12.12.2003

Auch "Rot-Grün"
kann nicht länger leugnen:
Dem Wald geht's immer schlechter

Noch im Juli hatte Ministerin Künast getönt1: "Wir haben den Trend umgekehrt" (Welt am Sonntag) und Schlagzeilen produziert: "Waldsterben in Deutschland gestoppt". Die kesse Künast wollte es allen Bedenkenträgern mal so richtig zeigen: "Der Wald wächst wieder gesünder, die Flächen nehmen zu, die Holzwirtschaft hat in Deutschland eine gute Zukunft. Unsere Wälder sind schöner geworden. Ich kann nur dringend empfehlen, am Sonntag einen Waldspaziergang zu unternehmen."

Bereits im August2 wurde erkennbar, daß sich im Gegenteil der Zustand der deutschen Wälder weiter verschlechtert hatte. Und bereits im Oktober3 lagen die ersten Studien vor. Doch erst jetzt mit der Vorlage des alljährlichen "Waldschadensberichts" kommt "Rot-Grün" nicht länger umhin, die Realität wahrzunehmen. Nur noch rund 30 Prozent aller Waldbäume sind frei von äußerlich erkennbaren Schäden - und das, obwohl kontinuierlich kranke Bäume gefällt werden. Als Erklärung wird jedoch mal wieder von den wahren Ursachen abgelenkt und auf die lang anhaltende Trockenperiode dieses Sommers verwiesen.

Trockene Sommer gab es jedoch im Verlauf der Jahrzehnte immer wieder - und wird es Dank mangelhaften Klimaschutzes bald immer häufiger geben - und gesunde Wälder können dem standhalten. Die Ursachen jedoch liegen in der weiterhin zunehmenden Schadstoffbelastung, durch die unsere Wälder immer anfälliger werden. Sturm, Kälte, Trockenheit, Insektenbefall werden damit zu einem tödlichen Risiko. Doch obwohl fast alle Umweltverbände - mehr oder weniger deutlich - die lange versprochene Wende in der Landwirtschaft oder in der Verkehrspolitik anmahnen, bleibt es bei warmen Worten und der mit keinerlei Ergebnissen korrespondierenden Selbstbeweihräucherung als "Vorreiter des Klimaschutzes".

"Ein stabiler, gesunder Wald kann auch lange Trockenperioden weitgehend schadlos überstehen", erläutert beispielksweise Rudolf Fenner, Waldreferent von 'Robin Wood'. "Erst wenn die Baumwurzeln durch den Sauren Regen geschädigt sind und das schüttere Kronendach die Waldböden schneller austrocknen läßt, gerät das Ökosystem sehr schnell in eine Stress-Situation, in der die Bäume sichtbar leiden oder auch absterben." Ammoniakausdünstungen aus der Landwirtschaft und Stickoxidabgase aus dem Straßenverkehr machen dem Wald am meisten zu schaffen. Diese Stickstoffemissionen sind unbestritten die Schadstoff-komponente Nummer Eins im Giftcocktail des Sauren Regens.

Und obwohl diese Fakten längst bekannt sind, wird daran vorbeigeredet und jedes Jahr ein neuer "Waldschadensbericht" vorgelegt. Daß sich daran unter "Rot-Grün" bis zur nächsten Bundestagswahl 2006 noch etwas ändern wird, bezweifeln mehr und mehr Menschen. Immerhin eine gute Voraussetzung dafür, daß eine grundlegende demokratische Alternative zu den Parteien gesucht wird.

 

Ute Daniels & Harry Weber

 

Anmerkung:
Siehe auch unsere Artikel:
1 'Künast zum Haartest ?' Kolumne v. 15.07.2003

2 'Waldsterben virulent' v. 29.08.03

3 'Waldsterben trotzt Künast
    - Optimismus allein nützt nichts' v. 23.10.03

 

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