5.12.2004

Erdbeben der Stärke 5,4

AKW Fessenheim nur rund 35 Kilometer vom Epizentrum entfernt

Heute morgen um 2.52 Uhr erschütterte ein Erdbeben der Stärke 5,4 auf der Richterskala den Südschwarzwald und das angrenzende Elsaß. Wie das Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau in Baden-Württemberg mitteilte, lag das Epizentrum bei Waldkirch im Kreis Emmendingen. Damit ist das öffentliche Bewußtsein um das völlig unzulänglich gegen Erdbeben gesicherte AKW Fessenheim, das nur rund 35 Kilometer vom Epizentrum des Bebens entfernt am Rhein betrieben wird, erneut wach gerüttelt worden.

Die Erdstöße waren in einem Umkreis von rund 250 Kilometern spürbar. Das Beben weckte viele Menschen im Raum Freiburg, die sofort nach dem Telefon griffen, um Informationen über das AKW Fessenheim zu erhalten. "Die Telefone standen nicht still. Allein bei der Polizeidirektion Freiburg gab es 230 Anrufe innerhalb von 15 Minuten," so Freiburger Polizeiführer vom Dienst, Herwig Studier. Auch in der Schweiz und in Frankreich wurden Menschen vielfach durch das Beben aus dem Schlaf gerissen.

Bereits am Sonntag morgen war von der Freiburger Polizei zu erfahren, daß zwei Häuser in Denzlingen im Kreis Emmendingen und eines in Unterkirnach im Schwarzwald-Baar-Kreis beschädigt wurden. In Furtwangen stürzte ein Dach ein. Viele Schäden werden aber sicherlich erst am morgigen Montag gemeldet. Nach Angaben des Landesamtes ist bei Beben dieser Stärke im Umkreis von 40 Kilometern um das Epizentrum mit Gebäudeschäden zu rechnen. Bis jetzt wurde nicht bekannt, ob im nur rund 35 Kilometer von Waldkirch entfernten AKW Fessenheim ein interner Alarm ausgelöst wurde.

Das Beben um 2.52 Uhr in zwölf Kilometern Tiefe dauerte mehrere Sekunden. Im Südwesten Deutschlands bebt die Erde alle paar Wochen. Die Menschen zwischen Main und Bodensee spüren diese kleinen Erdbewegungen mit der Stärke 2 bis 3 auf der Richterskala jedoch kaum. Auf der Schwäbischen Alb kann sich nach einer Erdbebenkarte des Geoforschungszentrums Potsdam jedoch alle tausend Jahre ein Erdbeben ereignen, bei dem Schornsteine und Türme einstürzen, ebenso am Oberrhein um Basel sowie um Aachen. Die Ursache sind im wesentlichen tektonische Spannungen der Rheinregion, die von der Kollision der afrikanischen mit der europäischen Platte ausgelöst werden.

Zuletzt erschütterte ein Beben mit der exakt gleichen Stärke von 5,4 Einheiten auf der Richterskala und Epizentrum in den Vogesen am 22. Februar 2003 die Rheinebene. Das stärkste Beben Süddeutschlands in den vergangenen Jahren ereignete sich am 3. September 1978. Sein Zentrum lag im Zollernalbkreis. 25 Menschen wurden verletzt und Sachschäden von mehr als 100 Millionen Mark waren zu verzeichnen.

Die Anti-AKW-Bewegung im Dreyeckland zwischen Frankreich, der Schweiz und Deutschland, sowie der Regionalverband des BUND Südlicher Oberrhein erneuern die Forderung, das im Jahr 1977 in Betrieb genommene und nunmehr älteste französisches AKW endlich stillzulegen. Nach einer internen Beurteilung durch die französische Nuklearaufsicht ISRN wird das AKW Fessenheim als eines der unsichersten französischen AKWs beurteilt.1

Der Regionalverband des BUND Südlicher Oberrhein erinnert zudem daran, daß im nahegelegenen Benken in der Nordschweiz ein atomares Endlager geplant ist. Der BUND vertritt schon lange die Position, daß in einem Erdbebengebiet kein Atommüll für eine Million Jahre sicher aufbewahrt werden könne und die entsprechenden Pläne für ein atomares Endlager in Benken "gefährlich und verantwortungslos" seien.

 

Solveig Brendel

 

Anmerkungen

1 Siehe hierzu auch unsere Artikel
      'AKW Fessenheim weiterhin extrem erdbebengefährdet
      - Letzter Platz im Ranking' (23.06.04)

      'AKWs und Erdbeben' (25.02.03)

 

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