Bleibt Europa gentechnik-frei ?
Einer der sechs weltweit führenden und - wie das Beispiel Brasilien1 zeigt - aggressivsten Agro-Konzerne hat
am 15. Oktober angekündigt, sich aus der europäischen Getreidezüchtung zurückzuziehen. Der Produzent von
Gen-Pflanzen und Pestiziden will seinen Standort im britischen Cambridge schließen und "betroffen" von dieser
Entscheidung seien auch die Monsanto-Zuchtstationen in Frankreich, Deutschland und der Tschechischen Republik.
In seiner Ankündigung nimmt Monsanto keinerlei Bezug auf die zeitgleich veröffentlichte, von der britischen Regierung in
Auftrag gegebenen Gentech-Studie2. Diese zeigt in unerwartet klarer Weise die Gefahren zumindest
einzelner Gentech-Saaten auf. Die Ergebnisse der vierjährigen Vergleichsstudie laufen - für ein Auftrags-Gutachten
dieser Dimension einzigartig - dem Pro-Gentech-Kurs Tony Blairs eklatant entgegen. Monsanto begründet seinen
Schritt lediglich damit, daß sich eigene hohe Erwartungen in die Hybridweizenzüchtung nicht bestätigt hätten.
Mit Hinweis auf die bereits im September erfolgte Entscheidung des ebenfalls an vorderster Gen-Front agieren
Agro-Konzerns Bayer, keine Freisetzungsversuche mit genmanipulierten Pflanzen mehr in Großbritannien durchzuführen,
wertet Greenpeace dies als Rückzug aus Europa und als Reaktion auf die seit Jahren unverändert hohe Ablehnung der
Gentechnik in allen europäischen Ländern. Ulrike Brendel, Gentechnik-Expertin bei Greenpeace, kommentiert:
"Wir begrüßen diese Entscheidung. Die Gentech-Konzerne verlassen das sinkende Schiff. Sie müssen endlich akzeptieren,
daß die Verbraucher in Europa genmanipulierte Produkte mehrheitlich ablehnen und sie sich nicht aufzwingen lassen wollen".
Ob diese verständliche Freude bei Greenpeace nicht vielleicht voreilig ist, wird sich zeigen müssen. SkeptikerInnen
mutmaßen, daß es sich bei den Manövern der Gentech-Konzerne auch um eine Finte handeln könne.
Bisher eher mit
Glacé-Handschuhen angefaßt, muß sich nun auch "Rot-Grün" neue Töne von Greenpeace gefallen lassen: "Auch die
deutsche Bundesregierung darf sich nicht aus der Verantwortung stehlen und muß den Anbau von genmanipulierten
Pflanzen sofort unterbinden. In Europa haben wir jetzt noch die Chance, den Geist in der Flasche zu halten". Bislang
hatte es von Seiten der großen Umwelt-Organisationen unisono geheißen, der Fall des europäischen Gen-Moratoriums
sei nicht mehr zu verhindern.
Ute Daniels
Anmerkungen:
1 Siehe hierzu unseren Artikel
'Gen-Food in Brasilien: legal ? illegal ? scheißegal !' v. 15.07.03
2 Siehe hierzu unseren Artikel
'Amtliche britische Studie zu "Grüner Gentechnik" veröffentlicht'
- Chefwissenschaftler für Erhalt des Gen-Moratoriums (18.10.03)
Hinweis:
In der Schweiz wurden bereits 110.000 Unterschriften für den Erhalt des dortigen Gen-Moratoriums
gesammelt. Nehmen wir uns die SchweizerInnen zum Vorbild -
Zur Unterschriften-Aktion
'Moratorium für Gen-Food'
hier klicken.