27.10.2007

AKW Fessenheim:
Arbeiter vor vier Tagen
"leicht verstrahlt"

Informationen dürftig und zeitverzögert

Im AKW Fessenheim haben sich in dieser Woche erneut "Pannen" ereignet. Wie bei gravierenden Ereignissen üblich wurde die Öffentlichkeit darüber mit erheblicher Zeitverzögerung informiert.

Die dürftigen Informationen gehen aus dem gestern (Freitag) veröffentlichten wöchentlichen Informationsblatt des AKW-Betreibers hervor. Ob das südbadische Regierungspräsidium in Freiburg zeitnah informiert wurde, ist bislang nicht bekannt. Bereits vor Jahren wurde eine Standleitung vom nur 24 Kilometer vom Freiburger Stadtzentrum an der elsässischen Seite des Rheins gelegenen AKW Fessenheim eingerichtet und immer wieder versicherten Direktion und EdF, über Störfälle unverzüglich zu informieren.

Laut Darstellung des Betreiber-Informationsblatts wurde am Dienstag bei einem Arbeiter eine "leichte innere Verstrahlung" festgestellt. Die Verstahlung habe "unter einem Hundertstel der zulässigen Jahresdosis" gelegen. Dies entspreche in etwa einer Röntgenaufnahme der Lunge, hieß es weiter. Der Mann habe unterdessen seine Arbeit wieder aufnehmen können.

Wie üblich wurden keine Angaben über die Art der Verstrahlung gemacht. In der Nuklearbranche ist die Inkorporation von radioaktiven Stäuben nicht ungewöhnlich. Alpha-Strahler wie Plutonium sind aus einer Entfernung von mehreren Zentimetern kaum mehr meßbar, verursachen jedoch - einmal in der Lunge - mit hoher Wahrscheinlichkeit Lungenkrebs. Der Vergleich mit der Strahlendosis einer Röntgenaufnahme ist daher völlig abwegig.

Darüber hinaus wurde laut Betreiber-Informationsblatt in Block Eins der Anlage in der Nacht zum Mittwoch ein Defekt an einer der drei Pumpen festgestellt, die die Dampfgeneratoren mit Wasser versorgen. In einem solchen Fall müssen der Druck und die Temperatur im radioaktiven Primärkreislauf sofort gesenkt werden. Die Absenkung sei zwar erfolgt, jedoch nicht in der vorgeschriebenen Zeit. Diese Panne sei auf Stufe Eins der siebenstufigen internationalen Störfallskala eingeordnet worden. Dies ist für die Verhältnisse im AKW Fessenheim als ungewöhnlich anzusehen, da die Mehrzahl der jährlich rund 50 "Pannen" auf Stufe Null deklariert wird.

Ingenieure der französischen Behörde für Atomaufsicht (ASN) aus Straßburg führten in den vergangenen Wochen zwei unangemeldete Inspektionen im AKW Fessenheim durch. Die Behörde hatte dem Meiler am Oberrhein Anfang Juli schlechte Noten gegeben.1 Die Sorgfalt beim Betrieb des Kraftwerks sei "unzureichend", kritisierte damals der Leiter des Straßburger ASN-Büros, Alain Liger. UmweltschützerInnen auf beiden Seiten des Rheins fordern seit Jahren die Stilllegung des mit 30 Jahren ältesten Atomkraftwerks in Frankreich. Am 10. November wollen sie ihre Forderung mit einem Prostestfrühstück auf dem Damm beim AKW Fessenheim bekräftigen.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

1 Siehe insbesondere unseren Artikel von 5.07.07:

      Laufzeit AKW Fessenheim bis 2017?
      100-Millionen-Euro-Investition (3.10.07)

      Störfall im AKW Fessenheim verschwiegen
      Laut 'TV Südbaden' bereits Anfang August (31.08.07)

      AKW Fessenheim mit schlechten Noten
      49 "Störfälle" im Jahr 2006
      Französische Atomaufsicht unzufrieden (5.07.07)

      AKW Fessenheim: 30 Jahre tödliche Gefahr (7.03.07)

 

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