Rund zweieinhalb Monate nach dem Beginn der Reaktor-Katastrophe im japanischen AKW Fukushima Daiichi gingen mit der Forderung nach einem sofortigen Atom-Ausstieg in 21 deutschen Städten mehr als 160.000 Menschen auf die Straße. Aufgerufen hatten Umweltverbände, Anti-Atom- und Friedens-Organisationen und die IG Metall. Die höchsten Zahlen an TeilnehmerInnen waren mit jeweils 25.000 in Berlin und München und mit 20.000 in Hamburg zu verzeichnen.
Erstmals in der Geschichte der Anti-Atombewegung demonstrierten heute unter dem Motto "Atomkraft -Schluss!" gleichzeitig in 21 Städten insgesamt 160.000 Menschen für den sofortigen Atom-Ausstieg. Während jedoch manche RednerInnen immer noch an die Parteien-Politik appellierten, die in Deutschland je nach Couleur lediglich einen "schnellen" Atom-Ausstieg in Schattierungen zwischen 2014 und 2022 feilbietet, forderten andere den sofortigen Atom-Ausstieg. Die Chance, den Ausstieg durchzusetzen, sei "noch nie so groß" gewesen, hieß es an vielen Orten. Alle 17 Atomreaktoren müssten "sofort und endgültig" abgeschaltet werden.
So stellte etwa Michael Wilk von der Anti-Atom-Initiative gegen das AKW Biblis auf der Demo in Frankfurt vor über 8000 DemonstrantInnen die Frage: "Ab wann wird Technologiegläubigkeit zur Körperverletzung - ab wann wird Profitgier mörderisch?" Die Antwort habe spätestens die Atomkatastrophe von Fukushima gegeben. "Mit ihren nicht absehbaren Folgen und menschichem Leid hat sie diese Frage auf grauenhafte Weise beantwortet." Wilk überbrachte auch die Grüße der Atomkraft-GegnerInnen im Wendland und deren Appell: "Atom-Ausstieg bleibt Handarbeit!"
Auch die VeranstalterInnen erklärten: "Eine Verzögerung des dringend und schnellstmöglich erforderlichen Atom-Ausstiegs wird nicht hingenommen. Wir werden in den kommenden Wochen weiter für die sofortige Abschaltung jeder einzelnen Atomanlage kämpfen." Sie wiesen darauf hin, daß für Pfingsten von etlichen Organisationen und Gruppen bereits große Blockade-Aktionen an mehreren Atomkraftwerken geplant werden.
In Hannover hielt Hartmut Meine, IG Metall-Bezirksleiter für Niedersachsen und Sachsen-Anhalt eine Rede: "Die Ereignisse in Fukushima haben erneut gezeigt, daß die Atomenergie eine unbeherrschbare Technologie ist und die Lebensgrundlagen der Menschen vernichtet. Darüber hinaus ist es unverantwortlich, Atomkraftwerke zu betreiben, obwohl völlig ungeklärt ist, wie der strahlende Atommüll gelagert werden kann. Wir brauchen endlich eine Energiewende, die den Ausstieg aus der Atomkraft bis 2017 ermöglicht."
Gewissermaßen als Antwort auf die heutigen Demonstrationen warnte die "rote" NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft gegenüber dem Magazin 'spiegel' vor einem "überstürzten Ausstieg".
Die VeranstalterInnen gaben eine Übersicht der TeilnehmerInnen-Zahlen heraus:
Berlin 25.000
München 25.000
Hamburg 20.000
Hannover 12.000
Freiburg 10.000
Landshut 8.500
Frankfurt a.M. 8.000
Fürth 8.000
Bonn 7.500
Münster 7.000
Mannheim 4.100
Ulm 4.000
Bremen 3.900
Essen 3.500
Göttingen 3.500
Kiel 3.500
Dresden 3.200
Mainz 2.500
Erfurt 1.000
Magdeburg 750
Güstrow 700
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
20.000 beim AKW Beznau
Größte Schweizer Anti-AKW-Demo seit 25 Jahren (22.05.11)
Atom-Ausstieg teuer?
Im Gegenteil: Ersparnis von jährlich
mehr als 8 Milliarden Euro (10.05.11)