18.05.2004

Greenpeace kennzeichnet
bundesweit Gen-Milch

Müllermilch will nicht auf Gen-Futter für Kühe verzichten

Mit Warn-Aufklebern "Gen-Milch - Hände-Weg!" kennzeichnen AktivistInnen von Greenpeace heute in Supermärkten in rund 50 Städten Milch-Produkte der Unternehmensgruppe Theo Müller. In Hamburg, München, Stuttgart, Leipzig, Magdeburg und Berlin werden VerbraucherInnen vor und in Supermärkten außerdem mit Transparenten und Postkarten über den "Gen-Skandal" bei Müllermilch informiert.

Hintergrund der Aktion: Bei der Produktion der Marken Müller, Weihenstephan, Sachsenmilch und Loose wird Milch von Kühen verwendet, die genmanipuliertes Tierfutter erhielten. Zwar müssen Zutaten aus Gen-Pflanzen und Gen-Futtermittel nach der neuen EU-Verordnung umfassend gekennzeichnet sein. Das gilt jedoch nicht für tierische Produkte wie Milch, Joghurt, Eier oder Fleisch, auch wenn zuvor Gen-Futter im Trog war1. 80 bis 90 Prozent aller weltweit angebauten Gen-Pflanzen werden als Tierfutter eingesetzt. Wenn nun bald Dank Künastscher Kennzeichnungsverordnung Gen-Pflanzen in Deutschland angebaut werden dürfen, wird in wenigen Jahren kein Anbau ohne genmanipulierte Anteile in der Erbsubstanz mehr möglich sein. Wenn der Anbau von Gen-Pflanzen nicht heute verhindert wird, kann er nie mehr verhindert werden.

"Müller glaubt, Gen-Soja verfüttern zu können, nur weil die Milch nicht gekennzeichnet werden muß", erklärt Ulrike Brendel, Gentechnik-Expertin von Greenpeace. "Verbraucher können nicht erkennen, daß bei Müller Gen-Milch im Becher ist. Das wollen wir mit unserer Aktion ändern. Heute kann der Verbraucher wählen, ob er Gen-Food kauft oder nicht." Greenpeace fordert von Müllermilch die Garantie, daß die Kühe kein Gen-Futter mehr erhalten.

Vertreter der Futtermittelindustrie bestätigen, daß Futtermittel ohne Gentechnik auf dem Markt verfügbar sind. Genmanipuliertes Sojaschrot ist jedoch etwas billiger als konventionelles Futter und wird deswegen mehr verkauft. Dabei ist der Verzicht auf Gen-Futter nicht teuer und im Endpreis für die Verbraucher nicht spürbar. Die Lage ist paradox: Die zusätzlichen Kosten entstehen durch den Anbau der Gen-Pflanzen, müssen aber von denjenigen getragen werden, die auf Gentechnik verzichten wollen. Damit konventionelle Ware nicht mit genmanipulierten Pflanzen vermischt wird, sind getrennte Transporte und regelmäßige Kontrollen nötig. Zudem müssen die Futtermühlen zwei verschiedene Futterqualitäten verarbeiten.

"Wenn Müller behauptet, kein Futter ohne Gen-Pflanzen garantieren zu können, dann ist das eine glatte Lüge", sagt Ulrike Brendel. "So bietet zum Beispiel die Ölmühle Mannheim gentechnik-freie Soja an. Namhafte Lebensmittelhersteller wie 'Wiesenhof' oder 'Du Darfst' (Unilever) produzieren längst tierische Produkte ohne Gen-Futter. Außerdem benötigen Milchkühe kein Soja. Sie können einfach mit Raps, Mais, Gras und Heu gefüttert werden. Müller darf die Interessen Verbraucher nicht ignorieren. Die große Mehrheit will keine Gentechnik im Essen."

Greenpeace protestiert derzeit weltweit gegen Gentechnik auf dem Acker und auf den Tellern. Mehrere hundert AktivistInnen demonstrieren in Südamerika, Australien, Asien und Europa gegen den Im- und Export von genmanipulierter Soja. Im Mittelmeer ist das Greenpeace-Schiff Esperanza im Einsatz und begleitet Frachter, die genmanipulierte Pflanzen nach Italien und Europa bringen.

 

Monika Wittmer

 

Anmerkung:

1 Siehe auch unsere Artikel
    'Bauern fordern gentechnikfreie Futtermittel' v. 7.05.04
und
    'Wahlfreiheit zwischen Gen-Futter und Gen-Futter' v. 22.04.04

 

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