Zum vierten Mal in Folge kamen DemonstrantInnen in den Frankfurter Flughafen, um dort lautstark ihren Protest gegen unerträglichen Fluglärm und die infolge des zunehmenden Luftverkehrs stetig wachsende Emission von Klimagasen zum Ausdruck zu bringen. Auf Plakaten und Transparenten war zu lesen: "Lärm macht krank" oder auch "Fraport foltert Flörsheim".
Bislang zeigt die Fraport, die börsennotierte Betreibergesellschaft des Frankfurter Flughafens (Besitzer: Landesregierung Hessen 31,49 Prozent, Stadtwerke Frankfurt 20,11 Prozent, Lufthansa AG 9,92 Prozent), keine Nerven. Lediglich die Frankfurter Ordnungsbehörde machte nun im Vorfeld der vierten Montags-Demo im Flughafengebäude Auflagen - ausgerechnet wegen Lärm. So ist akribisch aufgelistet, daß hinfort keine Trillerpfeifen, keine Vuvuzelas, keine Sirenen und keine Preßluft-Tröten bei der Kundgebung benutzt werden dürfen. Eine Einschränkung des nachweislich krankmachenden Fluglärms scheiterte jedoch bislang vor den Gerichten.
Die Zahl der TeilnehmerInnen stieg von Mal zu Mal. Waren es am 14. November noch rund 450 Menschen, die sich zum Protest in der klimatisierten Halle trafen, wuchs die Zahl über 1.100 auf mittlerweile rund 3.500 an. Neben anderen hielt bei der heutigen Montags-Demo der Landrat von Groß-Gerau eine Rede. Optimistisch meint etwa der Darmstädter Soziologe Michael Hartmann, die fortgesetzten Protest könnten die Fraport zum Einlenken zwingen: "Wenn die Außenwirkung und die permanente Störung massiv zunehmen, wird Fraport vermutlich reagieren."
Dies wäre zwar nicht der Einsicht, aber dem Image-Schaden zuzuschreiben, den die Proteste bei der Fraport verursachen werden. Entscheidend dürfte dabei allerdings sein, ob die überregionalen Mainstream-Medien Notiz von den Montags-Demos nehmen. Auch eine Wirkung auf die etablierten Parteien wird sich erst dann einstellen, wenn die Fraport ein Einlenken signalisiert. Nicht ganz ohne Gewicht sind dabei angedrohte Klagen eines kleinen aber einflußreichen Personenkreises: Mehrere Villenbesitzer am Frankfurter Lerchesberg bereiten angeblich Klagen vor. Dort wohnen gut verdienende Chefärzte, Notare und Bankiers. Bei dieser Klientel verfängt auch nicht das "Casa-Programm", mit dem die Fraport unbewohnbare Immobilien aufkauft.
Gegen den zunehmenden Fluglärm und die Umwelt-Verpestung hatten am 22. Oktober rund 20.000 Menschen bei einem Demonstrationszug von Mainz nach Wiesbaden protestiert. Die Montags-Demos im Flughafen-Gebäude sollen bis kurz vor Weihnachten fortgesetzt werden. Organisiert werden sie vom Bündnis der Bürgerinitiativen, die sich gegen den Betrieb der Nordbahn und für ein Nachtflugverbot einsetzen.
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
20.000 protestieren gegen Fluglärm
und Klimagase
Demo gegen Ausbau des Frankfurter Flughafens (23.10.11)
Mediation und Durchsetzungs-Strategien
Das Beispiel Frankfurter Flughafen (18.10.11)
Menschenkette gegen Fluglärm
24.000 am Müggelsee (28.08.11)
Absturz von US-Kampfflugzeug bei Laufeld
Verseuchung durch Uran-Munition? (2.04.11)
Frankfurter Flughafen
Demo gegen Fluglärm in Mainz (20.02.11)
Berliner S-Bahn planmäßig ruiniert
Verantwortlich war Bahn AG (14.01.11)
Winter schützt Klima
Flugverkehr lahmgelegt (30.12.10)
60.000 Bäume für VW-Flughafen
Abholzung im Querumer Forst (8.01.10)