27.08.2007

Fed pumpt und pumpt

Dow Jones und DAX dennoch abwärts
Das "R-Wort" kursiert

Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) pumpte heute (Montag) erneut 9,5 Milliarden US-Dollar in den Geldmarkt. Der Dow-Jones-Index verlor dennoch 0,42 Prozent auf 13.322 Punkte. Er nähert sich 13.000 und kann trotz massiver Stützungskäufe nicht stabilisiert werden. Ebenso erging es heute dem DAX, der um 0,3 Prozent verlor und mit 7.486 Punkten unter der 7.500-Marke blieb.

Wie bereits am Freitag (24.08.) erkennbar wurde1, mußte die in Schieflage geratenen SachsenLB in einer Eilaktion am Wochenende an die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) veräußert werden. Ob diese Lösung tragfähig ist, muß sich allerdings erst noch erweisen, denn die Stuttgarter Banker verankerten im Vertrag ein Rücktrittsrecht, falls sich nach den 400- und 500-Millionen-Löchern weitere Leichen im Keller der SachsenLB finden sollten.

Die durch das Platzen der US-Immobilienblase ausgelöste Krise greift immer mehr um sich, da niemand eine Ahnung hat, wo die per Verbriefung weiterverbreiteten faulen Kredite aktuell stecken. Die betroffenen Banken hüllen sich in Schweigen und hoffen darauf, daß die Leichen in ihren Kellern nicht entdeckt werden. Um das Ausmaß allein der US-Hypotheken-Krise zu erahnen, muß vom Gesamt-Volumen der US-Hypotheken, das sich auf schätzungsweise 8.500 Milliarden US-Dollar bemißt, rückgerechnet werden. Werden hiervon nur 10 Prozent notleidend, was angesichts der laxen US-amerikanischen Hypotheken-Vergabe in den letzten zehn Jahren eine optimistische Annahme ist, wären dies 850 Milliarden US-Dollar.

Bislang wurde der Kern der sich ausweitenden Kredit-Krise allein darin gesehen, daß die Banken auf mehreren 100 Milliarden Kreditpaketen und Derivaten festsitzen, deren Marktwert niemand kennt und die daher auf absehbare Zeit unverkäuflich sind. Allein das Volumen der verbrieften Subprime-Kredite wird von ExpertInnen auf 50 bis 250 Milliarden US-Dollar geschätzt. Doch nicht nur der de facto auf Null gesunkene Wert solcher Papiere droht eine nennenswerte Zahl von Banken in die Pleite zu reißen. Ebensolches Ungemach droht ihnen mit dem Zusammenbruch von Hedge Fonds und Private Equity Fonds, wenn die Banken auf den Schulden sitzen bleiben, die sie solchen Hoch-Risiko-Gesellschaften gewährten.

Zuletzt hatte die Fed am vergangenen Donnerstag insgesamt 17,25 Milliarden US-Dollar zugeteilt. Auch nach Einschätzung professioneller ExpertInnen und BerufsoptimistInnen ist ein Ende des Gegensteuerns durch die fortwährenden Liquiditäts-Spritzen der Fed nicht in Sicht. Auch die Europäische Zentralbank (EZB) stellte dem Euro-Geldmarkt zuletzt am Donnerstag 40 Milliarden Euro an Liquidität zur Verfügung.

Wie brenzlig es ist, zeigen "institutionellen Maßnahmen", zu denen die Fed greifen muß. So wurden die Regeln gelockert, nach denen Großbanken ihren Töchtern Kredite gewähren dürfen. Als Pfand dürfen bei der Fed auch sonst unverkäufliche Papiere hinterlegt werden. Immer häufiger taucht in den Kommentaren der Finanzpresse ein bisher als "R-Wort" verpönter Begriff auf: Rezession.

Doch in der jetzigen Situation ist dies schon wieder eine Verharmlosung. Denn je mehr die Krise auf andere Bereiche der globalen Ökonomie übergreift, desto wahrscheinlicher wird die Weltwirtschaftskrise. Es ist durchaus möglich, daß die Krise noch dadurch bewältigt werden kann, daß eine Reihe großer Banken pleite geht. Je länger eine solche "Bereinigung" jedoch hinausgezögert wird, weil jede Bank damit rechnen muß, zu den Schlacht-Opfern zu gehören, desto heftiger wird Zusammenbruch für das gesamte kapitalistische Wirtschaftssystem.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Noch ein Liquiditätsloch bei der SachsenLB
      400-Millionen-Euro-Liquiditätsloch motiviert zur Eile (24.08.07)

      Fed pumpt weitere 17 Milliarden US-Dollar
      Bank of America investiert 2 Milliarden US-Dollar
      in Countrywide Financial (23.08.07)

      EZB: "Erhöhe um 40"
      Neue Runde im Milliarden-Poker (22.08.07)

      WestLB schlägt Alarm wegen Banken-Krise
      ZEW-Konjunkturindex weist auf Rezession (21.08.07)

      Keine Stabilisierung an den Börsen
      Die Zinssenkung der Fed ist verpufft (20.08.07)

      Zweite deutsche Bank im Sog der Krise
      Sparkassen hängen mit drin (18.08.07)

      Fed senkt Diskontsatz
      "Abwärtsrisiken fürs Wirtschaftswachstum deutlich erhöht"
      (17.08.07)

      Börsen in Panik
      Wartet der Crash noch bis September? (16.08.07)

      Bankenkrise kappt Konjunktur
      Stimmungsbarometer der Manager verdüstert sich (15.08.07)

      EZB pumpte auch heute Milliarden
      EZB-Chef Trichet: Bankenkrise beendet
      Deutsche-Bank-Chefvolkswirt: Es kommt noch dicker (14.08.07)

      Finanzkrise zieht Kreise
      EZB pumpt weitere 48 Milliarden in den Geldmarkt
      Deutsche Bank und Commerzbank hängen mit drin (13.08.07)

      Viel Geld - viel Vertrauen?
      Viel Geld ins schwarze Loch gepumpt (11.08.07)

      Mit beschleunigtem Tempo Richtung Weltwirtschaftskrise
      EZB mußte heute 95 Milliarden Euro in den Geldmarkt pumpen
      (9.08.07)

      1929 oder 1931?
      Deutsche Bankmanager mit Fracksausen (3.08.07)

      US-Immobilienkrise erfaßt deutsche Bankenbranche
      Weltweite Schockwellen (1.08.07)

      Crash an US-Börse
      Beginn der Weltwirtschaftskrise? (27.07.07)

 

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