Mehr oder weniger zufällig entdeckte die Freiburgerin Eva Stegen im Turm der St.-Georgs-Kirche einen versteckten Mobilfunksender. Mit einem Meßgerät konnte sie von außen die Abstrahlung des Senders nachweisen. Das Meßgerät 'HF 35C' beginnt zu pfeifen, wenn es in Richtung des Kirchturms gehalten wird und die digitale Anzeige steigt schlagartig von 30 auf 120 Mikrowatt pro Quadratmeter. Für die Mobilfunkgegenerin ist dies ein Beweis der Belastung durch Mobilfunkstrahlung, auch wenn der gesetzliche Grenzwert von 4,5 Millionen µW/m² bei weitem nicht erreicht wird.
Der Mobilfunkbetreiber Vodafone hatte im Frühjahr 2000 im Kirchturm des Freiburger Stadtteils St. Georgen eine Sendeanlage installiert. Von den AnwohnerInnen und den Gemeindemitgliedern hatten nur wenige davon erfahren. Etliche fühlen sich jetzt vom Pfarrgemeinderat hintergangen, da sie nun vor vollendete Tatsachen gestellt sind.
Immer häufiger wurden in den letzten Jahren Mobilfunksender in Kirchtürmen installiert. Andere Standorte in entsprechender Höhe sind selten oder sie rufen - da weithin sichtbar - alsbald heftigen Widerstand hervor. Immer mehr Gemeinden lehnen die Errichtung von Mobilfunksendern ab, da die Sorgen wegen möglicher Gesundheitsgefahren zunehmen und immer mehr Fälle von Elektrosmog-Sensibilität nachgewiesen werden. An immer mehr Orten haben sich in den letzten Jahren lokale Bürgerinitiativen gegen die Errichtung von Mobilfunksendern gebildet.
Möglicherweise wurde im 13.000-Seelen-Stadtteil St. Georgen der Gemeinderat nicht mit einer Diskussion behelligt, um so eine Auseinandersetzung zu vermeiden. Ein "Argument", das sich häufig als stichhaltig erweist, sind Mieteinnahmen von 5.000 bis 12.000 Euro pro Jahr. Auch in St. Georgen wird eine Auskunft über die exakte Höhe der Miete verweigert, da es sich um einen privatrechtlichen Vertrag handele.
Weitere Recherche eines Journalisten* brachte in Freiburg-St. Georgen einiges zu Tage:
Silvia Abele, aktives Mitglied in der Kirchengemeinde und im Kinderchor, erfuhr erst aktuell von der Mobilfunkanlage im Turm der St.-Georgs-Kirche. "Ich finde das ärgerlich", sagt die hochschwangere Frau, "auch wegen meines Kindes." Sebastian Hartmann wohnt seit 13 Jahren unmittelbar am Kirchengelände. Von seinem Wohnzimmer aus schaut er direkt auf den Kirchturm. Er erklärt überrascht: "Es ist nicht okay, daß die das einem vorher nicht gesagt haben. Wir leben doch in einer Demokratie." Darauf angesprochen betont Klaus Zipfel, der Vorsitzende des Pfarrgemeinderats St. Georg, im Vorfeld der Entscheidung sei beim Kirchenordinariat nachgefragt worden: "Die hatten keine Bedenken, und das war ausschlaggebend." Zipfel war Mitglied des fünfköpfigen Stiftungsrates, der damals den Abschluß des Vertrages absegnete.
Petra Willaredt
Anmerkungen
* der Journalist möchte hier nicht namentlich genannt werden.
Siehe auch unsere Artikel:
'Erhöhte Krebsrate im Nahbereich
von Strom-Masten' (5.06.05)
'Handy auf dem flachen Land
- hohes Hirntumor-Risiko (17.05.05)
'Langzeit-Studie bestätigt Gesundheitsrisiken von handys'(21.12.04)