Berlin (LiZ). Ein neuer Test durch den Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschlands (BUND) hat wie in den vergangenen drei Jahren den Gift-Alarm bei sogenannten bienenfreundlichen Zierpflanzen bestätigt: Es bleibt bei einer viel zu hohen Pestizidbelastung. Bis auf eine Ausnahme enthalten alle Proben der beliebten Sommerblüher giftige Rückstände.
Vor Beginn der Sommergartensaison hat der BUND 22 Stauden mit dem Etikett "bienenfreundlich" aus Gartencentern und Baumärkten testen lassen, darunter Lavendel, Goldmarie, Blaukissen, Akelei und Phlox. Das alarmierende Ergebnis: 64 Prozent der Pflanzen enthielten Pestizide, die hoch gefährlich für Bienen sind. Auf 16 Proben (73 Prozent) wurden für den Menschen besonders gefährliche Pestizide gefunden.
Corinna Hölzel, BUND-Pestizid-Expertin, sagte hierzu: "Der Zierpflanzenbau hat katastrophale Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit. Ein Lavendel war mit 22 verschiedenen Pestiziden belastet, von denen acht der menschlichen Gesundheit schaden, zwei bienengiftig sind und zwei nicht einmal zugelassen waren. Ein solches Produkt kann nur als illegaler Sondermüll bezeichnet werden. Seit drei Jahren testet der BUND sogenannte bienenfreundliche Pflanzen und führt Gespräche mit der Branche. Die Situation hat sich bislang nicht verbessert. Appelle und freiwillige Vereinbarungen allein greifen nicht. Eine rechtlich verbindliche Pestizid-Reduktion auf nationaler und EU-Ebene muß endlich kommen. Ein Verbot von Pestiziden, die besonders gefährlich für Mensch und Umwelt sind, ist überfällig."
Insgesamt wurden in den getesteten Pflanzen 38 Pestizide gefunden. Fünf von ihnen sind hoch bienengefährlich und 20 hoch gefährlich für die menschliche Gesundheit. Sieben Wirkstoffe haben keine Zulassung für Zierpflanzen in Deutschland. Fünf der 22 Pflanzen hätten gar nicht verkauft werden dürfen.
Hölzel weiter: "Der Großteil der Jungpflanzen stammt aus dem globalen Süden, zum Beispiel aus Ländern Afrikas und Lateinamerikas. Dort sind Arbeitskräfte billig, die Gesetzgebung ist oft schwach und hoch gefährliche Pestizide sind im Dauereinsatz. Besonders die ArbeiterInnen auf den Plantagen sind dieser Gefahr ausgesetzt. Leider haben KäuferInnen von Zierpflanzen in Deutschland keine Chance, diese skandalösen Produktions-Bedingungen zu erkennen. Denn es gibt weder Kennzeichnungs-Pflichten noch Grenzwerte. Im guten Glauben kaufen VerbraucherInnen oft Blühpflanzen, die vom Handel als 'bienenfreundlich' beworben werden. Wenn diese jedoch Rückstände bienengefährlicher Pestizide enthalten, können Bestäuber diese Gifte über Nektar und Pollen aufnehmen. Die gewünschte Bienenrettung wird zur Giftfalle. Diese Verkaufspraktiken müssen ein Ende finden."
Der BUND fordert von der Bundesregierung mindestens eine Halbierung des Pestizideinsatzes bis 2030. Besonders gefährliche Pestizide gehören verboten und dürfen auch nicht in Länder des globalen Südens exportiert werden. Hersteller und Händler von Zierpflanzen sollen dem BUND zufolge verpflichtet werden, ihre "Verantwortung" wahrzunehmen und hoch gefährliche Wirkstoffe in der Produktionskette ausschließen. Für VerbraucherInnen ist die beste Empfehlung, Bio-Pflanzen zu kaufen oder Zierpflanzen aus regionalen Bio-Gärtnereien, die vollständig dort gezogen werden.
Anmerkungen
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