Nachdem am Mittwoch bereits sein Stellvertreter,
Rainer Einenkel, zurückgetreten ist, hat heute auch
der Betriebsrats-Vorsitzende des Bochumer Opel-Werks,
Dietmar Hahn, das Handtuch geworfen.
"Herr Hahn ist aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten", erklärte Betriebsrat-Sprecher Lothar Markwardt gegenüber Nachrichten- agenturen. Dennoch löste dies Spekulationen aus. Hahn wird einerseits als treuer Diener der Gewerkschaftsführung und Bremser des "wilden" Streiks im Oktober bei Opel Bochum eingeschätzt. Andererseits hatte selbst er die Ergebnisse der Verhandlungen, an denen er mitgewirkt hatte, nicht gerade überzeugend anzupreisen vermocht. Auf die Chancen angesprochen, die Opel-Beschäftigte bei einem "freiwilligen" Wechsel in die vorbereiteten Transfer-Gesellschaften1 haben, meinte Dietmar Hahn unumwunden: "Ich kann niemandem empfehlen, diesen Schritt zu tun."
Betriebsrat-Sprecher Markwardt betonte, daß der Bochumer Betriebsrat nicht gegen den mit GM, dem Mutter-Konzern von Opel, ausgehandelten Sozialplan stimmen werde. Auch ein Streik - beachtlich, daß dieses Wort ausgesprochen wurde - sei derzeit in Bochum kein Thema. Bereits am kommenden Mittwoch sollen Nachfolger für Hahn und Einenkel gewählt werden. Als aussichtsreichster Kandidat gilt Opel-Gesamtbetriebsrats- mitglied Peter Gabriel, der als einziger Bochumer Vertreter neben Hahn und Einenkel an den Verhandlungen mit dem Opel-Management teilgenommen hatte.
Kaum waren die Verhandlungs-Ergebnisse über die Ausgestaltung von Sozialplan und Transfer-Gesellschaften dieser Tage bekannt geworden, kursierten bereits Informationen, daß die Weitervermittlungs-Quoten der Transfer-Gesellschaften nicht bei den vielfach optimistsch angesetzten 70 Prozent, sondern realistisch bei weniger als 10 Prozent liegen. Statt der für das Funktionieren der Regelungen erforderlichen 6.500 Beschäftigten, die "freiwillig" von ihrem Arbeitsplatz bei Opel in eine Transfer-Gesellschaft wechseln, haben sich laut Gewerkschaftsbasis allenfalls rund 1.000 Beschäftigte mit dieser Perspektive angefreundet. Selbst nach Angaben von Opel haben erst 2.500 Beschäftigte Interesse bekundet.
Einenkel hatte seinen Rücktritt am Mittwoch offen damit begründet, daß es bereits absehbar sei, daß eine "Einigungsstelle" eingerichtet werden muß, die "über Entlassungen entscheidet, wenn nicht genügend Beschäftigte freiwillig gehen." Und wer will da schon gerne die Auslese vornehmen? Einenkel jedenfalls erklärte, er habe der Belegschaft zuvor versprochen, diese "Einigungsstelle" zu verhindern.
Adriana Ascoli
Anmerkungen
1 Siehe hierzu auch unseren Artikel
Opel-Transfer ins Nichts
GM streicht 12.000 Arbeitsplätze
"Faktisch sind diese Leute arbeitslos" (10.12.04)