29.07.2008

Verdacht auf hochradioaktiven Müll
im Versuchslager Asse II

Inzwischen sprechen immer mehr Indizien dafür, daß im Versuchslager für schwach- und mittelradioaktiven Müll, dem ehemaligen Salzbergwerk Asse II bei Wolfenbüttel, widerrechtlich auch hochradioaktiver Müll eingelagert wurde. In einer Liste des Betreibers, des Helmholtz-Zentrums München, fanden sich Eintragungen über "Brennstäben in Blechdosen". Zudem gehe aus einem Begleitschreiben gehe hervor, so ein Sprecher des TÜV Nord, daß sich in mehreren Fässern deutlich größere Mengen an Plutonium und Uran befänden als bisher angenommen. In einzelnen Fässern sei die Strahlenbelastung derart hoch, daß sie für Menschen innerhalb kurzer Zeit tödlich wären, wenn sie sich ohne Abschirmung in die Nähe eines solchen Fasses begäben.

Vermutungen wurden laut, daß nicht allein hochradioaktiver Müll aus deutschen Atomkraftwerken, sondern auch aus den USA und Großbritannien illegal ins Versuchslager Asse II verbracht wurden. Das niedersächsische "Umwelt"-Ministerium wies die Aussagen zurück: "Es gibt keinerlei Anhaltspunkte dafür, daß sich in der Schachtanlage Asse II abgebrannte hoch radioaktive Brennelemente aus Leistungsreaktoren befinden", sagte Staatssekretär Stefan Birkner. Der TÜV Nord überprüfe im Auftrag des Ministeriums derzeit das Inventar der Schachtanlage bei Wolfenbüttel, so Birkner. Grundlage dafür sind die Aufzeichnungen des Betreibers, die das Bundesamt für Strahlenschutz und das Bundesforschungsministerium bereits überprüft hatten.

Mittlerweile wurden auch die Angaben des Betreibers zur Gesamtmenge des eingelagerten Plutoniums in Frage gestellt. Zwischen März 1973 und Dezember 1978 seien 14,6 Kilogramm Plutonium angeliefert worden, Betreiberangaben zufolge sollen sich aber nur elf Kilogramm Plutonium in den Stollen von Asse II befinden. Hierbei handelt es sich eigentlich um einen Fall für die IAEO, deren Aufgabe darin besteht, die Weitergabe und Verbreitung des waffenfähigen Materials zu unterbinden. Es gäbe technisch die Möglichkeit, die in Kammern hinter einer Betonwand verschlossenen 40 Atommüll-Fässer mit Robotern zu bergen und in einem Speziallabor über Tage untersuchen zu lassen.

In Frage steht nun auch, ob es sich bei Asse II tatsächlich um ein Versuchslager zu Forschungezwecken gehandelt hat oder ob diese lediglich als Vorwand diente, mangels Endlager für hochradioaktiven Müll einen Ausweg zum Zwecke des Weiterbetriebs der deutschen Atomkraftwerke zu sichern. Ob und welche Forschungen im Versuchslager Asse II durchgeführt wurden, läßt sich - entgegen gängigen wissenschaftlichen Gepflogenheiten - nicht transparent nachvollziehen. Weder das Helmholtz Zentrum München, noch das Bundes-"Umwelt"-Ministerium sind offenbar in der Lage, Informationen über etwaige Forschungsergebnisse vorzulegen. Daher drängt sich die Vermutung auf, daß die angebliche Forschungstätigkeit lediglich als Deckmantel benutzt wurde, um Atommüll billig zu entsorgen.

Laut alten Aktenvermerken und Lieferscheinen war zumindest im Jahr 1976 ein Faß mit Atommüll eingelagert worden, das allein 127 Gramm Uran-235 enthielt - fast dreimal so viel, wie die Betriebsvorschriften für das Versuchslager Asse II erlaubten. Laut einem sechs Jahre alten Bericht der Gesellschaft für Strahlenforschung, dem heutigen Helmholtz-Zentrum, befinden in der Asse exakt 124.494 Gebinde mit schwach radioaktivem Material und 1.293 Fässer mit mittelradioaktiven Stoffen, aber kein hochradioaktiver Müll.

Erst im Juni war bekannt geworden, daß Salzlauge, deren Eindringen von WissenschaftlerInnen im Dienste der Atom-Industrie als absolut unmöglich bezeichnet worden war, im Bereich der 750-Meter-Sohle radioaktiv verseucht ist. Die Vorgänge im Versuchslager sind insbesondere deshalb brisant, weil Asse II als Generalprobe für ein Endlager Gorleben galt. Obwohl die Eignung des Gorlebener Salzstocks als Endlager für hochradioaktive Abfälle längst wissenschaftlich widerlegt ist, versucht die Atom-Industrie weiterhin, dieses Projekt mit allen Mitteln durchzusetzen.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Skandal-Grube Asse II
      Eindringendes Wasser radioaktiv kontaminiert (12.06.08)

      Endlager-Pläne in Ton zerbröseln
      Konsequenzen für Benken (Schweiz) und Bure (Frankreich)
      (14.01.08)

      Drohende Umweltkatastrophe durch Atom-Lagerstätte Asse
      Gabriel räumt Gefahren ein (21.11.07)

      Die BI Schacht Konrad weitet den Kampf aus
      Zahlreiche Aktionen gegen Atommülldeponie (4.07.07)

      Niederlage im Kampf gegen Schacht Konrad
      Gericht gibt Atom-Mafia recht (3.04.07)

      Atomares Endlager
      Yucca Mountain gestoppt (22.07.04)

      ItalienerInnen erfolgreich -
      kein Endlager weltweit (2.12.03)

      Endlager-Wahnsinn (28.02.01)

      Informationen zum deutschen "Atom-Ausstieg"

      Atom-Ausstieg selber machen!

 

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