18.09.2009

AKW Fessenheim stillegen!
Erneuerbare ausbauen!

Europäische Kundgebung in Colmar am 3. Oktober

AKW Fessenheim am Rhein Das Atomkraftwerk Fessenheim ist mit 32 Jahren Betriebszeit das älteste AKW Frankreichs. Es liegt rund 30 Kilometer von Colmar und nur 24 Kilometer vom Stadtzentrum von Freiburg entfernt. Bei dem in einem Erdbebengebiet gebauten AKW haben sich in den vergangenen Jahren Alterungs- symptome und sogenannte Pannen gehäuft. Im Oktober soll es aus Anlaß einer Zehnjahres-Inspektion heruntergefahren werden. Dann soll entschieden werden, ob die Betriebsgenehmigung um zehn weitere Jahren verlängert wird.

Von den Konstrukteuren war das AKW Fessenheim ursprünglich nur für eine Betriebsdauer von 20 bis 25 Jahren vorgesehen; es hätte also spätestens im Jahr 2002 stillgelegt werden müssen. Der französische Energie-Konzern und AKW-Betreiber EdF drängt schon seit Jahren auf eine Verlängerung der Betriebsgenehmigung auf 40 Jahre, was für das AKW Fessenheim eine Genehmigung bis 2017 bedeuten würde. Etliche Indizien der vergangenen Monate und Jahre deuten darauf hin, daß es sich bei der Zehnjahres-Inspektion lediglich um einen symbolischen Akt handeln wird und das Ergebnis bereits feststeht.

Aus diesem Anlaß organisiert das 'Réseau Sortir du nucléaire', ein französischer Dachverband für den Atomausstieg, der über 840 Organisationen umfaßt, am 3. und 4. Oktober eine europäische Kundgebung, um die Stilllegung des AKW Fessenheim zu fordern und für eine nachhaltigen Energiewende einzutreten.

Seit neun Monaten wird für diese Veranstaltung nicht nur in Frankreich, sondern auch in der Schweiz und in Deutschland mobilisiert. Denn sollte es zu einem Unfall in Fessenheim kommen, würde die atomare Verseuchung keine Grenzen kennen! Zehntausende Menschen werden erwartet und viele friedliche und festliche Veranstaltungen (Konzerte, Konferenzen, Theaterstücke...) sind neben der Demonstration geplant.

Die Hauptkundgebung beginnt am Samstag, 3. Oktober, um 14 Uhr auf dem Place Rapp in Colmar.

Schon vor mehreren Monaten hatten die französischen Behörden die vom Kollektiv 'Fermons Fessenheim' (Schließt Fessenheim) und dem Réseau vorgeschlagene Strecke und den Versammlungsort akzeptiert. Dies entspricht der Strecke, die für jede in Colmar stattfindende Demo seit Jahrzehnten verwendet wird.

Knapp drei Wochen vor der Demonstration aber hat die zuständige Präfektur verlangt, daß die Kundgebung in eine weit vom Stadtzentrum entfernte Ortschaft verlagert werden soll. Unruhe und Randale seien zu befürchten, erklärten der Präfekt Pierre-André Peyvel und der Sicherheitsdienstchef des Departments Jean-Christophe Bertrand.

Gewalt von Außen sei zu befürchten, äußerte sich Peyvel in der elsässischen Zeitung 'Dernières Nouvelles d'Alsace' und fügte noch hinzu, daß "die Deutschen ja härter " seien. Die Zeitung 'L'Alsace' erwähnte zudem, daß deutsch-französische Einsatztruppen in Hinblick auf die Demonstration gerade mit Flashballs und Tränengas für einen möglichen Straßenkampf trainieren.

Die VeranstalterInnen der Kundgebung sind schockiert und prangern die Versuche der staatlichen Behörden an, die Demonstration in der geplanten Weise indirekt zu verbieten und die AtomkraftgegnerInnen durch eine Zuschreibung von Gewaltbereitschaft zu kriminalisieren. Sie erinnern daran, daß die Anti-Atom-Bewegung mit der Friedensbewegung eng verbunden ist und sind empört über den Vergleich mit Randalierern.

Vor allem prangern sie den Druck der Atomlobby an, mit dem versucht wird, den zunehmenden Protest gegen Atomkraft zu unterdrücken. Nach den Zwischenfällen in Tricastin im vergangenen Jahr, dem Mißerfolg beim Bau der EPR-Reaktoren und dem enthüllten Skandal der verseuchten Uranabbauregionen ist das Thema Atomkraft in Frankreich mehr als jemals zuvor in aller Munde.

Weil schon so lange für die Demo geworben wurde und eine kurzfristige Verlagerung zu umständlich wäre, wird das 'Réseau Sortir du nucléaire' trotz des Drucks der Behörden weiter an der Kundgebung festhalten. Die VeranstalterInnen rufen die AtomkraftgegnerInnen aller Orte zur Demonstration in Colmar auf, um gegen Atomkraft und Atomlobby friedlich zu protestieren.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Der Rhein wird aufgeheizt
      AKW Fessenheim mit maßgeblichem Beitrag (30.06.09)

      Terrorziel Atomkraftwerk
      TV-Magazin 'Frontal21' veröffentlicht Geheimbericht (17.06.09)

      Erdbeben der Stärke 4,5 bei Steinen
      AKW Fessenheim nach wie vor unsicher (5.05.09)

      IAEA: AKW Fessenheim
      entspricht nicht internationalen Standards (8.04.09)

      Demo gegen Schein-Überprüfung
      des AKW Fessenheim (22.03.09)

      AKW Fessenheim undicht
      Reaktor seit Samstag abgeschaltet (6.03.09)

      AKW Fessenheim für weitere Jahrzehnte?
      Versprecher oder Insider-Wissen? (4.12.08)

      AKW Fessenheim: Block 2 abgeschaltet
      Leck im Primärkreislauf (20.02.08)

      Erneut Leiharbeiter im AKW Fessenheim verstrahlt (27.11.07)

      Protestfrühstück beim AKW Fessenheim
      "Terrorgefahr wird nicht ernst genommen" (11.11.07)

      AKW Fessenheim
      30 Jahre tödliche Gefahr (7.03.07)

      Atomenergie in Frankreich
      Info-Serie 'Atomenergie' - Folge 11

      Das ungelöste Problem der Endlagerung
      Info-Serie 'Atomenergie' - Folge 12

      Aufruf: Atom-Ausstieg selber machen

 

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