1 Uhr 25
Französische Anti-Atom-AktivistInnen halten den CASTOR-Zug bei Serqueux für 1 Stunde und 40 Minuten auf. Sie hatten Strohpuppen und ein Transparent auf den Gleisen platziert.
Von rund 10 DemonstrantInnen werden 5 festgenommen.
Später zwei weiteren Aktionen: Laut Polizei wurden Netze auf die Schienen geworfen.
Gegen 8 Uhr morgens hat der CASTOR-Zug bereits rund 2 Stunden Verspätung zum veröffentlichten Fahrplan.
13 Uhr Lokwechsel in Conflans: über 3 Stunden Verspätung.
Die französische Polizei ist sehr nervös und verteilt falsche Informationen.
Eindrücke aus dem Wendland
Entlang der Straßen stehen an fast jedem Haus und Hof die gelben Kreuze in Form eines X - oft zwei Meter hoch. Häufig ist das Anti-CASTOR-X auch in Fenstern zu sehen. Die oft bis an den Horizont reichenden Kolonnen von Polizei-Einsatzwagen (VW-Bullys oder sogenannte Wannen) auf den Landstraßen prägen das Bild eines Landes im Besatzungszustand. Eine Frau an der Kasse eines Supermarkts in Dannenberg spricht BesucherInnen, die mit süddeutschem Akzent auffallen, an und dankt für die Unterstützung gegen den CASTOR. Gemeindesäle beider christlicher Konfessionen stehen für DemonstrantInnen offen, dutzende Schlafsäcke und Rucksäcke sind bereits für die Übernachtung deponiert, Kaffee und Verpflegung werden auf Spendenbasis angeboten.
Fast ohne Ausnahme zeigt sich die wendländische Bevölkerung den auswärtigen DemonstrantInnen gegenüber gastfreundlich. Die Polizei bekommt dagegen nicht selten zu hören: "Wir sind friedlich, aber nicht zu jedem freundlich. Ihr seid hier nicht erwünscht."
13 Uhr in Gorleben
Die Auftaktkundgebung beginnt. 7000 bis 8000 Menschen nehmen teil. Die Demo zieht in Begleitung von rund 200 Treckern zum Zwischenlager Gorleben. Das Wetter ist nicht so kalt wie in den letzten Jahren und zwischen gelegentlichen Schauern klart der Himmel während der Demo auf und die Sonne zeigt sich.
"Der Druck von der Straße gegen ein unverantwortbares Endlager im maroden Gorlebener Salzstock wird nicht aufhören", erklärt ein Sprecher der BI Umweltschutz Lüchow Dannenberg. "Wir fordern die Bundesregierung auf, den Standort endlich zu schließen. Die Polizei darf nicht zur Durchsetzung rein
finanzieller Interessen der Atomindustrie auf die Bevölkerung gehetzt werden!".
"Ein weiterer Ausbau des 'Endlagers' unter
der falschen Flagge 'Erkundung' ist mit uns nicht zu machen!
Seit Abschluß der ersten Standortuntersuchungen im Jahre 1982
warnen Geologen vor einer Einlagerung hochradioaktiven Atommülls im
Gorlebener Salzstock. Auch gemessen an den von der Bundesanstalt für
Geowissenschaften und Rohstoffe aufgestellten Anforderungen an ein
Endlager scheidet der Standort Gorleben aus. Zu diesem Ergebnis
kommt zusätzlich ein neu erstelltes Gutachten von Greenpeace. Das
Deckgebirge ist unzureichend.
Gorleben ist als Endlager ungeeignet. Alle Regierungen, ob Rot-Grün
oder Schwarz-Rot, sitzen das Problem aus Furcht vor Geldforderungen
der Atomwirtschaft aus. Die Ankündigung, daß eine vergleichende und
offene Endlagersuche stattfinden soll, ist Hinhaltetaktik.
Der 'Umweltengel' Bundesumweltminister Gabriel, hat sich in der
Bundestagsdebatte vom 19. 10. als 'atompolitischer Beelzebub'
geoutet. Zwar spricht er davon, eine 'alternative' Standortsuche
einleiten zu wollen, gleichzeitig will er aber die Fertigstellung des
Gorlebener Salzstocks zulassen."
Zwischen den Redebeiträgen spielt die Gruppe 'Zaunkönig' aus Münster. In bunten Fantasie-Uniformen narrte eine "Clown-Army" PolizistInnen auf friedliche und selbst die verulkten zum Lachen herausfordernde Weise. Einzelne blieben allerdings stocksteif und versuchten unentwegt in den Himmel zu starren. Die "Clown-Army" hatte sich aus Freiwilligen aus dem ganzen Bundesgebiet - und nicht zuletzt aus Freiburg - rekrutiert.
Ursula Schönberger von der BI gegen das geplante Endlager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle Schacht Konrad bei Salzgitter erteilt dem sogenannten Atomausstieg eine klare Absage: In Wirklichkeit handele es sich dabei um unerträglich lange Laufzeiten, die der Atom-Mafia zugestanden wurden. Sie berichtet vom Wassereinbruch im Salzbergwerk Asse II. Dieses Beispiel zeigt, daß es nicht einmal gelingt, den radioaktiven Müll auch nur für wenige Jahrzehnte sicher einzuschließen. Noch vor wenigen Jahren behaupteten Experten des Forschungszentrums für Umwelt und Gesundheit (GSF), die "Langzeitsicherheit" der Atommüllgrube sei gewährleistet. Alles absolut sicher. In das ehemalige Salzbergwerk bei Wolfenbüttel wurden zwischen 1967 und 1978 insgesamt 126.000 Behälter mit schwach- und mittelradioaktivem Müll abgekippt - angeblich um das Salzbergwerk als Endlager zu erproben. Heute ist bekannt, daß bereits ab August 1988 im Rahmen einer routinemäßigen Befahrung des Bergwerks die ersten Laugeneinbrüche entdeckt wurden. Mittlerweile dringen täglich zwölfeinhalb Kubikmeter Steinsalzlauge ein. "Das tröpfelt nicht nur, das rauscht wie ein Wasserfall", so Ursula Schönberger. Asse II ist eine Zeitbombe - jederzeit muß mit dem Absaufen und danach mit einer radioaktiven Verseuchung der Umgebung gerechnet werden. Das gleiche kann mit dem ehemaligen Gorlebener Salzbergwerk geschehen, das zum Glück noch keinen radioaktiven Müll beherbergt.
"Die Beispiele der beiden Salzbergwerke Asse II und Morsleben zeigen, daß die Atom-Mafia immer nur nach dem Motto handelt: Hauptsache wir haben den Müll billig los - was kümmern uns die späteren Probleme. Wir dürfen nicht zulassen, daß dies so weiter geht. Asse II ist für Atommüll nicht geeignet. Der Salzstock Gorleben ist es auch nicht. Der radioaktive Müll kann nicht sicher eingeschlossen werden. Wer diese Fakten heute nicht sehen will, gefährdet wissentlich die Gesundheit nachfolgender Generationen." Sie betonte: Über die Frage, wohin mit dem Atommüll, gebe es mit der Anti-Atom-Bewegung "keine Gespräche, keinen Konsens". Denn: "Wir lösen nicht die Probleme der Atomwirtschaft, wir machen ihr Probleme. Erst müssen die AKWs abgeschaltet werden, dann können wir gemeinsam nach der am wenigsten schlechten Lösung für den Müll suchen."
Auch der neue Landrat des Landkreises Lüchow Dannenberg - erst seit wenigen Tagen im Amt -, Jürgen
Schulz, sprach sich in einem persönlichen Grußwort an die DemonstrantInnen gegen den
Atomstandort Gorleben aus. Er bezeichnete die Atomenergie als "Irrweg der Menschheit" und erinnerte an den erfolgreichen Widerstand gegen die WAA in Wackerdorf, bei der ebenfalls ein Landrat - damals sogar von der CSU - eine wichtige Rolle gespielt hatte. Er forderte die DemonstrantInnen zu friedlichen und kreativen Protesten auf und dankte ihnen fürs Hiersein.
Martin Ott, Bio-Landwirt aus Benken, wo die Schweizer Atom-Mafia ein Endlager bauen will, sagte: "Eigentlich müßte nach dem Gesetz des Lebens,
nach dem ich als Bio-Landwirt produziere, jeder, der mit der
Risikotechnologie Atomkraft Strom und in der Folge ewig strahlenden
Müll produziert, strafbar sein. Die Verantwortlichen und die, die das
Ganze verteidigen, müssen nach meinem Rechtsempfinden zur
Rechenschaft gezogen werden". Diese Herren produzierten im Gegensatz zur Biolandwirtschaft die giftigsten Substanzen, die es je gab. Besonders beeindruckt zeigte sich Martin Ott über das massenhafte Engagement seiner Bauern-Kollegen. Er lud sie nach Benken ein und bat auch alle anderen DemonstrantInnen aus Deutschland, nach Benken zu Hilfe zu kommen.
Mandy Rother aus der Vorbereitungsgruppe Energieforum vom Protest
gegen den G8-Gipfel im nächsten Jahr in Heiligendamm hielt fest: "Seit
1975 treffen sich die G8 zu informellen Kamingesprächen und maßen sich
an, die Energiepolitik für die ganze Welt zu bestimmen. Ihre
Energiesicherheit heißt nicht die Energieversorgung für alle Menschen zu
sichern, sondern zielt auf die Sicherung ihrer Herrschaft." Mandy Rother
forderte zu einem bunten und fantasievollen Protest gegen den G8-Gipfel im Juni 2007
auf. Es gehe um mehr als darum, Atommüll-Transporte zu stoppen, nicht allein darum, die regenerativen Energien zu fördern - wir müssen die Systemfrage stellen. Die G8 wollen sich den Zugriff auf Kohle, Gas, Öl und Uran sichern. Sie reden nur zur Kosmetik vom Klimaschutz.
Jochen Stay von der Initiative 'X-tausendmal-quer' faßte in seinem
Redebeitrag zusammen: "Die Anträge auf Laufzeitverlängerung sind eine
Kampfansage. Wir antworten heute an die Adresse der Stromkonzerne.
Wir nehmen die Aufforderung zum Tanz an." Stay erinnerte daran, daß die Wendländer schon viele Bundeskanzler kommen und gehen gesehen haben. Doch: "Wir sind noch da!" Der Gorleben-Widerstand habe wie ein Boxer Nehmerqualitäten gezeigt. An Bundeskanzlerin Merkel, Niedersachsens Innenminister Schünemann und Polizei-Chef Niehörster richtete Stay die Botschaft: "Ihr kriegt uns nicht klein!" Zum angekündigten Kommen der pseudo-grünen Reinhard Bütikofer und Rebecca Harms meinte Stay, sie hätten begriffen, daß der Atomausstieg "auf der Staße entschieden" würde. Die Mehrheit der TeilnehmerInnen sah das offenbar anders...
Im weiteren Verlauf gab es noch kurze Statements und Grußbotschaften von Felix Grube von der BI Ahaus, von Marianne Fritzen, der langjährigen Vorsitzenden der BI Lüchow Dannenberg: "Warum gehe ich nach 30 Jahren immer noch auf die Straße? Ich kann nicht anders - ihr seid meine große Familie!" und von Ulla Rötzer aus Finnland, wo ein neues AKW nach dem EPR-Typ gebaut wird.
14 Uhr 08 Der CASTOR-Zug befindet sich bei Metz. Die Verspätung gegenüber dem veröffentlichten Fahrplan beträgt nunmehr dreieinhalb Stunden.
Ab 14 Uhr 40 findet eine Demonstration am Bahnübergang in Hoenheim in der Nähe von Straßbourg statt.
Ein Hubschrauber begleitet den CASTOR-Zug gegen 15 Uhr bei Réding.
Durch eine Streckenänderung und die Wahl der Route über Metz hat der CASTOR-Transport die bisherige Verspätung offenbar teilweise aufgeholt. Nach aktuellem Stand wird die Ankunft an der deutschen Grenze gegen 17 Uhr erwartet, sofern der Zug im weiteren Verlauf die Strecke über Saverne - Hausbergen - Lauterbourg beibehält.
Nach der Auftakt-Kundgebung in Gorleben kommt es zu einem Zwischenfall. Die Demo-SanitäterInnen berichten danach von drei verletzten DemonstrantInnen nach einem Schlagstockeinsatz. Anlaß waren brennende Strohballen und umgeworfene Absperrgitter - eine beliebte Aktion von bezahlten Provokateuren.
Gegen 15 Uhr 40 erreicht der CASTOR-Zug Hoehnheim.
16 Uhr 05 CASTOR bei Drusenheim
16 Uhr 15 CASTOR bei Roeschwoog
16 Uhr 40 CASTOR bei Lauterbourg - Begleitpersonal wird gewechselt
17 Uhr 15 Ankunft in Wörth
17 Uhr 55 Abfahrt in Wörth
Der Zug besteht nun aus 2 Loks, 6 Personenwaggons, 12 CASTORen, 6 Personenwaggons und weiteren 2 Loks am Ende. Er wird nicht von einem Vorzug begleitet.
19 Uhr 30 CASTOR-Zug wurde bei Stutensee (Nähe Karlsruhe) rund 25 Minuten aufgehalten, es befanden sich offenbar Gegenstände auf den Gleisen.
19 Uhr 35 wird im Wendland bei der Ortschaft Laase ein Stau gemeldet, der durch die Polizei verursacht ist.
20 Uhr 22 Oftersheim (Nähe Heidelberg): Es stehen mehrere Leute auf dem Gleis, der Zug steht für rund eine Stunde.
21 Uhr 40 CASTOR bei Mannheim
Rund 1000 Polizisten sicherten die CASTOR-Strecke auf den ersten 100 Kilometern in Süddeutschland. Trotzdem konnten sie eine sichere Fahrt nicht gewährleisten. mehrere Zwischenfälle sorgten für mindestens vier CASTOR-Stops in diesem Bereich. Bei Karlsruhe stand der CASTOR-Zug gleich zweimal in Folge. In Stutensee lag ein Paket auf den Gleisen, AktivistInnen hatten mit Lichtzeichen und einem Transparent darauf aufmerksam gemacht und den CASTOR-Zug so gestoppt. Ein Großaufgebot der Polizei und ihr Begleithubschrauber "sicherten" den Ort. Beim Öffnen des Pakets lächelte den verdutzten Einsatzkräften
allerdings nur eine "Quietsche-Ente" entgegen.
Mit Straßensperren, Hubschrauber und weithin zusammengezogenen Einsatzkräften suchten sie nach den VerursacherInnen der Blockade, und bei all dem Rummel vergaßen sie offensichtlich völlig, den weiteren Transport des hochradioaktiven Materials zu sichern.
Als nach rund 15 Minuten die Fahrt fortgesetzt wurde, erwartete sie keine 500 Meter weiter schon das nächste Hindernis: leuchtend weiße Farbe und ein auffälliger Farbeimer direkt auf der Schiene markierten die Stelle, an der das Gleis mit einer dicken Kette "verschlossen" war. Obwohl der Zug eben erst wieder angefahren war, überrollte der Lokführer die markierte Stelle und der Zug kam erst zum Stehen, als er das Hindernis schon erfaßt hatte. Glücklicherweise handelte es sich nicht um schwerwiegendes Blockadematerial, so daß der Zug nicht entgleiste. Weitere 15 Minuten später setzte er die Fahrt fort. Von der Polizei wurde der Vorfall im weiteren verschwiegen. Im Polizeibericht war lediglich zu lesen, daß der CASTOR bei Karlsruhe kurz aufgehalten wurde...
Bereits am frühen Samstag abend hatten sich an den beiden Bahnhöfen Oftersheim und Schwetzingen bei Heidelberg, an allen Brücken, Unterführungen und Übergängen Polizeifahrzeuge eingefunden. Gegen 20 Uhr 20 kam bei den Einsatzkräften plötzlich Hektik auf. Der Grund: Im Oftersheimer Wald hatten zehn AtomkraftgegnerInnen die Gleise blockiert, und der Transport mußte stoppen. Im Vorfeld gab es keine Anzeichen dafür, daß ausgerechnet hier Protestaktionen geplant sein würden. Davon gingen wohl auch die Einsatzleitungen von Bundes- und Landespolizei aus, was aber keinesfalls hieß, daß die Vorkehrungen für alle Eventualitäten generalstabsmäßig getroffen worden wären. Bei Dunkelheit waren die AktivistInnen, die sich etwa 200 Meter nördlich des Bahnübergangs im Oftersheimer Wald - zwischen Wildschweingehege und Wasserwerk Untere Hardt - postiert hatten, aber nicht auszumachen. Aus dem langsam anrollenden Zug wurden sie aber gesichtet und die Fahrt gestoppt. Binnen weniger Minuten waren die Einsatzkräfte vor Ort. Gleichzeitig wurde aus Sicherheitsgründen der Zugverkehr komplett eingestellt. Dies hieß zum Beispiel, daß die Reisenden auf dem Bahnsteig in Schwetzingen einige Zeit ausharren mußten. Auch ein Gleisstopfzug konnte nicht in Richtung Karlsruhe weiterfahren. Von dort kam die Information: "Da sind Leute auf den Gleisen." Bereits um 20 Uhr 22 stand auf der Internetseite der Pressestelle der südwestdeutschen Anti-Atom-Initiativen: "Es stehen mehrere Leute auf dem Gleis, der Zug steht!"
Das Blaulicht der Streifenfahrzeuge war dann weithin sichtbar, ebenso der stetig über der Strecke kreisende Polizeihubschrauber. Südlich des Oftersheimer Wingertsbuckelwegs, der von der Kreuzung Heidelberger Straße/Albert-Schweitzer-Straße über die B 291 und die Bahnstrecke führt, war der Brennpunkt des Geschehens zu finden. Dort hatten sich die zehn AtomkraftgegnerInnen, die aus dem gesamten südwestdeutschen Raum stammen, auf die Gleise begeben.
"Bei der ersten Aufforderung, die Gleise zu verlassen, passierte noch nichts", war später von der mobilen Pressestelle der Bundespolizei (früher: Bundesgrenzschutz) zu erfahren. Danach allerdings folgte die Gruppe, die einige Plakate mit der Aufschrift "Castor-Alarm - Wir stellen uns quer" ausgerollt hatte, den Anweisungen der Polizei und leistete keinerlei Widerstand. Der CASTOR-Transport konnte seine Fahrt gegen 21 Uhr 20 - also nach etwa einer Stunde - fortsetzen und auch der übrige Zugverkehr nahm seinen Betrieb wieder auf. Nachdem Sicherheitskontrollen vorgenommen und die Personalien festgestellt waren, wurden die AktivistInnen bereits gegen 22 Uhr 30 bei inzwischen kühlen Temperaturen noch an Ort und Stelle wieder auf freien Fuß gesetzt.
"Blockaden machen wir selten, meistens demonstrieren wir, erklärte einer der Aktivisten, der aus Neckarwestheim stammt und dort schon seit rund zehn Jahren der Protestbewegung angehört. Andere waren das erste Mal bei einem aktiven Protest dabei, sie gehören aber zu organisierten Gruppen, die auch miteinander vernetzt sind. Die Stelle in Oftersheim hatten sie ausgewählt, weil sie wußten, daß der Transport mit Sicherheit dort vorbeiführen wird. In der Vergangenheit war der CASTOR auch schon einmal über die Neubaustrecke oder die pfälzische Seite gerollt.
Für die zehn wird die Aktion mit Sicherheit ein Nachspiel haben. "Uns erwartet ein Bußgeld," erklärte einer aus der Gruppe. Denn es handle sich nur um eine Ordnungswidrigkeit, keine Straftat. "Unberechtigtes Betreten der Bahngleise" heißt der Vorwurf aus Polizeikreisen. Insgesamt verlief die Blockade von beiden Seiten völlig stressfrei. (vergleiche auch den Artikel 'Atomkraftgegner bringen Castor-Zug zum Stehen' in der 'Schwetzinger Zeitung' vom 13.11.06)
22 Uhr bei Biblis
22 Uhr 38 CASTOR steht in Darmstadt-Kranichstein
22 Uhr 54 CASTOR steht momentan immer noch
23 Uhr 03 CASTOR rollt wieder ab DA-Kranichstein (25 Minuten Stop)
CASTOR fährt die Route über Aschaffenburg
Am Samstag abend kam es nach einem Laternenumzug bei Metzingen ebenfalls zu einem unsinnigen Polizei-Einsatz. Auf der Bundesstraße B 216 standen Strohballen in Flammen. An der Fahrbahndecke entstand erheblicher Schaden. Nachdem die Strohballen fast zwei Stunden lang gebrannt hatten, heulte in Metzingen die Feuerwehrsirene. Die örtliche freiwillige Feuerwehr konnte jedoch nicht ausrücken, da sämtliche Zufahrtswege durch Polizeifahrzeuge und Einsatzkräfte versperrt waren. Ein Feuerwehrmann, der nach der Alarmierung aus einer Straßenblockade heraus zum Feuerwehrgerätehaus laufen wollte, wurde von Polizisten daran gehindert, aus dem abgesperrten Kreuzungsbereich herauszukommen. Die Polizisten brachten ihn zu Boden und verhafteten ihn. Er wurde nach Aussage von Zeugen jedoch kurz darauf wieder freigelassen. Das Feuer löschte schließlich die Polizei mit ihren Räumfahrzeugen und einem Wasserwerfer. Bei der Absicherung der Einsatzstelle verlor jedoch einer der Beamten seine Schußwaffe. Zum Glück übergab ein Demonstrant, der die Schußwaffe fand, diese der BI. Als die Waffe von VertreterInnen der BI der Polizei übergeben wurde, wollte diese sich mit dem Versprechen auf eine Kiste Bier aus der Affaire ziehen. Die BI machte jedoch den unerträglichen Vorgang in einer Presse-Konferenz öffentlich und forderte von der Polizei statt einer Kiste Bier eine Spende an eine karitative Organisation.
Ute Daniels & Klaus Schramm
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
'CASTOR La Hague - Gorleben 2006
Teil 1 - Die ersten Tage' (11.11.06)
'CASTOR La Hague - Gorleben 2006
Teil 3 - Sonntag, 12.11. und Montag, 13.11.' (14.11.06)