Bei einer Überprüfung des Atomkraftwerks Fessenheim haben ExpertInnen festgestellt, daß dieses nicht mehr internationalen Standards entspricht. Das geht aus dem Bericht der Internationalen Atomenergie-Agentur (IAEA) hervor.
Die Untersuchung des AKW Fessenheim durch die IAEA, eine Lobby-Organisation der Atom-Industrie, war im Vorfeld von Seiten der Anti-AKW-Bewegung und Umweltverbänden stark kritisiert worden. Doch entgegen den bei einer Demonstration am 21. März beim AKW vorgebrachten Bedenken, die Überprüfung durch die IAEA werde lediglich einen "Persilschein" ausstellen, ist nun doch die von Betreiberseite angestrebte Verlängerung der Betriebsgenehmigung um weitere zehn Jahre in Frage gestellt.
Obwohl Schutzvorrichtungen des AKW Fessenheim gegen Erdbeben vom IAEA-Team nicht untersucht wurde - ein wesentlicher Kritikpunkt der UmweltschützerInnen - erteilte die IAEA dem vom Stadtzentrum der südbadischen Metropole Freiburg nur 24 Kilometer Luftlinie entfernten Meiler keine guten Noten. Am schwerwiegendsten sei der unzureichende Schutz der ArbeiterInnen vor Brandverletzungen, die beim versehentlichen Kontakt mit heißen Rohren oder anderen Materialien drohe. Außerdem stellte die IAEA Verspätungen bei notwendigen Reparaturarbeiten fest. Die Mängel betreffen den nuklearen und den nicht-nuklearen Teil der Anlage. Die Lage in Fessenheim entspreche derzeit "nicht den internationalen Standards", so das Fazit der ExpertInnen.
Im Herbst steht die Zehn-Jahres-Inspektion dieses ältesten Atomkraftwerks Frankreichs an, das bereits 1977 ans Netz ging. Offenbar ist ebenso wie bei der nun abgeschlossenen IAEA-Überprüfung auch hierbei keine Untersuchung vorgesehen, inwieweit das AKW gegen einen gezielten Flugzeugabsturz nach dem Vorbild des 11. September 2001 geschützt ist. Es ist also nach wie vor offen, ob die französischen Behörden einer Verlängerung der Betriebsgenehmigung um weitere zehn Jahre stattgeben.
Die französische Anti-AKW-Bewegung will mit einem großen internationalen Aktionswochende und Demo am 3. und 4. Oktober 2009 im elsässischen Colmar Druck ausüben, um die Stilllegung des AKW Fessenheim und einen Atomausstieg in Frankreich durchzusetzen.
REGENBOGEN NACHRICHTEN
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel zum Thema:
Demo gegen Schein-Überprüfung
des AKW Fessenheim (22.03.09)
AKW Fessenheim undicht
Reaktor seit Samstag abgeschaltet (6.03.09)
AKW Fessenheim für weitere Jahrzehnte?
Versprecher oder Insider-Wissen? (4.12.08)
AKW Fessenheim: Block 2 abgeschaltet
Leck im Primärkreislauf (20.02.08)
Erneut Leiharbeiter im AKW Fessenheim verstrahlt (27.11.07)
Protestfrühstück beim AKW Fessenheim
"Terrorgefahr wird nicht ernst genommen" (11.11.07)
AKW Fessenheim: Arbeiter vor vier Tagen "leicht verstrahlt"
Informationen dürftig und zeitverzögert (27.10.07)
Laufzeit AKW Fessenheim bis 2017?
100-Millionen-Euro-Investition (3.10.07)
Störfall im AKW Fessenheim verschwiegen
Laut 'TV Südbaden' bereits Anfang August (31.08.07)
AKW Fessenheim mit schlechten Noten
49 "Störfälle" im Jahr 2006
Französische Atomaufsicht unzufrieden (5.07.07)
AKW Fessenheim: 30 Jahre tödliche Gefahr (7.03.07)
Aufruf: Atom-Ausstieg selber machen
Info: Atom-Ausstieg