22.09.2004

Artikel

EU torpediert Artenschutz

Dramatischer Bestandsrückgang auch beim Löwen

Die Bestände der Löwen sind in den letzten Jahren dramatisch geschrumpft. ExpertInnen schätzen, daß in ganz Afrika nur noch insgesamt 10.000 erwachsene Tiere leben. Die EU verweigert bisher ihre Unterstützung für den Versuch Kenias, den Löwen unter strengsten Schutz zu stellen. "Dabei wäre dies dringend nötig, um die in vielen Ländern noch praktizierte Trophäenjagd auf Löwen endlich zu beschränken", so Daniela Freyer, Sprecherin der Naturschutz- Organisation 'pro wildlife'. Immerhin sind "Jäger" aus der EU nach US-Amerikanern die eifrigsten Löwentöter.

"Die EU ist einer der größten Abnehmer für Jagdtrophäen, exotische Heimtiere1 oder Souvenirs aus gefährdeten Arten. Offenbar blockieren diese Wirtschaftsinteressen eine konsequente Naturschutzpolitik", so die 'pro-wildlife'-Expertin. Hinzu kommt, daß die 25 EU-Mitgliedsstaaten bei der vom 2. bis 14. Oktober in Bangkok stattfindenden Artenschutz-Konferenz2, einheitlich abstimmen. Können sie sich nicht auf eine Position einigen, müssen sich alle EU Länder enthalten. Durch diesen selbstauferlegten Abstimmungs-Modus inszeniert die EU eine Selbstblockade und drückt sich davor, wichtige Anträge zu unterstützt. "Die EU will sich viele Handelswege einfach offen halten - ohne Rücksicht auf die Folgen für bedrohte Arten", kritisiert die Biologin Daniela Freyer.

Bei vielen Arten wie dem afrikanischen Löwen, dem Nashorn, dem Elefanten, dem Orang-Utan3, dem Weißen Hai oder dem Blattschwanz- gecko ist anhand der EU-internen Vorverhandlungen bereits absehbar, daß die EU Schutz-Anträge für diese Arten blockieren wird. So unterstützt die EU bereits jetzt offen einen Antrag Swasilands, den kommerziellen Handel mit den nur 61 Breitmaulnashörnern des Landes freizugeben. Swasiland hofft auf Deviseneinnahmen aus dem Verkauf lebender Tiere und dem Abschuß durch Trophäenjäger. "Das ist völlig absurd, denn bei einem Bestand von nur 61 Nashörnern kommt es auf jedes einzelne Tier an", erläutert Freyer. "Die EU zeigt hier ein falsches Verständnis von Entwicklungshilfe".

Auch der Weiße Hai ist längst in Folge der Überfischung der Meere4 von der Ausrottung bedroht. Die EU würde zwar eine Kontrolle des Handels für den Weißen Hai mittragen, nicht jedoch ein vorläufiges Exportverbot. "Doch genau dieser Handelsstop würde den völlig überfischten Beständen die erforderliche Verschnaufpause verschaffen", so Freyer.

Ebenso trostlos erscheint die Situation für das Blattschwanzgecko. Über Jahre hin wurden zehntausende dieser bizarren Reptilien aus Madagaskar für den internationalen Heimtierfachhandel expotiert. Die Bestände sind am Zusammenbrechen. Doch die EU - einer der wichtigsten Importeure - verzögert bisher deren Schutz. Auch für den internationalen Schutz der Spinnenschildkröte, deren Bestände für Terrarien in aller Welt rücksichtslos geplündert wurden, kann sich Brüssel bislang nicht erwärmen, obwohl die EU selbst bereits die Einfuhr dieser Art verbietet.

 

Petra Willaredt

 

Anmerkungen:

1 Siehe auch unseren Artikel
    'Papageien hinter Gitter - Trittin frei' (14.07.03)

2 Siehe auch unseren Artikel
    'Auch Elefanten wieder von der Ausrottung bedroht' (15.09.04)

3 Siehe auch unseren Artikel
    'Urwaldschutz ist zugleich Orang-Utan-Schutz' (21.09.04)

4 Siehe auch unseren Artikel
    'Raubbau an den Fischbeständen ungebremst' (20.10.03)

 

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