23.05.2008

AKW Neckarwestheim I
heruntergefahren

Reaktordruckbehälter undicht

Block 1 des AKW Neckarwestheim mußte heruntergefahren werden, weil der Reaktordruckbehälter undicht ist. Laut dem Energie-Konzern EnBW, Betreiber des Atomkraftwerks, sei eine "geringfügige Undichtigkeit im Bereich des Deckeldichtungssystems des Reaktordruckbehälter" festgestellt worden.

Bei einem Reaktordruckbehälter handelt es sich eine Art gigantischen Dampfdruckkessel aus Stahl, in dem sich die Brennelemente befinden. Die von diesen durch gesteurte Kettenreaktion erzeugte Hitze wird von vorbeiströmendem Wasser abgeführt. Das Wasser tritt durch den Zulauf von unten in den Reaktordruckbehälter und verläßt ihn durchs weiter oben gelegenen Ablaufrohr mit höherer Temperatur. Bei Druckwasserreaktoren wie den beiden im AKW Neckarwestheim gibt das radioaktiv verseuchte Wasser des Primärkreislaufs die Energie an einen Sekundärkreislauf weiter.

Jede Undichtigkeit des Reaktordruckbehälters hat unweigerlich einen Austritt von Radioaktivität zur Folge und birgt die Gefahr eines Versagens der ersten Sicherheitsbarriere des Systems.

Laut den vom Bundes-"Umwelt"-Ministerium verbreiteten Berechnungen soll die sogenannte Restlaufzeit von Neckarwestheim I am 1. Dezember 2008 ablaufen. Da im "Atom-Ausstieg" des Jahres 2000 jedoch keine "Restlaufzeiten", sondern Reststrommengen vertraglich festgelegt wurden, sind solche Berechnungen obsolet. Bekanntlich verstrich der als Ende der "Restlaufzeit" des AKW Biblis A vom Bundes-"Umwelt"-Ministerium ebenso verbreitete Termin 26. Februar 2007, ohne daß von den Mainstream-Medien auch nur davon Notiz genommen wurde.

Der 'Welt' zufolge hat sich Bundesatomminister Sigmar Gabriel nun dahingehend geäußert, daß er einer "Laufzeitverlängerung" für Neckarwestheim I "nach 2009" nicht zustimmen werde. Der Vertrag aus dem Jahr 2000 bietet dafür jedoch keinerlei Handhabe, solange das festgelegte Kontingent von 57,35 TWh (Terawattstunden) nicht ausgeschöpft ist. Ausgedehnte Stillstandszeiten wie beim AKW Krümmel und beim AKW Brunsbüttel deuten darauf hin, daß die AKW-Betreiber E.on, RWE, Vattenfall und EnBW auf diesem Wege Zeit schinden wollen.

Tatsächlich sind mit dem "Atom-Ausstieg" des Jahres 2000 bereits Laufzeitverlängerungen zugestanden worden. Die deutschen Atomkraftwerke sind baubedingt für eine Laufzeit von 25 Jahren ausgelegt. Insbesondere durch Versprödung des Stahls der Reaktordruckbehälter wächst mit jedem zusätzlichen Jahr Betriebsdauer die Gefahr eines Bruchs und damit einer Katastrophe. Neckarwestheim I ging im Juni 1976 in Betrieb.

Eine Reaktor-Katastrophe im dicht besiedelten Mitteleuropa mit weitaus gravierendere Auswirkungen als die Katastrophe von Tschernobyl im Jahr 1986 wird für den Zeitraum der kommenden zwei Jahre immer wahrscheinlicher.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

Siehe auch

      Minderwertiger Beton bei Bau des "Zwischenlagers"
      beim AKW Neckarwestheim? (8.05.08)

      Atommüll-Lager beim AKW Neckarwestheim erdbebengefährdet
      Erdbeben-Experte entdeckt Fehler im offiziellen Gutachten (16.01.05)

      Informationen zum deutschen "Atom-Ausstieg"

      Atom-Ausstieg selber machen!

 

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