zu den kürzlich veröffentlichen Asylbewerber-Zahlen
Wer Ohren hat, zu hören, wußte spätestens 1999 was im Hinblick auf Ausländer- und
Flüchtlingspolitik von der neuen, "rot-grünen" Bundesregierung zu halten ist.
Noch 3 Wochen vor Beginn des Kosovo-Kriegs wurden Kosovo-Albaner mit der Begründung
abgeschoben, "ein staatliches Programm zur Vertreibung aller Albaner aus dem Kosovo
(sei) bis heute nirgends belegt" und die bis dahin "über tausend" Todesopfer und
300.000 Flüchtlinge rechtfertigten "nicht die Annahme einer unmittelbaren staatlichen
Gruppenverfolgung". Schily setzte die inhumane Politik Kanthers nicht etwa nahtlos
fort - er baute sie aus!
Daß die entscheidenden Leute bei den "Grünen" bereit sein würden, für wenigstens
einen Ministerposten jede beliebige programmatische Position zu räumen, war KennerInnen
dieser Partei allerdings bereits seit Jahren klar. Ebenfalls ist politisch denkenden
Menschen nicht entfallen, warum der deutsche Friedensnobelpreisträger Günter Grass
1993 aus der SPD austrat. Sie hatte ihre Zustimmung zur Abschaffung des Grundrechts
auf Asyl gegeben. In einer Rede vor dem Europa-Parlament am 10.10.2000 sprach er in
aller gebotenen Klarheit aus, wer die eigentlichen Ausländerfeinde in diesem Land sind:
"Der Fisch beginnt vom Kopf her zu stinken." Und: "Politiker sind mitverantwortlich
für den Rechtsradikalismus". Und in Hinblick auf Artikel 16 unserer Verfassung sagte
Günter Grass: "... will ich mich darauf beschränken, die Demontage des Asylparagraphen
in der Verfassung der Bundesrepublik und die Folgen dieser auch von der SPD
mitgetragenen Entscheidung als einen der Gründe zu nennen, die zum Anwachsen des
Rechtsradikalismus und zum Anschwellen der Gewalttätigkeiten geführt haben. Seitdem
ist der inhumane Umgang mit Asylsuchenden zur rechtsstaatlichen Praxis geworden. Mehr
noch, in ihrer Alltäglichkeit erregen selbst skandalöse Vorgänge kaum noch die
Öffentlichkeit."
Der vollständige Text der Rede von Günter Grass ist zu finden unter:
www.netzwerk-regenbogen.de/GrassEuropa.html
In den Medien ist längst nicht mehr die Rede vom abgeschafften Asylrecht - im Gegenteil,
es wird weiter eine "Verschärfung" des Asylrechts gefordert. Dieses verräterische Wort
von der "Verschärfung" gibt deutlich zu erkennen als was das Asylrecht verstanden wird:
Als Waffe gegen Menschen in Not, die davon gejagt werden, weil Deutschland nicht bereit
ist, etwas abzugeben.
In einem Kommentar in der Badischen Zeitung schrieb Ulrich Rose am 27.05.1993 auf Seite
1: "Übel aber ist, was im Parlament beschlossen wurde, und zwar aus vielen Gründen. Vor
allem die geradezu zynische Rechtskonstruktion von "sicheren Drittstaaten" läßt vom
Artikel 16 wenig mehr als eine leere Hülle: Nicht mehr die Flucht-Gründe entscheiden
darüber, ob jemand, der ins Land kommt, Asyl für sich beanspruchen kann, sondern nur
noch der Flucht-Weg. "
Das Asylrecht wirkt inzwischen tatsächlich wie das Flammen-Schwert des Cherubim - laut
neuesten Daten des Bundesamtes für Statistik ist die Zahl der in Deutschland im Jahr
2002 um Asyl bittenden Menschen mit 71.127 auf den tiefsten Stand seit 1887 gesunken: