8.03.2013

Geht es um den Boden unter den Füßen
oder um eine "gläserne Decke"?

Deutsche Feministische Bank?
Eine ganze Reihe ehemaliger Feministinnen hat den Kontakt zur Realität verloren: Sie reden von mangelnden Aufstiegs-Chancen und einer "gläsernen Decke", während der weit überwiegende Teil der Frauen in Deutschland mit zunehmend prekären Lebensbedingungen zu kämpfen hat und immer mehr Frauen Angst haben, den Boden unter den Füßen zu verlieren.

Zwei Drittel aller beschäftigten Frauen in Deutschland verdienen zu wenig, um einen Renten-Anspruch zu erlangen, der im Alter ausreicht. Von den Frauen mit Kindern trifft dies sogar auf rund 75 Prozent zu. Diese Situation verschlechtert sich von Jahr zu Jahr und den meisten Frauen bereitet ein weiteres soziales Absinken weit mehr Sorgen, die Miete nicht mehr zahlen zu können mehr Angst, als mangelnde Chancen, etwa einen Aufsichtsrats-Posten bei BMW zu ergattern. Und nach wie vor verdienen in Deutschland Frauen bei vergleichbarer Qualifikation rund 30 Prozent weniger als ihre männlichen Berufskollegen.

Bezeichnender Weise sind viele der Frauen, die in der Öffentlichkeit als Feministinnen wahrgenommen werden und längst arriviert und finanziell abgesichert sind, an der gesellschaftlichen Realität der weit überwiegenden Mehrheit der Frauen nicht mehr interessiert. Ihnen geht es lediglich um ihre eigene nächste Karrierestufe. In einer angeblich feministischen Zeitschrift wie 'Emma' wird die soziale Situation der Frauen in Deutschland seit Jahren systematisch ausgeblendet. Dabei galt die Solidarität unter Frauen einmal als eine der wichtigsten Errungenschaften der Frauenbewegung.

Auch in einem Statement der Linkspartei zum heutigen Internationalen Frauentag lautet die zentrale Forderung: "Es wird Zeit, die gläserne Decke (...) endlich einzureißen!" Offensichtlich verliert auch diese Partei die soziale Realität in diesem Staat zunehmend aus den Augen.

Tatsache ist, daß auf der einen Seite inzwischen zwar mehr Frauen als Männer ein Hochschulstudium beginnen, auf der anderen Seite aber nach wie vor über 85 Prozent der ProfessorInnen-Stellen von Männern besetzt sind. Und auf 92 Prozent der Vorstands-Sessel in Deutschlands 30 DAX-Konzernen sitzen Männer. Dies ist sicherlich eines - von vielen - Indizien, die darauf hinweisen, daß Deutschland noch immer stark patriarchalisch geprägt ist. Diese unsichtbare "gläserne Decke", die durch vielerlei informelle Regelungen, Konventionen und Absprachen über den Köpfen der Frauen eingezogen ist, kann kaum geleugnet werden. Dennoch muß die Frage gestellt werden: Ist alles attraktiv für Frauen, was Frauen vorenthalten wird? Ist es etwa erstrebenswert, daß Frauen jene Chaktereigenschaften erlernen, die einen Erfolg in der männerdominierten "Elite" garantieren? Machtgeilheit, Skrupellosigkeit, Geldgier, die Fähigkeit, andere für sich arbeiten zu lassen und die Resultate als eigene auszugeben und die Fähigkeit, andere ohne mit den Wimpern zu zucken über die Klinge springen zu lassen...

Es ist im Gegenteil ein deutliches Warnsignal, wenn Frauen ausgerechnet dieses Teilsegment der Ungleichbehandlung zum zentralen Problem der Emanzipation ausrufen. Denn es zeigt, daß diese Frauen die hierarchische und unsoziale Grundstruktur dieser Gesellschaft anerkannt und an einer radikalen Neuorientierung der Gesellschaft kein Interesse mehr haben.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

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