Gestern war Welttierschutztag. In den Massenmedien wurde er weitestgehend ignoriert - zu recht. Denn es gibt nicht
Bemerkenswertes zu berichten. Wer von "Rot-Grün" in Hinblick auf den Tierschutz 1998 oder gar nochmals 2002 irgend
etwas erwartete, muß entweder über ungewöhnliche Selbstsuggestions-Fähigkeiten verfügen oder bitter enttäuscht sein.
Nichts Effektives geschah zum Schutz wildlebender und vom Aussterben bedrohter Arten gegen den Import nach
Deutschland1. Deutschland ist immer noch einer der größten Absatzmärkte für wildlebende Tiere.
Stattdessen soll jetzt als Alibi-Aktion (auf Initiative aus dem "schwarz" regierten Hessen) ein Gesetz zum
Haltungsverbot bestimmter Wildtierarten im Zirkus gemacht und der Entwurf für eine Verordnung zur Haltung von
Pelztieren vorgelegt werden. Bei der Nutztierhaltung waren dagegen - auch nach gestrigen Statements von
Tierschutzorganisationen - keine nennenswerten Fortschritte in Richtung Tierschutz zu verzeichnen. Halbherzige
Fortschritte wie bei der Legehennenverordnung, die allerdings noch gar nicht in Kraft getreten waren, sind bereits
wieder in Frage gestellt.
Ach ja, einen großen Fortschritt für alle Tiere, die lesen können, hätte ich beinahe vergessen: seit letztem Jahr steht
etwas über "ethische Verantwortung für unsere Mitgeschöpfe" in der Verfassung. Und selbst diese veantwortung ist
nicht aktuell, sondern lediglich "Staatsziel". Nachdem der "Verbrauch" an Versuchstieren Anfang der 80er Jahre
zeitweise ein wenig zurückging, steigt er seit der Euphorie um Gen- und Biotechnologien wieder kräftig an. Ob die
angekündigte Verordnung zur Haltung von Pelztieren das Töten von rund 300.000 Nerzen jährlich allein aus anscheinend
unausrottbarer Modetorheit tatsächlich bremsen wird, darf bezweifelt werden.
Nach wie vor erschreckend ist auch die Bilanz bei der landwirtschaftlichen Tierhaltung. Das Künast-Ministerium hat
zwar im April 2003 einen Gesetzentwurf zur Schweinehaltung vorgelegt. Doch dieser erfüllt nach Einschätzung von
Tierschutzorganisationen nicht einmal Mindestanforderungen. Und die EU-Kommission hat einen Vorschlag für eine
neue Verordnung zu Tiertransporten vorgelegt. Und dieser ist nach Einschätzung von Tierschutzorganisationen eher
ein Rückschritt, denn ein Fortschritt.
Es wurden kürzere Transportzeiten von 9 Stunden mit anschließender Pause von 12 Stunden festgelegt, während
derer die Tiere auf dem Fahrzeug bleiben müssen. Doch diese Intervalle können beliebig häufig wiederholt werden.
8 Stunden Transport wären nach Einschätzung von Tierschutzorganisationen die Obergrenze des noch Verantwortbaren...
Petra Willaredt
Anmerkung:
Siehe auch unseren Artikel:
1'Papageien hinter Gitter - Trittin frei' v. 14.07.03