18.10.2004

Artikel

Dramatische Verluste
bei Amphibienarten weltweit

Neue wissenschaftliche Ergebnisse sind alarmierend

32 Prozent der heute bekannten Amphibienarten sind vom Aussterben bedroht. Zum Vergleich: Bei den Säugetieren sind aktuell 23 Prozent, bei den Vogelarten 12 Prozent vom Aussterben bedroht. Mindestens neun Amphibienarten sind seit 1980, als der nun dokumentierte dramatische Rückgang begann, ausgestorben. Für 113 weitere Arten liegen aus den letzten Jahren keine Beobachtungen mehr vor. Sie sind möglicherweise ausgestorben.

Mehr als 500 WissenschaftlerInnen aus über 60 Ländern analysierten in den letzten drei Jahren im Rahmen des 'Global Amphibian Assessment' die Verbreitung und den Schutzstatus aller 1.856 bekannten Amphibienarten. Die Ergebnisse entsprechend den IUCN-Kriterien und werden in der kommenden Woche in der rennomierten Zeitschrift 'Science' erscheinen.1

43 Prozent aller Amphibienarten weisen einen Rückgang der Populationen auf, während nur ein Prozent der Arten in Ausbreitung begriffen ist. 27 Prozent der Amphibienarten gelten als stabil und für den Rest ist der Status unbekannt. Die Gründe für den weltweiten Rückgang erscheinen oberflächlich betrachtet vielfältig. Letzten Endes jedoch deutet alles darauf hin, daß eine einzige Spezies dafür verantwortlich zu machen ist: homo sapiens.

In Nord- und Südamerika, der Karibik und Australien sind die Amphibien durch die Infektionskrankheit Chytridiomycose besonders stark betroffen. Neue Untersuchungen weisen auf einen Zusammenhang der Infektionskrankheit mit Dürreperioden hin, die zunehmend mit dem globalen Klimawandel in Zusammenhang gebracht werden. In den meisten Teilen der Welt, so auch in Europa, Asien und Afrika sind jedoch Habitatzerstörung2, Wasserverschmutzung und die Nutzung für die Ernährung die Hauptursachen für den Amphibienrückgang.

Daß die Amphibienpopulationen bedroht sind, war schon länger bekannt. Das Ausmaß der Bedrohung ist jedoch erst mit Fertigstellung der Studie deutlich geworden. Es werden dringend größere Schutzgebiete und eine verstärkte Erforschung von Amphibienkrankheiten benötigt, um die Aussterbewelle aufzuhalten. Ein erfolgreicher Kampf für den Erhalt unserer Amphibien ist allerdings nur möglich, wenn der Erhalt ihrer natürlichen Lebensräume wie beim Beispiel der Rotbauchunke3 auch gegen mächtige Konzerne durchgesetzt wird.

 

Harry Weber

 

Anmerkungen:

1 Die vollständigen Daten zu allen Arten
      sowie landesweite und regionale Rückgänge
      finden sich in einer Datenbank auf:
      www.globalamphibians.org

2 Ein realistisches Bild der Habitatzerstörungen bieten die Karten
      in unserem Artikel
      'Ersatzgewässer oder Untertunnelung'

3 Siehe auch unseren Artikel
      'Energie-Multi gegen Lacoma und Rotbauchunke' (9.08.03)

 

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