Wasserkraft-Anlagen verbessern Gewässer-Ökologie
Um das Jahr 1900 arbeiteten in Deutschland rund 80.000 Wasserkraftwerke. Im Jahr 2000 waren es noch rund 8.000 - ein Verlust von 90 Prozent. Vor hundert Jahren war der Fischbestand in deutschen Gewässern meist weit größer und vielfältiger. Damals lieferten allein im Königreich Württemberg (ohne Baden und ohne den heute zum Bundesland Baden-Württemberg gehörenden Landesteil Hohenzollern) 3.915 Wasserkraftwerke 47 Prozent der Antriebsenergie von Gewerbe und Industrie. Dies waren mehr als doppelt so viele Wasserkraftanlagen wie in ganz Baden-Württemberg heute.
Fachleute gehen davon aus, daß die heute mit Wasserkraft in Deutschland erzeugten rund 20 Terawattstunden (1 TWh entspricht 1 Milliarde Kilowattstunden (KWh)) ohne technische oder ökologische Probleme in acht Jahren auf 40 TWh verdoppelt werden könnten. (Siehe hierzu auch unseren unten verlinkten Artikel vom 15.03.08)
Dies wäre eine reale Maßnahme gegen den Klimawandel, die auf eine bewährte Technik setzt und in der Bevölkerung beliebt ist. Aus einem Wasserkraftwerk entweicht weder das Klimagas Kohlendioxid noch gibt es Schwefel, noch Stickstoff oder Stäube in die Luft ab.
Im Gegensatz zu gelegentlich verbreiteten Horrormärchen verbessern moderne Wasserkraftanlagen die Gewässer-Ökologie. Das Landratsamt Lörrach stellte 2008 fest, daß die Gewässer-Ökologie des Flüßchens Wiese im Südschwarzwald - ein Jahr nach Einbau einer Wasserkraftanlage an einem bestehenden alten Wehr - besser geworden ist.
Nach Angaben des Strom-Konzerns EnBW, in dessen Auftrag die Politik Wasserkraft rücksichtslos behindert, stehen in Baden-Württemberg rund 6.000 "Querbauwerke" in den Gewässern. Nur rund 1.600 dieser Wehre, Schwellen und Rampen werden für Wasserkraft genutzt. Also etwa ein Viertel. Wer die anderen "Querbauten" "ökologisieren" möchte, kann dies - betriebs- und volkswirtschaftlich sinnvoll - tun, indem im Rahmen von Wasserkraft-Einbauten dort Umgehungsbäche ("Fischtreppen") oder "raue Rampen" angebaut werden. Damit Wassertiere "wandern" können. Die Kosten solcher Wasserkraftbauten (einschließlich "Fischpassierbarkeit") werden schon nach wenigen Jahren durch die Stromverkäufe aus diesen Wasserkraftwerken gedeckt.
Doch auch in Baden-Württemberg, wo Ministepräsident Günter Oettinger behauptet, lieber Wasserkraft als die angeblich landschaftszerstörende Windenergie zu fördern, wird der Bau von Wasserkraftanlagen weiterhin rigoros blockiert. Etwa 5 Milliarden Kilowattstunden Strom in Baden-Württemberg stammen pro Jahr aus Wasserkraft. Auch hier könnten es in wenigen Jahren doppelt so viele sein. Als Dreingabe zu einer realen Klimapolitik gäbe es weitere positiven ökologischen Folgen - wie das Beispiel am Flüßchen Wiese zeigt. Von rund 72.000 stillgelegten Wasserkraftwerken in Deutschland sind in der Regel die Stauwehre noch erhalten. Solche Stellen bieten sich an, um mit moderner Wasserkraft-Technik neue Anlagen zu bauen.
Doch die Behörden stellen sich auf Weisung der Politik - und entgegen deren offiziellen Verlautbarungen - quer. Wer in Deutschland ein Wasserkraftwerk genehmigen lassen möchte, wartet im Durchschnitt rund 7 Jahre auf die notwendigen Amtsstempel. Wenn sie überhaupt aufs Papier donnern. Denn mancher Antragsteller harrt seit über 20 Jahren der behördlichen Zustimmung. Im bayerischen Teil Schwabens kämpfte eine Familie über 30 Jahre um die Baugenehmigung für ihr Wasserkraftwerk. Auch die kommunalen 'Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm' (SWU) warten seit rund 20 Jahren darauf, zwei Wasserkraftanlagen in Donau und Iller genehmigt zu bekommen. Mit deren Strom könnten rund 10.000 Privatpersonen versorgt werden.
Besonders extremistisch sind die Verhältnisse in Baden-Württemberg und Sachsen: Im Auftrag Oettingers und der EnBW wollte Landes-"Umwelt"-Ministerin Tanja Gönner gar die "Altrechte" bestehender Wasserkraftwerke abschaffen. Hierzu hatte sie bereits ein über 1.000-seitiges Gesetzesvorhaben namens "Umweltgesetz" ausarbeiten lassen. Nur die späte Einsicht, daß bei diesem klimapolitischen Irsinns-Vorhaben ein Eingriff in Eigentumsrechte vorgelegen hätte, erzwang den Stop. Die Landesregierung fürchtete Prozesse bis vors Bundesverfassungsgericht.
Doch ungeachtete dieses Rückschlags verfolgt die baden-württembergische Landesregierung ebenso wie die Bundesregierung weiter ihre auftragsgemäße Politik der Blockaden und Behinderungen.
REGENBOGEN NACHRICHTEN
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
Wachstum des Öko-Strom in Deutschland weiter behindert
Von 14,3 % (2007) auf 15,2 % (2008) (31.01.09)
USA legt bei Windenergie zu
Nummer Eins vor Deutschland (5.01.09)
Wachstum der Windenergie weiter behindert
Halbierung des Zuwachses gegenüber 2002 (18.09.08)
Die Subventionierung der Atomenergie
Folge 3 der Info-Serie Atomenergie
Globaler Energie-Vergleich:
13 mal soviel Zubau an Windenergie wie an Atomenergie (20.07.08)
EEG bremst erneuerbare Energien:
Wachstum der Photovoltaik stagnierte 2007 in Deutschland (6.05.08)
100 Prozent Ökostrom in 8 Jahren
Eine realistische Perspektive für die Energiewende? (15.03.08)
Erneuerbare Energien bei 14 Prozent
Schlechte Aussichten für weiteres Wachstum (9.01.08)
Solarer Wasserstoff
Seit über 20 Jahren eine praktikable Alternative (3.11.07)
Bundesregierung predigt Klimaschutz
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Zuwachs bei Blockheizkraftwerken wird weiter blockiert (24.10.07)
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mit gebremstem Wachstum (8.07.07)
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Seit Jahren nur leere Versprechen (2.04.07)
Europa und Euratom (25.03.07)
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Die Ankündigung von Angela Merkel als EU-Ratspräsidentin
hat lediglich Propaganda-Charakter (9.03.07)
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EEG-Novelle: Weiterhin Blockade
von Kleinwasserkraftwerken (10.12.03)
EEG: Trittin fördert die Atom-Konzerne
(22.08.03)