27.01.2009

Siemens steigt bei Areva aus

Ist das Atomkraftwerk-Modell EPR am Ende?

Siemens steigt beim französisch-deutschen Co-Projekt Areva aus, das beim Bau des Atomkraftwerk-Modells EPR im finnischen Olkiluoto1 und im französischen Flamanville2 immer größere Schwierigkeiten mit Überschreitungen vorgesehener Bauzeiten und explodierenden Kosten bekommen hat. Derweil werden Gerüchte gestreut, Siemens wolle mit einem russischen Partner in neue Geschäfte mit der Atomenergie einsteigen. Nicht zu vergessen: Durch die Mainstream-Medien geistert in diesem Zusammenhang - seit einem Vierteljahrhundert ebenso unbegründet wie unverwüstlich - die "Renaissance der Atomenergie".

Bis spätestens zum 30. Januar 2012 will sich Siemens von seinem langjährigen Partner für Atomtechnologie Areva trennen. Das hat der Aufsichtsrat des Technologiekonzerns am gestrigen Montag in München beschlossen. Doch diese Trennung dürfte schwierig werden. Denn zum Einen sind im 2001 abgeschlossenen Vertrag Klauseln enthalten, die eine Trennung vor 2012 ausschließen. Doch dies sei Verhandlungssache, heißt es aus dem Hause Siemens optimistisch. Zum Anderen existiert eine Ausstiegsklausel, wonach Siemens Areva auf acht Jahre keine Konkurrenz machen darf. Pochen die Franzosen darauf, wäre Siemens bei einer Rußland-Connection die Hände gebunden.

Der Kaufpreis für den Siemens-Antei bei Areva von 34 Prozent wird derzeit auf zwei zwei Milliarden Euro taxiert - weniger als die Hälfte der mittlerweile für einen AKW-Neubau zu veranschlagenden Summe. Und Siemens räumt selbst ein, daß "auch bei Problemen wie etwa beim Bau des finnischen Reaktors Olkiluoto eigene Vorstellungen nicht durchsetzbar" gewesen seien. Die Verzögerung bei diesem Projekt habe Siemens bereits Millionen gekostet. Tatsächlich haben sich die Baustellen in Olkiluoto und Flamanville eher als Milliarden-Gräber erwiesen.

Daher benötigt Areva dringend eine Kapitalerhöhung vom französischen Staat - und weiß offenbar, daß Eile geboten ist, bevor die französische Staatskasse Dank Weltwirtschaftkrise pleite geht. Es ist die Rede von etwa drei Milliarden Euro. Areva beschäftigt weltweit 17.300 Menschen, davon gut 4000 Personen an den deutschen Standorten Erlangen, Offenbach und Karlstein am Main.

Ob Siemens mit Einstiegs-Avancen in Rußland Erfolg haben könnte, darf getrost mit einer großen Portion Skepsis gesehen werde. Denn auch in Rußland ist nicht verborgen geblieben, daß der frühere Technologie-Konzern der Spitzenklasse nicht nur durch einen gigantischen Korruptions-Skandal, sondern auch seit Jahren durch eklatante Mängel bei einer ganzen Reihe von Produkten auffällt.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

1 Siehe hierzu auch unseren Artikel

      1,5 Milliarden Zusatzkosten beim EPR-Atomkraftwerk
      Siemens blamiert sich mit "Vorzeige-Kraftwerk" Olkiluoto (30.03.08)

2 Siehe hierzu auch unseren Artikel

      Prestigeobjekt als Rohrkrepierer
      Fortlaufende Pannen beim Bau
      des neuen EPR-Atomkraftwerks in Flamanville (27.08.08)

Siehe auch

      Die Subventionierung der Atomenergie
      Folge 3 der Info-Serie 'Atomenergie'

 

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