Immer weniger Schweinswale
Unverändert wird die Ostsee durch die industrielle Landwirtschaft der Ostsee-Anrainerstaaten - insbesondere Deutschlands - vergiftet. Durch Ausschwemmungen aus den mit chemischen Düngemitteln gedopten Äckern gelangen jährlich rund eine Million Tonnen Stickstoff und 35.000 Tonnen Phosphor in die Ostsee. Das Algenwachstum nimmt ständig zu und in der Folge sinkt der Sauerstoffgehalt. Riesige Todeszonen breiten sich mehr und mehr in der Ostsee aus. Zugleich wird die Ostsee weiterhin skrupellos überfischt.
Erkennbar ist das Elend der Ostsee auch an den sinkenden Beständen von Schweinswalen. Seit 1987 zählt der 70jährige Mediziner Andreas Pfander Schweinswal-Kadaver an den Stränden der schleswig-holsteinischen Ostseeküste. Im vergangenen Jahr wurden nach seiner Zählung zwischen Flensburg und Eckernförde 47 Kadaver angespült, "so viele wie niemals zuvor". 2007 waren es 28.
"Es sterben mehr Tiere, als geboren werden", bestätigt die Vorsitzende der Gesellschaft zum Schutz der Meeressäugetiere, Petra Deimer, den Trend. Entlang der gesamten deutschen Ostseeküste registrierte die Gesellschaft 2007 insgesamt 175 Totfunde. "Für 2008 erwarten wir einen Anstieg", sagt Deimer, "abschließende Zahlen liegen aber noch nicht vor".
Die einzige Walart in der Ostsee wird durch Schadstoffe, Schifffahrt und Unterwasserschall etwa bei der Errichtung von Offshore-Windanlagen dezimiert. "Das größte Problem ist aber die Fischerei", sagt Deimer. Die meisten Tiere verenden in Stell- und Treibnetzen aus Nylon als Beifang. Nur etwa jeder fünfte tote Wal ist älter als vier Jahre und damit bereits geschlechtsreif. Deimer: "Die jungen Tiere kennen die Netze noch nicht." In der westlichen Ostsee leben noch knapp 6000 Tiere, im östlichen Teil des Meeres sind es weniger als 600. "Die östliche Population ist vom Aussterben bedroht", sagt Deimer.
REGENBOGEN NACHRICHTEN
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
Die Ostsee stirbt
Gabriel desinteressiert (15.11.07)
Die Ostsee stirbt
Deutschland schaut zu (28.09.07)
Ozeane kurz vor dem Arten-Kollaps
Plünderung seit Jahren unvermindert (7.06.07)