15.05.2009

Ems-Stauung für Meyer-Werft

Umweltzerstörung für Profit

Im 40 Kilometer von der Küste entfernten Papenburg baut die Meyer-Werft1 gigantische Kreuzfahrtschiffe. Im kommenden Juni und im Juli 2011 soll erneut die Ems aufgestaut werden, um die Überführung zweier bis dahin fertiggestellter Schiffe zu ermöglichen. Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft hat einer Anhebung des Wasserstands um 45 Zentimeter über die bisher genehmigte Höhe von 1,7 Meter über Normal Null (NN) bereits zugestimmt.

UmweltschützerInnen und die Umweltverbände BUND, LBU, NABU und WWF haben gemeinsam gegen die Genehmigung einer zweimaligen Ems-Stauung Klage eingereicht. Als Folge der Ems-Stauung werden rund 500 Hektar in den europäischen Vogelschutzgebieten an der Ems überflutet - mit dramatischen Folgen für die zu dieser Jahreszeit brütenden Vögel. "Mindestens 1000 Jungvögel werden ertrinken und unzählige Gelege vernichtet", warnte eine Sprecherin der Umweltverbände anlässlich der Klageeinreichung beim Verwaltungsgericht in Oldenburg. "Dieser behördlich genehmigte Vogelmord ist für uns nicht hinnehmbar. Die Vorgaben der europäischen Vogelschutzrichtlinie müssen klar eingehalten werden." Betroffen wären insbesondere gefährdete Arten wie Kiebitz, Rotschenkel und Säbelschnäbler. Bereits eine Verschiebung des Anstaus um wenige Wochen nach hinten würde die Auswirkungen auf die Vogelwelt deutlich verringern.

Nach Angaben der Umweltverbände hatte die Meyerwerft den Auftrag für die beiden Schiffe angenommen, obwohl nach damaliger Rechtslage eine Überführung in den Monaten Juni und Juli nicht möglich gewesen ist. Ein Anstau der Ems auf mehr als 1,75 Meter über NN war bisher nur im Winterhalbjahr erlaubt. Gründe hierfür waren der Vogelschutz und die Gewässergüte. Mittelfristiges Ziel des Landkreises Emsland ist jedoch, die Ems ganzjährig auf 2,7 Meter über NN anstauen zu können - und die damit verbundene Aufweichung der Umweltauflagen bezüglich der Sauerstoffgehalte und des Vogelschutzes.

Durch die Ausbaggerungen für die Schiffsüberführungen ist seit den 90iger Jahren im Sommer kaum noch Sauerstoff in der Unterems. "Es besteht ein dringender Sanierungsbedarf zur Verbesserung der Gewässergüte. Eine weitere Aufweichung der Umweltauflagen zu Lasten der Ems werden wir nicht zulassen", so die Umweltverbände.

Viermal wurde die Ems in den Jahren zwischen 1984 und 1995 bereits vertieft, allein im Interesse der Profite der Meyer-Werft und um so den Stapellauf immer größerer Schiffe zu ermöglichen. Es handelt sich dabei nicht allein um eine riesige Umweltzerstörung, sondern zugleich um eine absurde Subventionspolitik, mit der eine Inland-Werft bei einem gleichzeitigen Sterben der großen Werften in den Hansestädten künstlich am Leben erhalten wurde. Maßgeblichen Anteil hatten daran Gerhard Schröder in seiner Zeit als niedersächsischer Ministerpräsident und Jürgen Trittin als sein Alibi-Grüner. "Ausgerechnet im rot-grün regierten Niedersachsen werden Großprojekte genehmigt, denen man eigentlich höchstens noch im Freistaat Bayern eine Chance geben möchte," wunderte sich damals die 'Süddeutsche Zeitung'.

Da auf Gerichte und politische Parteien in den vergangenen Jahrzehnten kein Verlaß war, besteht die letzte Hoffnung darin, daß im Zuge der Weltwirtschaftskrise auch die Meyer-Werft vernichtet wird.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

1 Siehe auch unseren Artikel:

      Zerstörung der Ems wird weiter vorangetrieben
      Meyer-Werft feiert am Wochenende neues Kreuzfahrtschiff (15.09.07)

 

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