23.01.2009

Bulgarisches AKW Kosloduj
soll wieder ans Netz

Trotz der Wiederaufnahme russischer Gaslieferungen hat das bulgarische Parlament am heutigen Freitag die Wiederinbetriebnahme des umstrittenen Atomkraftwerks Kosloduj an der Donau beschlossen. Das Hochfahren der der beiden 2006 abgeschalteten 440-Megawatt-Blöcke sowjetischer Bauart wird vorbereitet.

Die Entscheidung wurde mit der Gaskrise sowie der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise begründet. Sie folgt auf den vorübergehenden Stop von Gaslieferungen aus Rußland über die Ukraine. Vom russischen Gasmonopolisten Gazprom fordert Bulgarien zudem einen Ausgleich für die ausgefallenen Lieferungen, obwohl die Unterbrechung von der pro-westlichen ukrainische Regierung verusacht worden war. Die Slowakei will auf einen ebenfalls angekündigten Reaktor-Neustart verzichten.1

Die Europäische Union hatte im Zuge des EU-Beitritts Bulgariens die Stillegung des Atomkraftwerks Kosloduj zur Bedingung gemacht, weil das Sicherheitsrisiko der Reaktoren sowjetischer Bauart nicht geleugnet werden konnte. Rechtlich besteht laut EU für Bulgarien eine Ausnahmemöglichkeit, um die Wiederinbetriebnahme der Reaktoren befristet zu genehmigen: Bei "außergewöhnlichen Umständen" kann in Brüssel innerhalb von drei Jahren nach dem EU-Beitritt ein Neustart beantragt werden. Bulgarien ist seit 2007 Mitglied der EU - die Frist läuft somit Ende 2009 ab.

Die Reaktoren der Atomanlage von Kosloduj gelten spätestens seit 1990 als Sicherheitsrisiko. In diesem Jahr wurde das 1974 ans Netz gegangene Kernkraftwerk sowjetischer Bauart erstmals von Experten der Internationalen Atomenergie-Behörde (IAEA) begutachtet. Nie zuvor war die Beurteilung eines Atomkraftwerks so negativ ausgefallen, und auch seither ist die Geschichte von Kosloduj eine von ständigen Pannen. Das AKW liegt 150 Kilometer nördlich der bulgarischen Hauptstadt Sofia.

Österreich kündigte bereits massiven Widerstand an. Aus Sicht des österreichischen Umweltminister Nikolaus Berlakovich gilt für Bulgarien das Gleiche wie für die Slowakei. In Österreich wurde am 5. November 2008 der dreißigste Jahrestag des erfolgreichen Atomausstiegs gefeiert.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

1 Siehe auch unsere Artikel:

      Slowakei verzichtet auf Wiederinbetriebnahme
      des AKW Bohunice (22.01.09)

      Stillgelegtes slowakisches AKW Bohunice
      soll wieder in Betrieb genommen werden
      Gas-Streit dient als Vorwand (11.01.09)

 

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