5.05.2009

Erdbeben der Stärke 4,5
bei Steinen

AKW Fessenheim nach wie vor unsicher

Erdbeben und Fessenheim In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch um 3.39 Uhr bebte die Erde in der südbadischen Region. Das Epizentrum des Bebens der Stärke 4,5 auf der Richterskala lag bei Steinen im Landkreis Lörrach - nur rund 30 Kilometer Luftlinie vom AKW Fessenheim entfernt. Das Erdbeben war im Umkreis von mehr als 100 Kilometern spürbar.

Das Epizentrum des Bebens liegt damit nahezu im gleichen Abstand zum AKW Fessenheim wie die Stadt Basel, die 1356 von einem schweren Erdbeben zerstört wurde. Das damalige Beben, das nach Ansicht von Fachleuten eine Stärke von 6,5 auf der Richterskala besaß, kann keinesfalls als das stärkstmögliche Erdbeben in der Oberhein-Region gelten. "Der Oberrheintalgraben ist eine von Deutschlands Erdbebengegenden", erklärt Jochen Zschau, Geophysiker und Direktor des Departments Physik der Erde am Geoforschungszentrum (GFZ) Potsdam. "Das Erdbeben hängt mit der Schwächezone entlang des Grabens und mit dem Druck von Afrika auf Europa zusammen, der ein Spannungsfeld erzeugt."

Vor 50 Millionen Jahren brachen Schwarzwald und Vogesen auseinander und es entstand der 40 Kilometer breite Oberrheintalgraben. Dies hat Auswirkungen bis heute: Entlang des Grabens bebt die Erde regelmäßig, zuletzt vergangene Nacht.

Am 22. Februar 2003 fand ein Erdbeben der Stärke 5,4 mit Epizentrum im von Fessenheim nur rund 60 Kilometer entfernten St. Dié statt.1 Bereits am 4. Dezember 2004 kam es zu einem weiteren Erdbeben der Stärke 5,4 mit Epizentrum im nur rund 35 Kilometer von Fessenheim entfernten Waldkirch.2

Das AKW Fessenheim, das als ältestes französisches Atomkraftwerk bereits im Jahr 1977 in Betrieb ging, war zunächst nicht einmal ansatzweise gegen Erdbeben gesichert. Erst nachdem diese Tatsache bekannt wurde und auf massiven Druck der Öffentlichkeit hin nahm der Betreiber-Konzern EdF einige nur wenig wirksame Nachbesserungen vor. Eine stabile Bodenplatte wie sie bei manchen anderen als "erdbebensicher" propagierten AKWs vorhanden ist, kann nicht mehr nachträglich eingezogen werden. Im August 2000 mußte EdF eingestehen, daß die Wasserbecken des Notkühlsystems und das Abklingbecken für verbrauchte Brennelemente nicht erdbebensicher sind. Ein vibrationsbedingter Abriß von primären Kühlleitungen kann zur Kernschmelze und damit zu einer Katastrophe wie in Tschernobyl führen.

Das AKW Fessenheim sei mittlerweile erdbebensicher und für ein Erdbeben mit vergleichbarer Stärke wie das Basler Erdbeben von 1356 ausgelegt, behauptet EdF. Wie jedoch aus einer am 5. September 2007 veröffentlichten Studie hervorgeht, liegt dieser Behauptung des Betreiber-Konzerns lediglich das Szenario eines Erdbebens mit Epizentrum in einer Entfernung von 34 Kilometern und einer maximalen Stärke von 6,2 auf der Richterskala zugrunde. Es ist daher mit "Russischem Roulette" vergleichbar, darauf zu hoffen, daß kein entsprechend starkes Erdbeben mit einem Epizentrum näher als 30 Kilometer vom AKW Fessenheim entfernt eintreten wird. Die Umwelt-Organisation BUND konstatiert daher in einer aktuellen Pressemitteilung: "Die Aussage »Fessenheim ist erdbebensicher« ein Lüge. Es war unverantwortlich in Fessenheim ein AKW zu bauen und es ist skandalös es weiter zu betreiben."

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

1 Siehe auch unseren Artikel:

      AKWs und Erdbeben (25.02.03)

2 Siehe auch unseren Artikel:

      Erdbeben der Stärke 5,4
      AKW Fessenheim nur rund 35 Kilometer vom Epizentrum entfernt
      (4.12.04)

Siehe auch unsere Artikel:

      IAEA: AKW Fessenheim
      entspricht nicht internationalen Standards (8.04.09)

      AKW Fessenheim
      30 Jahre tödliche Gefahr (7.03.07)

      Aufruf: Atom-Ausstieg selber machen

      Info: Atom-Ausstieg

 

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