MGfA-Tiefbohrung vor dem Konzerthaus
Die "Münchhausen-Gesellschaft für Akzeptanzförderung" (MGfA) machte am gestrigen Samstag in Freiburg Station und baute vor dem Konzerthaus einen "Bohrturm" auf. In einer Ankündigung hatte es geheißen: "Wassereinbrüche in Morsleben, Asse und Gorleben machen die dortigen Endlager-Pläne zunichte. Deshalb beginnt nun erneut eine ergebnisoffene Suche, auch an Standorten in Südbaden."
Die AktivistInnen der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg, die mit einem Bus zur Zeit durch Deutschland unterwegs sind, wollen Betroffenheit wecken. Allzu einfach haben es sich - so scheint es ihnen - Partei-PolitikerInnen in Baden-Württemberg und Bayern gemacht, die in den vergangenen Jahren eine "alternative Endlagersuche" in den südlichen Bundesländern rigoros abblockten. Und dies, obwohl es aus geologischer Sicht sicherlich "endlagerhöffigere" (ein Begriff aus dem Fachvokabular der KernenergieberfürworterInnen) Formationen im Untergrund dieser Bundesländern gäbe als ausgerechnet der nachweislich ungeeignete Salzstock unter Gorleben.
Zu einem Aufflammen der öffentlichen Diskussion über die ungelöste Endlagerproblematik hat in den vergangenen Monaten neben den skandalösen Enthüllungen um die als "Versuchs-Endlager" oder Endlager für mittel- und niedrigradioaktiven Müll bezeichneten ehemaligen Bergwerke Asse II, Morsleben und Schacht Konrad sicherlich auch der Skandal beigetragen, daß der Salzstock in Gorleben illegal seit Jahren zu einem Atommüll-Endlager ausgebaut worden ist, obwohl nur eine Genehmigung für Erkundungsarbeiten vorgelegen hatte.1
Diese nicht zum ersten Mal publik gewordene Mißachtung von Recht und Gesetz durch die deutsche Atom-Mafia hat besonders in der Region um Gorleben, im Wendland, zu massivem Unmut geführt. Das Wendland und besonders die Kreise Lüchow und Dannenberg sind in der "fünften Jahreszeit", wenn der CASTOR-Transport ins Zischenlager Gorleben - meist Anfang November - unterwegs ist, einem Belagerungszustand mit einem Heer von Polizeiteinheiten ausgesetzt. Eine Mehrheit der lokalen Bevölkerung organisiert und unterstützt in mannigfacher Weise Blockaden und gewaltfreie Proteste. Denn bis heute versucht die Politik mit dem Transport von Atommüll in ein oberirdisches Zwischenlager bei Gorleben, den vom früheren niedersächsischen Ministerpräsidenten Ernst Albrecht Ende der 1970er Jahre nach politischen Gesichtspunkten ausgewählten Standort für ein atomares Endlager durch die Schaffung von radioaktiven Tatsachen durchzudrücken.
Die "alternative Endlager-Erkundung" ist Teil des Programms der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg, die vom 5. Juli bis 3. August mit ihrem BI-Bus auf Deutschland-Tour ist. Die AktivistInnen aus dem Wendland wollen daran erinnern, daß auch 70 Jahre nach Entdeckung der Kernspaltung immer noch nicht geklärt ist, wie man den hochradioaktiven Abfall lagern müsste, damit er nicht zur Gefahr für Mensch und Umwelt wird - geschweige denn, wo.
Außerdem möchten die WendländerInnen für die große Anti-Atom-Demonstration "Mal richtig abschalten" am 5. September in Berlin mobilisieren. Mit Straßentheater und Musik wird auf den Gorleben-Komplex und die Anti-Atom-Demo aufmerksam gemacht.
REGENBOGEN NACHRICHTEN
Anmerkungen
1 Siehe hierzu unsere Artikel:
Illegaler Ausbauunter Gorleben
1,5 Milliarden Euro bereits für Ausbau als "Endlager" investiert
(28.05.09)
Asse II: Mehr radioaktiver Müll als vermutet
Greenpeace findet Hinweise auf zu niedrige Angaben
in den Inventar-Listen (7.05.09)
Asse II: Einsturzgefahr in Kammer 7 akut
(29.04.09)
Asse II diente auch der Bundeswehr als Atomklo
Endlager-Skandal nimmt immer neue Dimensionen an (24.04.09)
Asse II: Auch Fässer mit Pestiziden,
Arsen und Blei im "Versuchs-Endlager" Asse II (15.04.09)
US-Regierung gibt atomare Endlager-Pläne auf
Yucca Mountain ungeeignet (9.03.09)
Versuchslager Asse II
Wer hat den radioaktiven Müll produziert? (23.02.09)
Lauge aus Atommüll-Lager Asse erneut nach 'Mariaglück'
Dringend nötige Rückholung weiter verzögert (7.02.09)
Einsturzgefahr im Atommüll-Lager Asse
Seit Dezember nicht veröffentlicht (15.01.09)
Asse II: Der Wechsel zum BfS ist nur Pop
Rückholung des radioaktiven Mülls bislang nicht geplant (5.09.08)
Gefahr durch atomares Versuchslager Asse II nicht länger geleugnet
Atom-Minister Gabriel: "Zustände in Asse sind unhaltbar"
Wird das Bergwerk geräumt? (2.09.08)
Verdacht auf hochradioaktiven Müll im Versuchslager Asse II
"Brennstäbe in Blechdosen" (29.07.08)
Skandal-Grube Asse II
Eindringendes Wasser radioaktiv kontaminiert (12.06.08)
Kosten für Karlsruher "Atomsuppe" wachsen auf 2,6 Milliarden Euro
Vorgeschmack auf das bittere Erbe der Atomenergie (16.01.08)
Endlager-Pläne in Ton zerbröseln
Konsequenzen für Benken (Schweiz) und Bure (Frankreich)
(14.01.08)
Drohende Umweltkatastrophe durch Atom-Lagerstätte Asse
Gabriel räumt Gefahren ein (21.11.07)
Die BI Schacht Konrad weitet den Kampf aus
Zahlreiche Aktionen gegen Atommülldeponie (4.07.07)
Niederlage im Kampf gegen Schacht Konrad
Gericht gibt Atom-Mafia recht (3.04.07)
Atomares Endlager
Yucca Mountain gestoppt (22.07.04)
ItalienerInnen erfolgreich -
kein Endlager weltweit (2.12.03)
Zwischenlager +++ Salz +++ Ende
Die Legende vom Salzstock (25.11.03)
Endlager-Wahnsinn (28.02.01)
Informationen zum deutschen "Atom-Ausstieg"
Atom-Ausstieg selber machen!
Das ungelöste Problem der Endlagerung
Folge 12 der Info-Serie Atomenergie