz) hält mit einem VW ID3 und einem realen CO₂-Ausstoß von 56 Gramm CO₂/km den besten Platz im Ranking, gefolgt von Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt (Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland) und Landesbischof Ralf Meister (Evangelisch-Lutherische Landeskirche Hannovers) – beide fahren einen Audi e-tron. Am schlechtesten schnitt Bischof Georg Bätzing (Bistum Limburg) ab. Er fährt an der Spitze der kirchlichen Karawane Richtung Klimahölle. Für seinen Dienstwagen, einen Audi A8 mit einem realen CO₂-Ausstoß von 258 Gramm CO₂/km, erhielt er von der DUH die "Rote Karte".
Ein wesentlicher Grund für das schlechte Ergebnis sind - laut DUH - neben dem offensichtlichen Desinteresse am Klimaschutz Plug-In-Hybride. Rund ein Drittel der untersuchten Dienstwagen sind solche Autos, die im realen Fahrbetrieb deutlich mehr CO₂ ausstoßen als vom Hersteller angegeben.
Kommentar:
Vermutlich haben etliche Bischöfe und Bischöfinnen noch nie die Stelle im Matthäus-Evangelium (Mt 7,13-14) gelesen (oder sie haben sie nicht verstanden), in der es um den sprichwörtlichen "Highway to hell" geht: Die Straße, die ins Verderben führt, ist breit. Aber der Weg, der zum Leben, führt, ist schmal und nur wenige finden ihn.
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