VCD und FNAUT wollen Baden und Elsaß mit »Freizeitfahrplan« verbinden
Am Mittwoch dieser Woche (5.07.06) wird / wurde der neue Eurodistrikt »Region
Freiburg / Centre et Sud Alsace« ins Leben gerufen. Diese Gelegenheit nahmen der
umweltpolitisch orientierte Verkehrsclub Deutschland (VCD) und dessen
französisches Pendant FNAUT Alsace wahr, um ihren neuen »Freizeitfahrplan« der
Öffentlichkeit vorzustellen. Zusammen mit den Partnern SBG SüdbadenBus und dem
elässischen Busunternehmen Kunegel luden sie zu einer Pressefahrt von Freiburg
über Breisach nach Colmar und zurück.
Zusammenleben und deutsch-französische Begegnung zu fördern, stehen im
Mittelpunkt des gemeinsamen grenzüberschreitenden Engagements. Solange die
Verbindungen zwischen Badenern und Elsässern - ob auf Grund der Sprachbarriere
oder wegen mangelhafter Bus- oder Bahnlinien - noch spärlich sind, blühen dies-
und jenseits des Rheins die Vorurteile. Eines der Vorurteile, das in deutschen
Köpfen tief verwurzelt ist, besagt, daß für eine Fahrt ins Elsaß nur das Auto in
Frage komme. Ebenso existiert das Pendant in französischen Köpfen, wonach der
Schwarzwald weder mit Bus noch mit Bahn zu erreichen sei.
Doch tatsächlich sind umweltschonende Verbindungen bereits besser ausgebaut, als
ihr Ruf vermuten läßt. VCD und FNAUT Alsace haben zusammen mit ihren
französischen und deutschen Partnern in monatelanger Vorbereitungszeit den
»Freizeitfahrplan« entwickelt. Mit ihm sollen Bekanntheitsgrad und Attraktivität
des bestehenden Angebots dies- und jenseits des Rheins gesteigert werden. Die
zweisprachige Broschüre bietet einen Überblick über die bestehenden
Verbindungen, ausführliche und erprobte Tourentipps machen Appetit auf Ausflüge
ins Nachbarland und im Mittelteil finden sich sämtliche Fahrpläne.
Ausflugslinien wie die Navette des Crêtes werden ebenso präsentiert.
Ein zentrales Element der Verbindungen ist dabei das ElsaßRegioTicket, das auf
elsässischer Seite auf den Buslinien von Kunegel anerkannt wird. Mit weiteren
Busunternehmen wird noch verhandelt. Der neue Eurodistrikt »Region Freiburg /
Centre et Sud Alsace« wird nach Ansicht der VCD-Aktiven durch die Begegnung der
Menschen mehr und mehr belebt. Denn je besser die Menschen sich über den Rhein
hinweg - möglichst umweltverträglich - erreichen können, umso intensiver wächst
Europa zusammen. Hannes Linck, Vorsitzender des VCD Südlicher Oberrhein, hat
erkannt: "Der motorisierte Freizeitverkehr nimmt im neuen Eurodistrict mehr und
mehr zu. Die Menschen sollen öfter zusammen kommen, aber mit möglichst wenig
Umweltbelastung. Das ist bis heute nicht einfach, da nur wenige tägliche
Busverbindungen Freiburg mit Colmar oder Mulhouse verbinden." Und Jean Dreyer,
Präsident von FNAUT Alsace ergänzt: "Bis heute gab es im Elsaß keine Fahrpläne
für die Züge von Freiburg in den Schwarzwald und in Südbaden keine für Busse und
Bahnen in die Vogesen. Das haben wir geändert."
Neben besserer Information setzt daher der VCD zusammen mit seiner französischen
Partner-Organisation FNAUT Alsace darauf, daß das ElsaßRegioTicket zunehmend von
französischen Bus- und Bahnbetreibern anerkannt wird. Das ElsaßRegioTicket, das
der RVF (Regio-Verkehrverbund Freiburg) im August 2003 einführte, ist bisher in
Frankreich nur in Bussen zwischen Colmar und Breisach erhältlich.
Selbstverständlich gilt das ElsaßRegioTicket wie die bekannte Regio-Karte zudem
im gesamten RVF-Gebiet; es kostet 16 Euro, gilt für fünf Personen und für 24
Stunden. In Frankreich wurde das Ticket über die Strecke Breisach-Colmar hinaus
bislang nur an Sonntagen von Mai bis Oktober auf der Navette des Crêtes
anerkannt. Doch nur wenige Badener kennen diese Regelung und wissen, daß so die
verschiedenen Pendelbusse zur Vogesen-Hochstraße benutzt werden können.
VCD und FNAUT Alsace hoffen darauf, daß das ElsaßRegioTicket möglichst bald von
vielen Bus- und Bahnbetreibern im Raum Colmar anerkannt wird. Mit sanftem Druck
weisen sie darauf hin, daß ein besonderer Werbeeffekt zustande käme, wenn das
Ticket für einige Monate kostenlos akzeptiert würde. Ein attraktives Angebot
sorge für eine beträchtliche Zahl von Neukunden und so für zusätzliche
Einnahmen. Über die gegenseitige Verrechnung könnten sich die beteiligten Bus-
und Bahnunternehmen nach dem Vorbild des Regio-Verbundes und anderer
Verkehrs-Verbünde dann sicherlich leicht einigen. Als Beispiel dafür, daß ein
attraktives Angebot auf große Resonanz stößt, verweist der VCD auf die neue
Munstertal-Bahn, die Colmar mit Metzeral in den Vogesen verbindet.
[Foto der Munstertal-Bahn]
Ab diesem Sommer fahren auf der bislang nur für Güterzüge genutzten
Schienenverbindung zwischen Müllheim und Mulhouse im 2-Stunden-Takt wieder
Pendelzüge für den Personenverkehr. Die Fahrpläne sind mit den Zugverbindungen
auf der Rheintalstrecke abgestimmt. Sie finden sich ebenfalls im
»Freizeitfahrplan«. Und angesteckt durch den Erfolg der Munstertal-Bahn setzt
sich eine elsässische Bürgerinitiative dafür ein, auf der Bahnlinie von Colmar
über Neuf-Brisach bis Vogelgrun am Rhein wieder Personenzüge verkehren zu
lassen.
Klaus Schramm
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel
Verkehrswende im Dreyeckland?
Rückblick und Perspektiven (19.02.04)
Stadtbus in Sigmaringen
- ein beispielhafter Erfolg (30.01.04)
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Verkehrswende zu weniger Autoverkehr
Von der Utopie zur Realität (5.06.03)