8.04.2008

AKW-Unfall in Spanien

Greenpeace ortet Radioaktivität bei Tarragona
Unfall seit November verheimlicht

Den Tip bekam Greenpeace von einem anonymen Mitarbeiter des spanischen Atomkraftwerks Asco. Sonst hätte wohl auch die Umwelt-Organisation keine Messungen in der Umgebung des AKW am Ebro vorgenommen und die erhöhte Radioaktivität von mehr als fünf Curie - auf Dächern, Zäunen und Kinderspielplätzen - wäre nie entdeckt worden.

Vermutlich habe ein Zwischenfall mit Kühlflüssigkeit vor einigen Monaten ein radioaktives Leck verursacht, das nicht ordnungsgemäß beseitigt worden sei, erklärte Greenpeace-Sprecher Mario Rodriguez. Vom Betreiber des AKW im Nordosten Spaniens lag zunächst keine Stellungnahme vor. Der Ebro ist einer der größten und wichtigsten Flüsse Spaniens.

Die Strahlung geht überwiegend von radioaktivem Kobalt aus. Die Betreibergesellschaft des AKW Asco unweit der katalanischen Stadt Tarragona, versuchte mittlerweile zu beschwichtigen: Die freigesetzte Strahlung belaufe sich lediglich auf ein Hunderttausendstel Curie, so die Betreibergesellschaft, die den beiden großen spanischen Energie-Konzernen Endesa und Iberdrola gehört.

Die spanische Aufsichtsbehörde, der Rat für Nuklearenergie (CSN), schickte nach Erhalt der Greenpeace-Pressemitteilung sofort Meß-Trupps zum AKW Asco. An 150 Stellen des mehrere Quadratkilometer großen AKW-Geländes wurde Radioaktivität festgestellt. Dennoch verbreitet die CSN, aus dem Gelände sei das radioaktive Kobalt nicht entwichen. Doch das bezweifelt der Nuklear-Experte der Umweltschutz-Organisation Carlos Bravo: "Der Wind hat die Kontamination sicher kilometerweit verbreitet."

Inzwischen räumte der Betreiber ein, daß es im November beim Wechseln der Brennstäbe zu einem "Zwischenfall" gekommen sei. Die Luftfilter hätten allerdings 99,95 Prozent der "Verunreinigung" zurückgehalten. Der CSN sei zudem rechtzeitig informiert worden.

Greenpeace reagierte mit der Frage, warum die Meß-Trupps des CSN erst jetzt angerückt sind. "Dafür gibt es nur zwei Erklärungen. Entweder sie haben den Vorfall wissentlich verheimlicht, oder sämtliche Kontrollmechanismen haben versagt." Beides sei "ein kriminelles Vorgehen". Sollte der Vorfall wirklich das von Greenpeace genannte Ausmaß haben, hätte ein Voralarm ausgelöst werden müssen. Die Greenpeace erwägt eine Anzeige.

Bisher schweigt sich das zuständige Industrieministerium aus. In der vergangenen Legislaturperiode hatten UmweltschützerInnen zusammen mit kleineren Linksparteien einen Gesetzesentwurf ausgearbeitet, der vorsah, AKW-Betreiber, die Vorfälle verheimlichen, mit einer Strafe zu belegen, die doppelt so hoch ist wie die im fraglichen Zeitraum erzielten Gewinne. Die Atomenergie-freundliche "sozialistische" Regierungspartei PSOE von José Luis Rodríguez Zapatero und die konservative Partido Popular stimmten das Projekt nieder.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Atomkraftwerke und Kinderkrebs
      ÄrztInnen-Organisation IPPNW fordert Konsequenzen (16.03.08)

      Brand im AKW Brokdorf (14.03.08)

      EU-Projekte für Atomenergie
      Hochspannungs-Trassen als Atomstrom-Autobahnen (17.02.08)

      Rußland baut AKW in Bulgarien
      Deutsche Steuergelder für AKW-Neubauh (18.01.08)

      Neubau britischer AKWs aus Steuermitteln?
      Sterbende britische Atom-Branche hofft auf Brown (11.01.08)

      Informationen zum deutschen "Atom-Ausstieg"

      Atom-Ausstieg selber machen

 

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