Deutsche Umweltorganisationen fordern mehr Urwaldschutz in Norwegen
Norwegen ist Schlußlicht beim Waldschutz in Skandinavien. Gerade mal ein
Prozent der Waldfläche steht dort unter Schutz. In Schweden und Finnland
sind zwar auch längst nicht alle Urwälder geschützt, aber immerhin fast vier
Prozent. 'Robin Wood' und zwölf weitere deutsche Umweltorganisationen haben
daher in einem Brief den norwegischen Umweltminister Börge Brende
aufgefordert, dafür zu sorgen, daß weitere Waldschutzgebiete ausgewiesen
werden.
Allerdings haben alle europäischen Staaten im Hinblick auf Naturschutzgebiete
oder Nationalparks nicht sonderlich viel vorzuweisen. In Deutschland steht ein
wenig mehr als 2 Prozent der
Landesfläche unter (halbwegs ernsthaftem) Naturschutz. In Norwegen sind es
formal 6 Prozent. Den USA kann sicherlich eine allgemeine Mißachtung des
Natur- und Umweltschutzes vorgeworfen
werden, besonders unter den letzten vier Präsidenten. Doch die als Nationalparks
unter Schutz gestellte Fläche - eine alte Errungenschaft, die hier und dort
angegriffen wird -
beträgt immerhin rund 11 Prozent der Fläche der USA - ebensoviel wie
beispielsweise
in Neuseeland. Vorbildlich ist im Vergleich hierzu der arme afrikanische
Staat Tansania (u.a. Serengeti Nationalpark), wo rund 25 Prozent der
Landesfläche unter strengem Naturschutz stehen.
Aktueller geht der Streit in Norwegen um ein Waldgebiet an der regenreichen
Fjordküste auf der Höhe von Trondheim. Der dortige boreale
Regenwald ist wegen seiner ungeheuren Vielfalt an Baumflechten einzigartig
in Europa. Trotzdem wurde im vergangenen Jahr damit begonnen, ihn kahl zu
schlagen. Erst nach Protesten norwegischer und deutscher
Waldschutzorganisationen wurden die Arbeiten unterbrochen.
An der anschließenden Diskussion vor Ort war neben einem Vertreter der
deutschen Umweltorganisationen auch der Axel Springer Verlag als
einflußreicher Kunde norwegischen Papiers beteiligt. Aufgrund der Gespräche
entschieden die Waldbesitzer, die Rodungen vorerst nicht wieder
aufzunehmen. Sie erwarten allerdings von der norwegischen Regierung einen
finanziellen Ausgleich für einen dauerhaften Verzicht.
"Norwegen ist wegen seiner Ölvorkommen eines der reichsten Länder Europas",
so Rudolf Fenner, Waldreferent bei 'Robin Wood'. "Trotzdem leistet Norwegen
noch weniger als seine skandinavischen Nachbarn für den Urwaldschutz. Die
norwegische Regierung muß jetzt handeln, damit die letzten Urwälder Europas
nicht unwiederbringlich verloren gehen."
Petra Willaredt
Anmerkung:
Siehe auch unseren Artikel
Erneut Urwaldholz in deutschen Baumärkten (12.03.04)