"Blackberry" mit Hintertürchen
Daß der internationale Email-Verkehr per Echelon vom US-amerikanischen Geheimdienst überwacht wird, ist bereits seit acht Jahren bekannt.1 Doch daß auch der regierungsinterne Telefonverkehr der französischen Regierung vom US-Geheimdienst NSA abgehört wurde, verblüfft selbst hartgesottene Datenschutz-SkeptikerInnen.
'Research in Motion', so der romantische Name einer kanadischen Firma für Kommunikationssysteme, hatte die bei französischen Behörden und in Wirtschaftskreisen beliebte Blackberry-Übertragungstechnik entwickelt. Blackberry erlaubt den schnellen Erhalt und die Abfrage von Emails per Mobiltelefon. Dies erspart das zeitraubende und teure Abfragen von Emails in der Mailbox. Da jedoch die Server für diese Blackberry-Funktion in den USA und Großbritannien stehen, ermöglichte dies ohne großen technischen Aufwand den Zugriff auf die französische Behörden-Kommunikation. Zudem wurde bekannt, daß Blackberry-Server automatisch selektierte Emails per BCC an gewisse Zweitempänger weiterleiten.
Obwohl Frankreichs neuer Präsident Nicolas Sarkozy sich nach außen hin im Gegensatz zu seinem Vorgänger Jacques Chirac als enger Verbündeter der USA darstellt, erschien ihm diese Intimität offenbar denn doch zu eng. Über das Generalsekretariat für Nationale Verteidigung, SGDN, ließ Sarkozy umgehend nach Bekanntwerden des Blackberry-Hintertürchens die Notbremse ziehen. Das bei den französischen Behörden beliebte Kommunikationssystem wurde von der mit Spionageabwehr befaßten SGDN ab sofort für den Dienstgebrauch verboten.
REGENBOGEN NACHRICHTEN
Anmerkungen
1 Siehe hierzu auch unsere Artikel:
Echelon: Existenz des Abhörsystems
erstmals von einer Regierung bestätigt (21.01.01)
Echelon und die deutsche Wirtschaft (5.03.01)
"Rot-Grün" im Überwachungswahn (8.05.03)
Staatliches Hacken privater Computer bereits seit 2005 (25.04.07)