14.02.2009

Das Atomkraftwerks-Projekt
THTR
ist auch in Südafrika
gescheitert

Ebenso wie in Deutschland
wurde ein Milliardengrab produziert

Der Bau eines Atomkraftwerks vom Typ Thorium- Hochtemperatur-Reaktor (THTR) - in Südafrika als Pebble Bed Modular Reactor (PBMR) bezeichnet - , an dem mehr als zehn Jahren in Koeberg bei Kapstadt gebaut wurde, ist gescheitert. Selbst nach optimistischen Schätzungen hätte er nicht vor 2014 fertiggestellt werden können. Wie inzwischen bekannt wurde, konnte der südafrikanischen Regierung knapp eine Milliarde US-Dollar für das THTR-Projekt entlockt werden.

Die am 5. Februar 2009 in der Fachzeitschrift 'Nucleonics Week' veröffentlichte - für die internationale Nuklear-Branche beschämende - Nachricht vom Ende des THTR-Projekts in Südafrika wurde von den deutschen Mainstream-Medien übergangen. In den vergangenen Wochen überhäuften sie ihre LeserInnenschaft hingegen mit Ankündigungen, daß etwa in Schweden oder anderen Ländern eine "Renaissance der Atomenergie" bevorstehe. Regierungsbeschlüsse wie in Schweden besagen jedoch noch nichts über deren Realisierbarkeit. Die nicht unbedeutendste der Hürden, die vor dem Bau eines neuen Atomkraftwerks zu nehmen wäre, besteht in den Investitionskosten. Für den derzeit am häufigsten propagierten Atomkraftwerks-Typ, den EPR, belaufen sich diese nach neuesten Schätzungen auf mindestens 5 Milliarden Euro. Kein Unternehmen und keine Bank ist bereit, diese Summe zu riskieren. Und angesichts der Weltwirtschaftskrise, sinken die Chancen der Nuklear-Industrie, daß sich ein Staat findet, der die Investitionkosten übernehmen kann. Hinzu kommt, daß sich die Erfahrungen in Südafrika und die Erfahrungen mit dem Bauverzögerungen bei den EPR-Prototypen in Flamanville und in Olkiluoto trotz der hilfreichen Nachrichtensperre der Mainstream-Medien herumsprechen.

In Südafrika, das Dank seiner neoliberaler Ausrichtung von der Weltwirtschaftskrise besonders hart betroffen ist und mit Armut, AIDS und Kriminalität zu kämpfen hat, ist die Stromversorgung in den vergangenen Jahren so oft zusammengebrochen, daß die Atomenergie als Hoffnungsträger propagiert werden konnte. Insgesamt waren im Staat Südafrika rund 1000 Menschen mit der THTR-Forschung und -Entwicklung beschäftigt. Durch fortlaufende Bauverzögerungen und technische Probleme liefen Kosten von 980 Millionen US-Dollar auf, die dem südafrikanischen Staat aufgebürdet werden konnten. Andere dringende Aufgaben wurden so vernachlässigt. Nun drehte die notorisch klamme Regierung den Finanzhahn zu. Wie in Deutschland, wo im Jahr 1989 unter der "scharz-gelben" Regierung des Bundeskanzlers Helmut Kohl die Finanzierung eingestellt wurde, hatte sich das THTR-Projekt als Milliardengrab erwiesen. Für den Bau des THTR in Hamm-Uentrop hatte die deutsche Bundesregierung umgerechnet 4,4 Milliarden Euro zum Fenster hinaus geworfen.

Das Konsortium, das in Südafrika den Bau des THTR betrieb, ist ebenfalls in finanzielle Bedrängnis geraten. Der Bau des THTR soll nun in den USA fortgesetzt werden. Am 3. Februar 2009 wurde in Südafrika bekannt gegeben, daß beabsichtigt ist, die geplante THTR-Linie für die Nutzung auf dem Prozeß-Wärmemarkt im US-Bundesstaat Idaho weiterzuentwickeln. Ein Teil der bereits produzierten Kugelbrennelemente wurde bereits am 5. Januar 2009 verschifft. Ziel waren das Oak Ridge National Laboratory und das Idaho National Laboratory in den USA.

Die Nuklear-Industrie versucht ihre Blamage zu kaschieren, indem sie den Abbruch des THTR-Projekts als Umorientierung in der energiepolitischen Forschungslandschaft darstellt. Bereits im Januar 2009 hatte das Konsortium mehrere Fertigungsaufträge für den THTR auf Eis legen müssen. Eine Sprecherin erklärte damals, daß keine Verträge gekündigt wurden und daß zur Vermeidung unnötiger Ausgaben diskutiert werde, lediglich die Reihenfolge wichtiger Aufträge umzustellen. Mittlerweile mußte das Konsortium einräumen, daß die südafrikanische Regierung kein zusätzliches Geld für die Zeit nach 2010 zur Verfügung stellen wird.

Ursprünglich hatte das südafrikanische staatliche Energieversorgungsunternehmen Eskom geplant, insgesamt 24 Module des THTR-Reaktortyps in Auftrag zu geben. Außerdem wollte es THTR-Reaktoren in andere Länder exportieren. Bereits im vergangenen Jahr mußten das Konsortium und die staatliche Eskom einräumen, daß nur noch der Bau eines einzigen THTR-Demonstrationsreaktors geplant sei. Mittlerweile mußte Eskom auch den geplanten Bau eines Atomkraftwerks mit Druckwasserreaktoren mit einer Leistung von insgesamt 3.500 MW absagen.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel

      Schwedische Regierung wünscht neue Atomkraftwerke
      Kommt nun doch die "Renaissance der Atomenergie"? (5.02.09)

      Siemens steigt bei Areva aus
      Ist das Atomkraftwerk-Modell EPR am Ende? (27.01.09)

      Das Märchen
      von der Renaissance der Atomenergie (10.12.08)

      Die Subventionierung der Atomenergie
      Folge 3 der Info-Serie 'Atomenergie'

 

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