Damit auch alle Welt darauf aufmerksam werden sollte, spielte Kubas Diktator Fidel Castro mal wieder den starken Max: Im Vorfeld einer obskuren Dissidenten-Versammlung hatte er einige "Gäste" aus Europa, darunter den deutschen CDU-Politiker Arnold Vaatz und den tschechischen Senator Karel Schwarzenberg ohne Vorwarnung festnehmen, zum Flughafen bringen und außer Landes expedieren lassen - wider alle diplomatischen Gepflogenheiten. Das Zusammenspiel funktionierte perfekt: Mehrere europäische Regierungen legten Protest ein, die internationalen Mainstream-Medien hatten einen Aufhänger, um zu berichten, Kuba wurde einmal mehr mit dem Titel "sozialistisch" geschmückt und alle Welt erfuhr, daß sich in Kuba "die Opposition" zusammengeschlossen habe und eine gemeinsame Konferenz veranstalte.
Auch die 'Jungen Welt' v. 21.05. bietet nur Propaganda: Auch Arnold Schölzel verschweigt in seinem Artikel, daß mehrere Dissidenten- Gruppen dem Treffen fern blieben. Statt dessen wartet er mit der apodiktischen Definition auf, »Dissidenten« seien "Leute, die den Sozialismus verbessern und ihn zu diesem Zweck erst einmal abschaffen wollen". Damit ist dann auch implizit wieder mal bewiesen, daß Kuba sozialistisch sei.
Laut 'tagesschau' sollte es sich um eine "Versammlung zur Förderung der Zivilgesellschaft" handeln, zu der 500 TeilnehmerInnen erwartet würden. Tatsächlich kamen höchsten 150 Personen zu jener Versammlung. Zur Führungsriege zählen Marta Beatriz Roque, René Gómez Manzano und Félix Bonne Carcasses. Um etwaige Zweifel an ihrer politischen Orientierung zu zerstreuen, wurde auf dem Treffen eine Grußbotschaft von US-Präsident G.W. Bush per Video präsentiert. Jedwede echte kubanische DissidentInnen würden sich hüten, sich derart mit der US-Regierung gemein zu machen, da sie sich so geradewegs in Kuba isolieren würde. Keine Regierung der Welt ist den KubanerInnen mehr verhaßt als die US-amerikanische - nicht einmal ihre eigene.
Die Parteivorsitzende der "Grünen", Claudia Roth, adelte die seltsame Versammlung auf Kuba mit der Behauptung, diese sei "ein Zeichen für eine Zivilgesellschaft, die sich trotz aller Repression nicht einschüchtern" ließe. Castro kann eine solche Opposition, die er problemlos als US-abhängig bezeichnen kann, nur recht sein. So kann er die KubanerInnen weiterhin vor die Schein-Alternative stellen: Entweder Fidel oder Kapitalismus.
Adriana Ascoli
Anmerkungen
1 Siehe hierzu auch unsere Beiträge
Die Provokationen der US-Administration
und die Verhärtung des kubanischen Regimes (7.05.03)
Speicherlecker, die Blut geleckt haben (19.09.03)