15.09.2007

Zerstörung der Ems
wird weiter vorangetrieben

Meyer-Werft feiert am Wochenende neues Kreuzfahrtschiff

"Noch Anfang der 1990er Jahre galt die Unterems als eine der ökologisch wertvollsten Flußmündungen Deutschlands. Heute existieren hier jedes Jahr monatelang ausgedehnte Todeszonen", erläutert Beatrice Claus, Fluß-Expertin der Umwelt-Organisation WWF. UmweltschützerInnen kämpfen zusammen mit dem WWF gegen eine weitere Emsvertiefung.

Viermal wurde die Ems in den Jahren zwischen 1984 und 1995 bereits vertieft, allein im Interesse der Profite der Meyer-Werft und um so den Stapellauf immer größerer Schiffe zu ermöglichen. Es handelt sich dabei nicht allein um eine riesige Umweltzerstörung, sondern zugleich um eine absurde Subventionspolitik, mit der eine Inland-Werft bei einem gleichzeitigen Sterben der großen Werften in den Hansestädten künstlich am Leben erhalten wurde. Maßgeblichen Anteil hatten daran Gerhard Schröder in seiner Zeit als niedersächsischer Ministerpräsident und Jürgen Trittin als sein Alibi-Grüner.1 "Ausgerechnet im rot-grün regierten Niedersachsen werden Großprojekte genehmigt, denen man eigentlich höchstens noch im Freistaat Bayern eine Chance geben möchte", wunderte sich damals die 'Süddeutsche Zeitung'.

Im 40 Kilometer von der Küste entfernten Papenburg baut die Meyer-Werft im größten Trockendock der Welt vor allem immer größere Kreuzfahrtschiffe. Doch zu Beginn der 1990er Jahre konnten die Luxusliner durch die bis dahin auf eine Tiefe von 6,80 Meter ausgebaggerte Ems kaum mehr ins offene Meer befördert werden. Erst die Landesregierung unter Gerhard Schröder - und nicht etwa die Eigner der Meyer-Werft - sicherte den Umweltverbänden einen "umfassenden Ausgleich ökologischer Schäden" zu und konnte sie damit über den Tisch ziehen. So wurde die Ems auf eine Tiefe von 7,30 Meter ausgebaggert.

An diesem Wochenende feiert die Meyer-Werft mit gewohnt großem Medienrummel die Überführung des eben fertiggestellten Kreuzfahrtschiffs 'Norwegian Gem' von Papenburg in Richtung Nordsee. Ausgeblendet bleibt dabei der Tod vieler Tiere. In der Ems kommt es in Folge der profitträchtigen Eingriffe in jedem Sommer zu einem dramatischen Sauerstoffmangel bei dem massenweise Fische verenden. Weil die Ems heute sehr viel schneller fließt, mußten alle Ufer im Laufe der Jahre mit Steinen befestigt werden. So gingen wertvolle Lebensräume verloren. Die Seitenarme der Ems fallen entweder trocken oder verschlicken. So wurden Stint, Zander und Barsch aus ihren Laichgebieten verdrängt.

Der Fluß ist extrem dreckig. Die Emsmündung enthält 120-mal mehr Schwebstoffe als die Mündungen von Elbe und Weser. Diese Stoffe verstopfen die Kiemen von Fischen und Kleinstlebewesen: die Tiere ersticken. Um die künstliche Flußtiefe zu erhalten, muß der Fluß zudem immer wieder ausgebaggert werden. Die Baggermengen haben sich laut einer Studie des WWF durch die Eingriffe um das 15- bis 30-fache erhöht - allein, um bislang die 7,30 Meter Flußtiefe freizuhalten.

Nun fordert die Meyer-Werft eine weitere Vertiefung und in den Sommermonaten soll die Ems mit Hilfe des Sperrwerks bei Gandersum höher aufgestaut werden. Die bisherigen Umweltprobleme würden sich noch einmal verschärfen und die EU-Vogelschutzgebiete an der Ems entwertet. "Dann stünde das Wasser bis an die Deiche und viele Jungvögel würden ertrinken", erklärt Beatrice Claus. Betroffen wären Säbelschnäbler, Kiebitz, Rotschenkel, Uferschnepfe oder Austernfischer. Die Ems darf nicht weiter zerstört, sondern muß saniert und renaturiert werden. Doch dies wird sich nur gegen Wirtschaft und Politik durchsetzen lassen.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

1 Siehe auch unseren Artikel:

      Fauler Zauber
      - Eine Chronologie "rot-grüner" Koalitionen
      und nicht gehaltener Versprechen (22.05.05)

 

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