9.01.2004

Atom-Export nach Südafrika

Verborgen hinter dem Lärmvorhang um die Atom-Geschäfte mit China und Finnland

Schon seit Mitte letzten Jahres ist bekannt, daß eine spezielle Variante von AKW-Technologie nach Südafrika exportiert werden soll. Doch mit wenigen Ausnahmen ist dies kein Thema für die Massenmedien. Und so sah sich der "grüne" Außenminister Joseph Fischer bislang nicht genötigt, Anfragen der 'Bürgerinitiative Umweltschutz Hamm' überhaupt zur Kenntnis zu nehmen.

Wie auf diesen Seiten bereits mehrfach berichtet, werden in den letzten fünf Jahren unter dem Deckmantel eines angeblichen Atom-Ausstiegs permanent weltweite Atom-Geschäfte von "Rot-Grün" gefördert1 und die Atom-Mafia jährlich mit mehreren Milliarden subventioniert2. Eine dieser verdeckten Subventionen, die dabei zugleich eine Export-Förderung darstellt, ist die durch Steuergelder finanzierte Zusammenarbeit des Forschungszentrums (ehemals "Kernforschungszentrum") Jülich mit dem südafrikanischen Energie-Konzern ESKOM. Dabei geht es nicht nur um die Weiterentwicklung der hochgefährlichen und in Deutschland bereits in den 80er Jahren gestoppte AKW-Variante THTR (Thorium-Hoch-Temperatur-Reaktor), sondern auch um den Export der entsprechenden Technologie nach Südafrika. Die nunmehr PBMR (Pebble Bed Modular Reactor) genannte Variante des auch als Kugelhaufen-Reaktor berüchtigt gewordenen Reaktor-Typs soll bereits in drei Jahren in Südafrika in Serie gebaut und in andere Länder weiterexportiert werden. Vermutlich werden diese Pläne ebenso wie andernorts wegen der enormen Investitionssummen am Desinteresse der Wirtschaft scheitern - hauptsächlich jedoch geht es wie so oft um das "Abzocken von Staatsknete". So wurden allein für die Entwicklung des THTR-AKWs im westfälischen Hamm sechs Milliarden Mark verpulvert.

Anders als in Deutschland regt sich gegen diese Pläne in Südafrika breiter Widerstand. Die Bergwerksgewerkschaften fürchten um den Absatzmarkt für Kohle und stellen sich gegen die AKW-Pläne. Auch Kapstadt, wo das erste südafrikanische AKW vom PBMR-Typ gebaut werden soll, hat fristgerecht Einspruch beim bereits laufenden Genehmigungsverfahren eingelegt. Zudem werden durch Erdgasfund in der Region bisher desinteressierte Kreise der lokalen Wirtschaft auf die Diskussion aufmerksam. Selbst der Leiter des Regionalbüros der "grün"-nahen 'Heinrich-Böll-Stiftung', Stefan Cramer, sah sich veranlaßt, in der Öffentlichkeit kritisch Stellung zu nehmen.

Wenn auch über Atomtechnologie bereits alles gesagt ist und nach Harrisburg, Tschernobyl und Tokaimura all die, welche solchen Wahnsinn weitertreiben wollen, mit Fug und Recht als VerbrechInnen zu bezeichnen sind, muß speziell zum PBMR-Reaktor noch folgendes ergänzt werden: Mehr noch als die Hanauer Atomfabrik birgt dieser Reaktor-Typ das Risiko der Proliferation. Wie beispielsweise der ehemalige Vorsitzende der Deutschen Reaktor-Sicherheitskommission Lothar Hahn in einem Gutachten dargelegt hat, ist es hier leicht möglich, während des laufenden Reaktorbetriebs Plutonium abzuzweigen. Da keine Brennstäbe verwendet werden, sondern tischtennisballgroße Kugelelemente, können diese einzeln gegen Attrappen ausgetauscht werden. Innerhalb von nur zwei Monaten ist so das radioaktive Material für eine Atombombe zu beschaffen. Hinzu kommt, daß das bei diesem Reaktor-Typ entstehende radioaktive Tritium dazu dienen kann, die Sprengkraft einer Atombombe noch zu erhöhen. Tritium unterliegt nicht dem Atomwaffen-Sperrvertrag und somit keinerlei internationaler Kontrolle.

Nach bisher unwidersprochenen Äußerungen des Leiters des Jülicher Forschungszentrums unterstützt der deutsche Außenminister den Export dieser Todes-Technologie. Nicht zu widerlegen ist jedenfalls, daß das im Besitz von Bund und Land befindliche Jülicher Forschungszentrum jährlich mit Millionen Euro bezuschußt wird - im Jahre 2002 mit exakt 262 Millionen Euro.

 

Harry Weber

 

Anmerkungen:
1 Siehe hierzu beispielsweise unseren Artikel
    Hanau-Export - nichts Neues (9.12.03)
2 Siehe hierzu beispielsweise unseren Artikel
    verschämt verschwiegen v. 16.09.03

 

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