Bernhard Beck, Geschäftsführer der beck-energy GmbH,
nimmt in diesem offenen Brief an den
Solarenergie- Förderverein e.V., Aachen, Stellung zu dessen
Ablehnung von Solarstromanlagen auf Freiflächen und der
Forderung, die Förderung von Freiland-Anlagen zu
beschränken. Weitere
Stellungnahmen zur Freiflächen-Diskussion sind erwünscht.
Eine Antwort des SFV ist bereits als darauffolgender Beitrag
hier dokumentiert.
Sehr geehrte Mitglieder des SFV,
sehr geehrter Herr von Fabeck,
mit Ihrer Haltung gegenüber den Freiflächen-Solarkraftwerken stimme ich nicht überein. Wie
Sie wissen, bin ich ein langjähriger Verfechter der Photovoltaik und seit Jahren Mitglied im
SFV. Mein Wohnort Dimbach hat die höchste Photovoltaikleistung pro Einwohner in
Deutschland mit über 1,1 kWp je Einwohner. Unser Energieversorger, die Unterfränkische
Überlandzentrale Lülsfeld, hat die höchste Photovoltaikleistung pro Kunde und ist somit in der
Energieproduktion mit Sachen Photovoltaik die Nummer 1 in Deutschland. Gegen
dachgebundene Photovoltaikanlagen zu sein und nur für Freiflächen-Solarkraftwerke kann uns
wohl niemand vorwerfen.
Hier in der Region ist die eigene Photovoltaikanlage fast so selbstverständlich wie der
Zweitwagen oder der eigene Computer. Sehr viele Landwirte haben bereits alle zur Verfügung
stehenden Dachflächen genutzt und wollen nun weiter in diese saubere und zukunftweisende
Technologie investieren. Dies ist für jedermann umweltverträglich auf den genügend
vorhandenen Landwirtschaftsflächen möglich. So sehr ich Ihre Verdienste um die Förderung
von dachgebundenen Photovoltaikanlagen zu schätzen weiß, so unverständlich ist mir Ihre
Haltung zu den Freiflächenkraftwerken.
Große Solarkraftwerke auf Freiflächen für die Steigerung des
Betriebswirkungsgrades unerlässlich
Schon immer war ich bemüht, den Wirkungsgrad und die Effizienz vom Photovoltaikanlagen
zu verbessern. Ein Meilenstein hierbei war die Entwicklung des
Team-Wechselrichterkonzeptes, welches auf einen Schlag einen Jahresmehrertrag von 3-4%
ermöglicht. Dieser Mehrertrag entspricht bei genauer Rechnung in etwa dem 3-fachen Wert
der Zinsverbilligung im ehemaligen 100.000 Dächer-Solarstrom-Programm.
Bei solchen Summen liegt die Frage nahe, ob es überhaupt Sinn macht, Förderprogramme
aufzulegen oder ob es nicht vielleicht noch besser wäre, den Betriebswirkungsgrad (PR) der
Anlagen zu verbessern und diesen beim Anlagenverkauf als Pflichtangabe vorauszusetzen.
Doch genau bei der Steigerung des Betriebswirkungsgrades stoßen zwei Welten aufeinander:
hierzu braucht es sehr große Solarkraftwerke und diese lassen sich nur auf Freiflächen
entsprechend installieren, da das Gewicht für fast alle Dächer zu hoch wäre.
Von Bodenversiegelung kann keine Rede sein
Die Diskussion zum Thema Photovoltaik in der Freifläche ist so alt wie die Photovoltaik selbst.
Früher wurde oft mit einer enorm hohen Bodenversiegelung gegen Freilandanlagen
argumentiert. Tatsache ist jedoch, dass 100 kWp auf Siliziumbasis bei modernen
Aufständerungssystemen lediglich 0,15 Quadratmeter Boden versiegeln. Dies ist weniger als
drei Seiten Papier (DinA4). Kein Mensch kann hierbei ernsthaft behaupten, dies würde einen
für die Natur problematischen Wert darstellen.
Um im Bereich der Versiegelung zu bleiben. In einigen Argumentationen wird angeführt,
Pflanzenwachstum sei unter den Aufständerungen nicht möglich. Hier möchte ich genau das
Gegenteil behaupten: Bei richtiger Installation ist unter der Aufständerung die selbe oder eine
bessere Vegetation möglich. In Tests waren bis zu 200% des sonst üblichen
Biomassewachstums unter der Aufständerung erreichbar.
Unterschiedlicher Wirkungsgrad bei kleinen und großen PV-Anlagen
Sie weisen wiederholt darauf hin, eine Photovoltaikanlage sei modular aufgebaut und somit in
beliebiger Leistung mit identischen Betriebswirkungsgraden installierbar. Eine kleine Anlage
habe den gleichen Wirkungsgrad wie eine große Photovoltaikanlage. Dies ist leider
grundlegend falsch. Nur wenn man eine große Photovoltaikanlage aus mehreren kleinen
Photovoltaikanlagen zusammenbaut wird keine Verbesserung des Betriebswirkungsgrades
erreicht. Je größer die Photovoltaikanlage ist, desto mehr Spielraum hat man in der Technik,
um den Betriebswirkungsgrad zu optimieren und die Erträge zu steigern. So hat eine normale
durchschnittliche dachgebundene Photovoltaikanlage einen Betriebswirkungsgrad von circa
73 bis 78 Prozent. Dies ist kein wirklich guter Wert. Mit neuester Technologie und entsprechenden
Größen lässt sich leicht ein Betriebswirkungsgrad von 80 bis 90 Prozent erreichen. Entsprechende
Referenzanlagen habe ich seit zirka einem Jahr stehen. Die Steigerung der Effizienz und die
Steigerung der Produktionsmengen ist der Schlüssel für ein sicheres und stetiges Wachstum
und für eine breite und intensive Markteinführung der Photovoltaik. Vergleicht man die
Effektivität von Pflanzen, zum Beispiel von Raps mit der Effizienz von Solarzellen, so ersetzt 1
Hektar Solarkraftwerk rund 100 Hektar Raps in der Energieproduktion. Photovoltaik sei nicht
effektiv, kann somit nicht behauptet werden.
"Flächenverbrauch" ist nur eine Frage des ästhetischen Empfindens
Eines der Hauptthemen der Freiflächengegner ist nach wie vor der "Flächenverbrauch". Hier
stellt sich die Frage, was mit Flächenverbrauch gemeint ist. Sieht man es aus den
Gesichtspunkten der Bodenversiegelung, ist die Gegenargumentation kaum haltbar, sieht man
es unter rein emotionalen Gesichtspunkten, dann ist ein Freiflächen-Solarkraftwerk
Geschmackssache. Doch Geschmäcker sind verschieden. Ich zum Beispiel erfreue mich an
jeder Windkraftanlage und ebenso an Photovoltaikanlagen - sie sind deutliche Wegweiser in
eine neue regenerative Zukunft und zeigen den Weg, weg von den fossilen Brennstoffen und
von der riskanten Atomkraft, hin zu den regenerativen Energien: Das ist für jedermann
ersichtlich und nicht so abstrakt wie der angeblich saubere Strom aus der Steckdose.
Andere finden Windkraftanlagen scheußlich und sehen Photovoltaikanlagen, sogar auf dem
Dach, als Verschandlung des Ortsbildes an. Doch auch letztere wollen und brauchen täglich
Energie.
Unverständlich ist mir daher die Einstellung des SFV und einiger Naturschutzverbände gegen
die Freiflächenkraftwerke, die ja keinen Lebensraum vernichten, sondern ehemals durch
Landwirtschaft der Natur entzogenen Lebensraum wieder der Natur zur Verfügung stellen.
Stört es ein Wildgras etwa, dass es einmal am Tag von Modulen teilweise verschattet wird?
Wenn ja, was ist dann für die Pflanze der Unterschied zwischen einem Modul und einem
Baum? Keiner! Und genau dies ist der Punkt. Die Vegetation unter Freiflächenanlagen ist auf
Grund der Schattenwürfe sehr artenreich und daher wertvoll. Wenn sich die ganze Diskussion
um Freiflächen Solarkraftwerke mittlerweile nur auf eine Geschmacksfrage reduziert, ist die
Zeit gekommen alte Vorurteile endgültig über den Haufen zu werfen und sich zu überlegen,
welche Vorteile in einer aktiven Förderung dieser Technik liegen.
Technische und ökologische Vorzüge einer Freiflächenanlage
Gegenüber den Dachanlagen bringen Freiflächenanlagen enorme technische und ökologische
Vorteile. Unter technischen Gesichtspunkten kann man die Möglichkeit nennen, quasi
unbegrenzte Anlagengrößen realisieren zu können, was Effizienz und Ertragssteigerung bringt.
Weiter die Energieerzeugungspotenziale, die durch eine optimale Ausrichtung und sehr gute
Hinterlüftung der Anlagen geschaffen werden sowie die entfallenden Dichtigkeitsprobleme,
speziell auf Flachdächern, und letztlich eine industrielle, systematisierte Bauweise, wie sie
sich auf Dächern nicht realisieren lässt, da diese bekanntermaßen sehr unterschiedlich und
individuell sind. Die industrielle systematisierte Bauweise ist aber der ganz entscheidende
Schlüssel zur Zukunft der Photovoltaik. Hier kann man Kostensenkungen in den nächsten
Jahren erreichen und gleichzeitig hochqualitativ herstellen. Ganz zu schweigen von den
Aufwendungen für Wartung, die zwar bei der Photovoltaik erst nach einigen Jahren notwendig
werden, aber auf Dächern weitaus komplizierter und aufwendiger durchzuführen sind als in der
Freifläche.
Freiflächenanlagen sind kein Widerspruch zum Naturschutz
Ich entwickle und baue seit einigen Jahren Freiflächen- Solarkraftwerke. Viele Naturschützer
waren bei mir bereits vorstellig. Noch nie ist ein negatives Wort über Freifächen- Solarkraftwerke
gefallen. Den Naturschützer der ernsthaft und sachlich gegen eine solche Anlage
argumentiert, gibt es meines Wissens nicht. Sollte es ihn geben, möge er bitte auf mich
zukommen - ich werde mich der Diskussion stellen.
Wer argumentiert, eine Freiflächenanlage müsse sich, wenn überhaupt, auf einer
Sekundärfläche befinden, wie beispielsweise Mülldeponien oder verseuchtem Gelände, der
begeht bewußten Umweltfrevel. Eine Sekundärfläche ist immer in einem naturnahen, meist
verwilderten Zustand, da eine andere Nutzung logischerweise unmöglich ist. Weshalb sollte
man also mit Baumaschinen in einem solchem Gebiet einrücken, Sträucher und Bäume
abholzen und die bestehende Pflanzenwelt plattfahren? Ein solcher Vorschlag kann von
keinem Naturschützer kommen.
Wer die Natur schützen will, der muss Naturflächen erhalten - und er muss neue Naturflächen
schaffen. Genau dies ist der Fall, wenn mitten in einer monotonen Agrarlandschaft ein
Solarkraftwerk errichtet wird. Auf einer intensiv genutzten Ackerfläche, auf der
bekanntermaßen außer der angebauten Monokultur so gut wie nichts an anderen Pflanzen
und Tieren vorkommt und die so genutzte Fläche der Natur Lebensraum hinzufügt. Da ein
Pflanzenwachstum unter den Konstruktionen uneingeschränkt möglich ist und sich durch die
Teilschatten der Photovoltaikmodule mehr Feuchtigkeit im Aufständerungsbereich hält, ergibt
sich eine beachtliche Artenvielfalt unter einem solchen Solarkraftwerk. Weit mehr, als dies auf
einer intensiv genutzten Grünfläche oder ungenutzten Stilllegungsfläche der Fall wäre. Man
schafft ein Biotop. Die Investition in Freiflächen-Solarkraftwerke schafft, neben den
CO2-Einsparungen, neuen, aus privater Hand finanzierten Lebensraum für die Natur.
Bei allen von mir realisierten Projekten ist eine solche Anlage seitens der
Naturschutzbehörden sehr begrüßt worden. Überhaupt sind alle Überlegungen, sowohl des
BSI, der UVS und der DGS, Freiflächen-Solarkraftwerke nur unter gewissen Regeln
zuzulassen, vollkommen unangebracht und meiner Ansicht nach in der aktuell vorliegenden
Form unüberlegt. Denn dann ist weder der Bau von Nachführanlagen möglich, die ja technisch
bedingt nicht auf dem Dach montiert werden können, noch ist der Bau von
Dünnschichtanlagen berücksichtigt. Regelungen zur Ortsansicht, die zulässige
Bodenversiegelung, optischer Landschaftsschutz, Lärmschutz, Belange der Landwirtschaft,
Blendwirkungen, Belange des Naturschutz und vieles mehr werden kompetent und ausführlich
sowohl in den Gemeinderäten, Landratsämtern, Bezirksbehörden und Landesbehörden
diskutiert, geprüft und geregelt. Es bedarf daher keiner zusätzlichen Regelung, da alle in
einem Genehmigungsversfahren beteiligten Stellen den normalen Vorschriften des
Baugesetztes unterliegen und diese vollkommen ausreichen.
Photovoltaik im großen Stil ist anspruchsvolle Kraftwerkstechnik
Oft wird seitens des SFV das Argument vorgebracht, Freiflächen-Solarkraftwerke seien pro
Kilowatt Leistung günstiger als Dachanlagen. Dies ist grundlegend falsch: Ein
Freiflächen-Solarkraftwerk kostet im Durchschnitt zirka 3-4% mehr als eine technisch
vergleichbare Dachanlage. Dennoch rechnet sich eine solche Anlage für die Natur und für den
Betreiber: Freiflächenkraftwerke profitieren von der guten Hinterlüftung (kühlere Module bringen
mehr Ertrag), der optimalen Ausrichtung, den niedrigen Wartungskosten und der effektiven
Großkraftwerkstechnik. Freiflächenkraftwerke haben hierdurch deutlich höhere Erträge als die
meisten Dachanlagen und sind deshalb eine gute Investition. Zudem werden die
Photovoltaischen Ressourcen optimal genutzt. Ein Kilowatt Modulleistung liefert auf der
Freifläche deutlich mehr Ertrag als auf dem Dach und reduziert somit mehr CO2. Bei einer im
Moment sehr begrenzten Anzahl an Modulen ist es wichtig, diese nicht in uneffektive
Kraftwerke zu verbauen, und damit Photovoltaikgegnern gute und stichhaltige Argumente zu
liefern, sondern die zur Verfügung stehenden Module bestmöglich einzusetzen und die
Professionalität der photovoltaischen Stromerzeugung aufzuzeigen. Photovoltaik ist keine
Spielerei, sondern höchst anspruchsvolle Kraftwerkstechnik.
Solarkraftwerke auf und an Gebäuden - und auf Freiflächen
Dem SFV sollte es nahe liegen, die Solarenergie zu fördern und wirklich alle Potenziale zu
nutzen, die uns die Solarenergie bietet. Doch er tut es nicht! Der SFV hat Angst davor, die
Zustimmung Bevölkerung hinsichtlich der Solarenergie als favorisierte Energieerzeugungsform
zu verlieren. Droht dies wirklich bei Freiflächenanlagen? Durch die Schaffung von
Naturlebensräumen, die Senkung der CO2-Emissionen, die Verbesserung der
Photovoltaik-Technik, die Steigerung der Wirkungsgrade und Erträge, die Steigerung von
Medieninteresse und Öffentlichkeitswirksamkeit, die Schaffung von Arbeitsplätzen und die
Nutzung der Solarenergie auf der Grünen Wiese? Das höchste Akzeptanzproblem bei der
Photovoltaik ist nach wie vor der Preis. Durch eine Blockade der Freiflächen für die
Solarenergienutzung werden Preisreduktionen und Effizienzsteigerungen aktiv durch den SFV
verhindert. Dieses Verhalten wiederspricht der Satzung und den Grundsätzen des Vereins. Der
SFV sollte sich besinnen, was als vorrangiges Ziel anzusehen ist: Die Versorgung der
Bevölkerung mit regenerativer Energie, vorzugsweise gewonnen aus Sonnenlicht.
Ich hoffe, dass der "Solarenergie-Förderverein" den Weg vom momentanen
Verhinderungsverein hin zum echten Förderverein schafft, durch eine sachliche Betrachtung
der Freiflächenkraftwerke und nicht durch gefühlsgeleitete Argumentationen.
Mit sonnigen Grüßen
Bernhard Beck
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