Für einen realen Atomausstieg und für eine echte Förderung der Erneuerbaren Energien demonstrierten am gestrigen Samstag in Lüneburg über 7000 Menschen. Sie setzten damit ein ermutigendes Zeichen für die in zwei Wochen einmal wieder anstehenden CASTOR-Blockaden im Wendland.
In Lüneburg wurde deutlich, daß sich die Anti-Atom-Bewegung weder von einem "rot-grünen" Atomausstieg am Sankt-Nimmerleins-Tag irre machen ließ noch durch die vermeintliche "schwarz-rote" Drohung mit einer Verlängerung der AKW-Laufzeiten bis zum Sankt-Nimmerleins- Tag entmutigen läßt. Auch mit Blick auf die Berliner Koalitions- Verhandlungen konnte deutlich gemacht werden, daß ein Festhalten an der Atomenergie von einer klaren Mehrheit in der Gesellschaft abgelehnt wird.
Die atompolitische Sprecherin des Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), Renate Backhaus, warnte in ihrer Rede davor, daß knapp 20 Jahre nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl "die verheerenden Folgen der Atomkraft keine Rolle mehr spielen". Auch unter "Schwarz-Rot" sollen offenbar weiter die "Profitinteressen über die Gesundheitsinteressen der Bevölkerung" gestellt werden. Dem Gerede ihres früheren Parteifreundes Jürgen Trittin von der Sicherheit deutscher AKWs trat sie entgegen und schrieb ihm "ins Stammbuch": Nur ein abgeschaltetes AKW ist ein sicheres AKW.
Stefan Simon von der Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg wies auf die Gefahr hin, daß all die CASTOR-Transporte der letzten Jahre unter "rot-grünem" Banner ebenso wie jeder weitere Transport in die oberirdische Zwischenlagerhalle den dortigen Endlagerstandort Gorleben wahrscheinlicher mache. Deshalb rief er dazu auf: "Kommt wieder auf die Straße, wenn in zwei Wochen der Castor rollt."
Für den Solarenergieverband Eurosolar sprach Fabio Longo. In Hinblick auf die Propaganda vom "rot-grünen" Atomausstieg der letzten sieben Jahre ließ er zwar die nötige Klarheit vermissen. Umso freudiger wurde sein Dank an die Anwesenden aufgenommen: "Ohne den Druck der Anti-AKW-Bewegung wäre der Kampf für Energiealternativen aussichtslos."
Zur Demo in Lüneburg hatten 40 Organisationen aufgerufen, darunter Anti-Atom-Initiativen, Umweltverbände und Förderverbände erneuerbarer Energien, Friedensgruppen und GlobalisierungsgegerInnen. Ähnlich der gleichzeitig in Berlin stattfindenen
Demo gegen Sozialabbau stellte die Demo in Lüneburg eine deutliche Warnung an jedwede neue Bundesregierung dar, bei einem Festhalten am Atomkurs wachsenden Widerstand zu ernten. Auch wenn die Demo von der Stadtverwaltung Lüneburgs wegen angeblicher Sicherheitsbedenken aus der Innenstadt ferngehalten werden sollte, war sie nach übereinstimmenden Einschätzungen ein großer Erfolg. Die Gewaltlosigkeit durchbrach einmal mehr allein die Polizei, indem Einzelne aus ihren Reihen unmotiviert auf Wehrlose einschlugen.
Ute Daniels
Anmerkungen
Siehe auch unseren Artikel:
'IPPNW: Uranvorräte bestimmen Zeitpunkt
für "Atomausstieg" - Angeblicher Streit in
schwarz-roten Verhandlungen ist reine Farce'(31.10.05)