14.03.2012

Zu wenig CASTOR-Behälter?
Dumme Ausreden gegen Energie-Wende

Merkel mit Fähnchen im Wind Daß Bundeskanzlerin Angela Merkel nicht ernsthaft einen Atom-Ausstieg in Angriff nehmen würde, war eigentlich bereits im Sommer 2011 klar und nicht erst nach dem kürzlich verkündeten Solar-Ausstieg. Doch nun sind selbst die dümmsten Ausreden gut genug, um den Rückbau von Atomkraftwerken zu verzögern: Angeblich stehen nicht genügend CASTOR-Behälter zur Verfügung.

Für das AKW Krümmel, das schon seit der Beinahe-Katastrophe im Juni 2007 kaum mehr nennenswert zur Stromversorgung beitrug und dessen Stilllegung von "Schwarz-Rot-Gelb-Grün" im vergangenen Jahr als Teil eines angeblich bis im Jahr 2022 abgeschlossenen Atom-Ausstiegs verkündet worden war, stehen bislang gerade eben zwei unbeladene CASTOR-Behälter bereit, die 104 Brennelemente aufnehmen könnten. Allerdings befinden sich allein 266 Brennelemente im sogenannten Naßlager und weitere 840 im Reaktordruckbehälter. Angeblich stehen in ganz Deutschland nur 20 unbeladene CASTOR-Behälter zur Verfügung. Und für den Rückbau der angeblich neun stillgelegten Atom-Reaktoren liegt bislang kein einziger Antrag vor.

Zur Erinnerung: Im Wahlkampf 1998 hatte der damalige niedersächsische Ministerpräsident Gerhard Schröder versprochen, er werde als Kanzler umgehend sechs Atomkraftwerke stilllegen. Stattdessen gestand "Rot-Grün" den Energie-Konzernen nebulöse "Reststrommengen" zu, die keine definitiven Angaben über Stilllegungs-Termine erlaubten. De facto wurde so eine Verlängerung der Betriebsdauer der Atom-Reaktoren weit über die ursprünglich vorgesehene Laufzeit von 25 Jahren ermöglicht. Der bekannte Publizist Holger Strohm schrieb im Jahr 2000: "Dabei waren Atomkraftwerke anfangs nur für 25 Jahre Betrieb ausgelegt. Seit über einem Jahrzehnt ist kein neues Atomkraftwerk mehr ans Netz gegangen. Das heißt, die Atomkraftwerke laufen länger als ursprünglich geplant, und das wird uns als Ausstieg verkauft. Wir werden arglistig getäuscht!" In der gesamten siebenjährigen "rot-grünen" Ära wurden lediglich im Jahr 2003 das AKW Stade (31 Jahre Betriebsdauer) und im Jahr 2005 das AKW Obrigheim (37 Jahre Betriebsdauer) stillgelegt. Damit verblieben 17 von 19 Atom-Reaktoren am Netz.

Wegen Transformatorbränden ereigneten sich im Juni 2007 in den Atomkraftwerken Krümmel und Brunsbüttel gefährliche Schnellabschaltungen. Dabei kam es zumindest im Falle des AKW Krümmel fast zu einer Nuklear-Katastrophe. Vergeblich wurde versucht, diese Atomkraftwerke zu reparieren und wieder hochzufahren. Die beiden Atomkraftwerke waren seitdem nur noch an wenigen Tagen am Netz. Mittlerweile hat sich gezeigt, daß auch bei lediglich 8 am Netz verbliebenen Atom-Reaktoren immer noch Strom aus Deutschland exportiert wird.

Der Energie-Konzern RWE will dem Vernehmen nach demnächst entscheiden, ob im Falle des AKW Biblis eine Rückbau oder zunächst nur einen "sicheren Einschluss" beantragt werden soll. Mit einem Alter der beiden Reaktoren von 38 Jahren (Biblis A) und 36 Jahren (Biblis B) gehört es zu den Atomkraftwerken, deren umgehende Stilllegung im vergangenen Jahr nach dem Eindruck der Fukushima-Katastrophe versprochen worden war. Die übrigen unter den "Großen Vier", E.on, Vattenfall und EnBW wollen sich dagegen noch nicht festlegen und spielen offenbar auf Zeit. Da kommt ihnen der angebliche Engpaß bei den CASTOR-Behältern gerade recht.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      50.000 bei Anti-AKW-Demos
      in Deutschland (12.03.12)

      65.000 für Atom-Ausstieg
      bei Internationaler Menschenkette im Rhônetal (11.03.12)

      Fukushima-Jahrestag
      Umweltschutz-Organisationen rufen zu Demonstationen auf
      (10.03.12)

      Reaktor II des AKW Fessenheim
      wieder am Netz (7.03.12)

      Warnung vor AKW Angra
      Der Wahnsinn der Hermes-Bürgschaften (4.03.12)

      Atomkraftwerke
      Kernschmelz-Risiko unterschätzt (1.03.12)

      Schweizer AKW Bezau
      jetzt ältestes Atomkraftwerk der Welt (29.02.12)

      Referendum in Polen
      Nein zu AKW-Neubauplänen (15.02.12)

      Der permanente Super-GAU von Fukushima
      "Kaltabschaltung" obsolet - Temperatur steigt (13.02.12)

      Obama subventioniert die Atom-Mafia
      Bau zweier Atom-Reaktoren angekündigt (9.02.12)

      Kinderkrebs im Umkreis von Atomkraftwerken
      deutlich erhöht (4.08.11)

      Merkels "Atom-Ausstieg"
      Täuschungsversuch wie vor 11 Jahren (30.05.11)

 

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