23.06.2004

AKW Fessenheim weiterhin
extrem erdbebengefährdet

Letzter Platz im Ranking

Das Uralt-AKW Fessenheim (Inbetriebnahme: 1977) wird in einer internen Beurteilung durch die französische Nuklearaufsicht ISRN als eines der unsichersten AKWs beurteilt.1 Das französische Netzwerk für den Atom-Ausstieg (Réseau sortir du nucléaire), ein Dachverband von rund 90 Anti-Atom-Initiativen, hat zudem jüngst Einblick in einen Bericht nehmen können, aus dem hervorgeht, daß das Amt für seismische Gutachten und Forschung (Bureau d'Expertise et de Recherches Sismiques), BERSSIN, die Erdbebensicherheit der französischen AKWs Fessenheim und Bugey und einiger weiterer AKWs als akut sanierungsbedürftig bezeichnet.

Aus dem Bericht geht hervor, daß das AKW Fessenheim nicht nur das älteste, sondern auch das unsicherste AKW in Frankreich ist. Eine Reihe von Vorgängen im Block 1, die dazu führten, daß zwölf Mitarbeiter radioaktiv kontaminiert wurden und Block 1 seit dem 25. Januar abgeschaltet ist2, haben dies auch für die Bevölkerung im Dreyeckland, der Grenzregion Frankreichs, Deutschlands und der Schweiz, Anfang dieses Jahres deutlich ins Bewußtsein gerufen. Und offenbar ist der Schutz im Falle von Erdbeben trotz einer vor wenigen Jahren erfolgten Nachrüstung unverändert mangelhaft.

Offensichtlich gab es Auseinandersetzungen zwischen dem BERSSIN und der EdF, dem französischen Strom-Konzern und AKW-Betreiber, wobei die Beurteilungen teilweise sehr weit auseinandergingen ("Des divergences parfois très importantes apparaissant entre les évaluations du BERSSIN et celles d'EDF"). So heißt es in dem Bericht unter anderem, daß schwerwiegende Bedrohungen namentlich von den Reaktoren der AKWs Bugey und Fessenheim ausgehen, deren bei dem Treffen zwischen BERSSIN und EdFangegebene Zahlenwerte weit über das hinausgehen, was vernünftiger Weise anzusetzen wäre in Anbetracht der bestehenden baulichen Auslegung ("Des menaces très importantes apparaissent notamment sur les réacteurs de Bugey et de Fessenheim, pour lesquels les valeurs annoncées en réunion vont bien au-delà de ce qu'il est raisonnable de prendre en compte, compte rendue de la conception actuelle."). Außerdem geht aus dem Bericht hervor, daß die EdF die Auseinandersetzung mit äußerster Härte führt. So versucht die EdF beispielsweise über das übliche Lobbying und mediale Sperrfeuer hinaus, mit Hilfe der Politik unbotmäßige Seismologen auszuschalten.

Hinzu kommen starke methodologische Unterschiede in der Beurteilung als auch unterschiedliche Auffassungen über Ermessensspielräume in der Auswertung seismischer Karten. Insbesondere geht es dabei um Differenzen über die Interpretation einer im Jahr 2001 überarbeiteten Regel zur seismischen Auslegung von Kernkraftwerken (Regel RFD 2001-01). Die Differenzen bestehen dabei im Wesentlichen bei der Auswahl der seismo-tektonischen Zonen und der Auswertung der seismischen historischen Daten.

Die Kosten für eine Sanierung von Fessenheim werden auf 200 Millionen Euro pro Reaktor - also insgesamt 400 Millionen Euro geschätzt. Ende Mai war von Seiten der EdF noch von 5 Millionen Euro die Rede. Interessant ist auch ein Anhang zum Bericht, in dem ausgeführt wird, daß die AKWs Bugey und Fessenheim unter Umständen baulich gar nicht mehr zu sanieren sind.

 

Adriana Ascoli

 

Anmerkungen:

1 Siehe auch unsere Artikel

    Französische AKWs erdbebengefährdet (11.06.03)

    AKWs und Erdbeben (25.02.03)

    Fünf Millionen Euro für Schäden im AKW Fessenheim? (26.05.04)

2 Siehe auch unseren Artikel

    Neue Panne im AKW Fessenheim (17.04.04)

 

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