und versteckt sich hinter Bayern -
Erstes neues AKW seit Tschernobyl
Bereits vor 4 Wochen hat Bundesatomminister Trittin "grünes Licht" für den Atomforschungsreaktors FRM 2 in
Garching bei München erteilt. Lediglich einige leicht zu erfüllende Auflagen dienten als Feigenblatt, um die von
den deutschen Medien fast durchgängig eh nicht wahrgenommene Böße zu überdecken. Die vor Ort aktive
Anti-AKW-Initiative, die bereits seit Jahren gegen das Garchinger "Atom-Ei" FRM 1 kämpft, fühlt sich im Stich
gelassen.
Der gemeinnützige Verein BÜRGER GEGEN ATOMREAKTOR GARCHING e. V. bezeichnet die Genehmmigung für
den neuen Atomreaktor, die dieser Tage - wie nicht anders zu erwarten - vom Bayerischen "Umwelt"-Ministerium
erteilt wurde - als "unverantwortlich". Er ist der erste
Reaktorneubau in Deutschland seit 1986, seit der Katastrophe von Tschernobyl.
Erinnert sei an das Spiel unter umgekehrten Vorzeichen, das Joschka Fischer als Hessischer "Umwelt"-Minister
seinerzeit in Zusammenwirken mit der damaligen Unions-Bundes- regierung trieb:
Bei jedem Neustart beispielsweise des AKW Biblis nach den auch damals häufigen Abschaltungen ließ sich Fischer zur
Erteilung der Betriebsgenehmigung durch den seinerzeitigen Bund-"Umwelt"-Minister Töpfer "zwingen". Damals redete
sich Fischer damit heraus, die Atom-Aufsicht liege beim Bund und nicht beim Land Hessen. Heute wird Bayern der
schwarze Peter zugeschoben, den die CSU-Landesregierung freudig annimmt.
Der von Siemens und der Uni München betriebene FRM 1 und der geplante FRM 2 werden als Renomierprojekte der
Bayerischen Landesregierung bezeichnet. Tatsächlich hatte bereits der frühere Bayerische Ministerpräsident und
zeitweilige (damals noch offiziell so bezeichnete) Atomminister Franz J. Strauß unter Kanzler Adenauer den Auf- und
Ausbau der Atomenergie in Deutschland unter dem vorrangigen Gesichtspunkt betrieben, Deutschland in den Besitz der
A-Bombe und damit militärisch in die Reihe der Atommächte zu befördern. Heute dürfte das militärische Interesse
allerdings ebensowenig wie damals ein landespolitisches, denn ein bundespolitisches sein.
Seit Jahren werden enorme Summen für die Akzeptanz- werbung ausgegeben. Dabei wird der medizinische Nutzen des
Forschungsreaktors in den Mittelpunkt gestellt und völlige Harmlosigkeit behauptet. Die örtliche Anti-AKW-BI erklärt
zu den vorgebrachten Argumenten, der Forschungsreaktor sei zur Erzeugung von Neutronen nötig: "Längst ist bekannt,
daß es innovative Alternativen zur Erzeugung und Erforschung von Neutronen gibt unter Umgehung der gefährlichen
Kernspaltung". Es wird darauf verwiesen, daß eine Mehrheit der Garchinger Bevölkerung im Rahmen eines
Bürgerentscheids gegen den Atomreaktor gestimmt hat.
Wie bei allen Atomprojekten wird verschwiegen und vertuscht. Das alte "Atomei" beispielsweise verseuchte nachweislich
den Garchinger Boden radioaktiv. Kein Atomreaktor ist sicher, auch nicht der FRM 2. Keine Versicherung übernimmt die
Risiken, auch nicht bei diesem neuen Atomreaktor. Gesundheit und Eigentum der Bevölkerung spielen weder in
München noch in Berlin irgendeine Rolle.
Der neuartige Atombrennstoff ist nur unter militärischem Gesichtspunkt zur Gewinnung hochangereicherten Urans
interessant. Deshalb gerät die "rot-grüne" Bundesregierung in Konflikt mit der Internationalen Atomenergiebehörde.
Mit diesen letztlich allein militärisch motivierten Experimenten wirden die Menschen um München zu Versuchskaninchen
gemacht. Der neuartige Atombrennstoff wurde weltweit bisher noch nirgendwo im Dauerbetrieb eingesetzt.
Die Entsorgung des atomwaffenfähigen Atommülls ist - wie bei allem radioaktiven Müll - völlig ungelöst. Das Zwischenlager
Ahaus oder die Zwischenlagerung in Garching kommen mangels Sicherungsmöglichkeiten gegen den Zugriff von Terroristen
nicht in Frage.
Siehe auch Artikel: 'Atom-Staat statt Atom-Ausstieg' v. 6.04.03
'Statt Atom-Ausstieg - Atom-Geschäfte weltweit' v. 5.04.01
'Atomforschungsreaktor Garching - BI deckt verheimlichte Gefahrenquellen auf'
v. 9.03.01
Adriana Ascoli