19.05.2005

Amazonas-Vernichtung
nimmt weiter zu

Bei Präsident Lula ist der Lack ab

26.000 Quadratkilometern Waldverlust hat der WWF im brasilianischen Regenwald 2004 registriert. Damit hat das Vernichtungs-Tempo im vergangenen Jahr erneut zugenommen. 26.000 Quadratkilometer entspricht der halbe Fläche der Schweiz. Laut WWF sei dies die zweithöchste bisher registrierte jährliche Entwaldungsrate im Amazonas-Gebiet. Im Jahr zuvor hätte der brasilianische Amazonas 23.000 Quadratkilometer verloren.

Die Daten werden auf Grund von Satellitenaufnahmen erhoben, die das Brasilianische Weltrauminstitut INPE eben erst veröffentlicht hat. "Jede Minute verliert Brasilien eine Fläche von sieben Fußballfeldern wertvollen Regenwald. Die Regierung Lula hat bislang im versprochenen Kampf gegen den Raubbau versagt", sagte Michael Evers, Leiter des Fachbereichs Wald beim WWF Deutschland. Bis heute seien bereits 17 Prozent des brasilianischen Amazonas-Gebietes zerstört worden.

Leider ist die Frage, ob die brasilianische Regierung "versagt" hat, nicht so einfach zu beantworten. Sie hängt davon ab, aus welcher Perspektive die "Leistung" der Regierenden - ähnlich wie bei der "rot-grünen" Bundesregierung in Deutschland - beurteilt wird: Ob sie ihre Wahlversprechungen eingehalten hat oder ob sie die Vorgaben derer erfüllte, welche die Macht haben.

Brasiliens Präsident Lula wurde zu Beginn seiner Amtszeit von Teilen der "globalisierungskritischen" Bewegung als neuer Hoffnungsträger hofiert und wurde in den westlichen Mainstream-Medien als Linker bezeichnet. Neben vielem anderen hatte er eine Landreform versprochen. Doch diese läßt bis heute auf sich warten.1 Und ebenso gab es Hoffnungen, daß auf sein Wort Verlaß sei, er wolle den Anbau genmanipulierter Pflanzen in Brasilien verhindern.2

Tatsächlich jedoch vermag es Lula immer wieder die Kleinbauern und Landlosen zu vertrösten. Zugleich fördert er die Bodenspekulationen zum Ausbau von Rinderfarmen und industrieller Landwirtschaft. Illegaler Kahlschlag, Ausbeutung der ArbeiterInnen und Kriminalität werden nicht bekämpft.

"Regierung und Industrie müssen einfach mehr tun, um den schockierenden Raubbau zu stoppen", sagt Denise Hamu, Geschäftsführerin des WWF Brasilien. "Ansonsten wird unser Regenwald verschwinden, bevor wir ihn überhaupt richtig erforscht haben." Darauf zu antworten, die Regierung habe bisher nichts getan, wäre nicht ganz korrekt. Immerhin rief sie 2002 das 'Amazon Protected Areas Programm' (ARPA) ins Leben. Doch um die solcherart als "schutzwürdig" ausgewiesenen Areale zu schützen, sei sie zu weit vom Ort entfernt, es fehle ihr an Ordnungskräften oder diese hätten die Verantwortlichen nicht ermitteln können - heißt es.

 

Christian Semmler

 

Anmerkungen

1 Siehe hierzu auch unsere Beiträge

      Brasilianischer Regenwald-Schützer Ribeiro ermordet (25.02.05)

      Regenwälder weltweit zur Hälfte vernichtet (8.07.04)

      Brasilien setzt Amazonas-Zerstörung fort (15.08.03)

      Krieg in Brasilien (19.04.03)

2 Siehe hierzu auch unsere Beiträge

      Brasilien erlaubt Anbau von Gen-Pflanzen (4.03.05)

      Gen-Food in Brasilien: legal? illegal? scheißegal!
      Welche Rolle spielt Lula da Silva? (15.07.03)

 

neuronales Netzwerk