6.02.2012

Schaden im AKW Cattenom
19 Tage lang verharmlost

AKW Cattenom - Collage: Samy
Die französische Atom-Aufsicht ASN mußte heute einräumen, daß die "Panne" im AKW Cattenom vom 18. Januar deutlich gravierender war als zunächst gemeldet. Der Meiler mit vier Atom-Reaktoren im Dreiländereck Lothringen-Luxemburg-Saarland, der die Mosel zur Reaktor-Kühlung benutzt, ist nicht zuletzt wegen des überdurchschnittlichen Risikos von Flugzeugabstützen höchst umstritten.

Offensichtlich sah sich die ASN erst durch eine unterschiedliche Bewertung der zunächst wie üblich als "Panne" dargestellten Probleme durch deutsche Behörden zu einer Kehrtwende genötigt. Die Kraftwerks-Leitung hatte zunächst lediglich gemeldet, es sei das Fehlens eines Apparateteils festgestellt worden, das die Aufgabe hat, den Rückfluß in den Kühlleitungen eines Brennelemente-Lagerbeckens zu verhindern. Kommt es zu einem Rückfluß, kann das Kühlwasser des Lagerbecken abfließen. In der Folge kann ein unkontrollierbares Überhitzen der dort zum "Abklingen" eingelagerten Brennelemente zu einer Katastrophe führen wie in Block 4 des AKW Fukushima.

Wie nun bekannt wurde, hatte die ASN sechs Tage nach der "Panne", am 24. Januar, die Lage vor Ort untersucht und der Kraftwerks-Leitung eine Frist von 10 Tagen zur Beseitigung des Schadens eingeräumt. Diese sei dann zwischen dem 1. und 3. Februar vorgenommen worden.

Bei der ASN-Inspektion im vergangenen Jahr waren im AKW Cattenom eine ganze Reihe von "Mängeln" festgestellt worden. So wurden Roststellen vermerkt, Defizite bei der Notstromversorgung und im Kühlungssystem sowie bei der Erdbebensicherheit. Dennoch hatte die ASN die Erlaubnis erteilt, daß das Atomkraftwerk weiter am Netz bleiben darf.

Im August 1986 - knapp vier Monate nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl - wurde das AKW Cattenom bei einem Hochwasser der Mosel überflutet. Wasser drang in die Keller des AKW ein, in denen sich die sensibelsten Teile der Reaktoren befinden - unter anderem die Hochleistungspumpen des Primärkreislaufs. Aber auch in den überfluteten Verbindungsgängen drohte Gefahr. Hier laufen die Kabel entlang, die die Schaltanlagen und Pumpen der Reaktoren versorgen.

Das Atomkraftwerk, dessen vier Reaktoren bereits ein Alter zwischen 20 und 25 Jahren aufweisen, ist besonders von Flugzeugabstürzen gefährdet. Nach nicht-offiziellen Informationen besitzt sein Containment eine Betonhülle mit nicht mehr als 80 Zentimeter Stärke. Über Cattenom hinweg verlaufen gleich mehrere Flugrouten. Das AKW liegt umgeben von sieben Flughäfen. Nur einige Kilometer entfernt befindet sich das französische Übungsgebiet für Tiefflieger. Im Juli 1981 raste ein Mirage-Kampfflugzeug in einen Sendemast - nur einige Kilometer vom AKW Cattenom entfernt.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      AKW Ringhals
      Brand wegen vergessenem Staubsauger (14.11.11)

      Brennelemente-Tausch
      Radioaktives Jod über AKW Gundremmingen (12.11.11)

      25.000 bei Anti-Atom-Protesten
      in Frankreich (15.10.11)

      Nuklear-Nomade im AKW Fessenheim verstrahlt
      Krebs bei 1.600 Euro im Monat? (23.09.11)

      Vorlage für Terrorismus
      US-Atombehörden verschlampen 2,7 Tonnen Bomben-Uran
      (16.09.11)

      Explosion in Nuklear-Anlage Marcoule
      Ein Toter (12.09.11)

      Witz der Woche
      Der gleiche strenge Stress-Test... (10.08.11)

      AKW Fessenheim
      bekommt Persilschein (6.07.11)

      Anne Lauvergeon, eine der härtesten
      Atomkraft-Kämpferinnen tritt ab (18.06.11)

      Italiens Atom-Ausstieg bestätigt
      Berlusconi gescheitert (13.06.11)

      Merkels "Atom-Ausstieg"
      Täuschungsversuch wie vor 11 Jahren
      Wie Kretschmann 2002 einen
      "politischen Selbstmord" überlebte (30.05.11)

      Atom-Ausstieg in der Schweiz?
      Regierung versucht Volksverdummung (26.05.11)

      "Panne" im AKW Fessenheim
      fünf Tage verspätet bekanntgegeben
      Radioaktivität ausgetreten (7.04.11)

      USA: Die Atom-Mafia steht über dem Gesetz
      Meldepflicht häufig ignoriert (1.04.11)

      Sarkozy und die Atombombe
      für Gaddafi (23.02.11)

      Reihe schwerer Sicherheitsmängel
      in französischen AKW (22.02.11)

      Erhöhtes Risiko im AKW Fessenheim
      20 Prozent Meßungenauigkeit bei Druck-Sensor (4.02.11)

      Schrott-AKW Tricastin
      ASN verlängert Laufzeit um 10 Jahre (6.12.10)

      AKW Flamanville
      Dach eingestürzt (5.12.10)

      AKW Fessenheim: Kurzschluß
      Automatische Abschaltung von Block I (20.10.10)

      Radioaktives Cäsium im Kanal
      beim AKW Fessenheim (14.10.10)

      Radioaktive Wolke aus AKW Fessenheim
      erst nach über einem Monat publik (26.09.10)

      Rheinerwärmung durch AKW Fessenheim
      Gastbeitrag von Axel Mayer (16.07.10)

      Brand im AKW Fessenheim
      Keine Nachricht in deutschen Mainstream-Medien (15.07.10)

      AKW-Neubau?
      Die große Propaganda-Offensive (3.07.10)

      Frankreich: Laufzeitverlängerung auf 40 Jahre
      kostet 600 Millionen Euro pro Reaktor
      AKW Fessenheim bis 2017? (27.06.10)

      "Störung" im AKW Fessenheim
      im Dezember gravierender als bislang bekannt (23.02.10)

      Verbrecherische Menschenversuche
      bei französischen Atombomben-Tests (17.02.10)

      Obama verspricht
      Bau neuer Atomkraftwerke in den USA (30.01.10)

 

neuronales Netzwerk