Sonntag Nacht wurde Ambrósio Vilhalva, Sprecher der indigenen Guarani, in der Gemeinde Guyra Roká im brasilianischen Bundesstaat Mato Grosso do Sul ermordet. Seine Leiche wurde mit mehreren Messerstichen in seiner Hütte gefunden.
In den vergangenen Monaten war Ambrósio Vilhalva mehrfach bedroht worden. Weltweit bekannt wurde der Sprecher der Guarani durch seine Rolle im preisgekrönten Spielfilm 'Birdwatchers'. Der Film mit dem Untertitel 'Das Land der roten Menschen' schildert den Kampf der Guarani um ihr angestammtes Land. Auf Reisen in viele Länder der Welt sprach Vilhalva über die Notlage der Guarani und forderte von der brasilianischen Regierung den Schutz des Guarani-Landes. Letzteres ist zwar eine Selbstverständlichkeit, da der Staat gesetzlich hierzu verpflichtet ist - in der Realität jedoch zählt dies nichts und seit Jahrzehnten breiten sich landwirtschaftliche Großbetriebe, die für den Export nicht zuletzt nach Europa produzieren, gewaltsam auf Kosten der indigenen Urbevölkerung immer weiter aus. Bereits im Oktober 2012 wurde der Guarani-Anführer Nisio Gomes erschossen.
Vor Jahrzehnten hatte ein Farmer die Guarani von Guyra Roká von ihrem Land vertrieben. Jahrelang lebten sie danach unter schlimmsten Bedingungen am Rand einer Straße. 2007 besetzten sie schließlich einen Teil ihres Landes. Im Januar 2013 sprach die nationale Behörde zum Schutz der indigenen Bevölkerung (FUNAI) ein Gebiet von rund 40.000 Hektar zu - einem Bruchteil ihres ursprünglichen Landes. Heute leben sie auf diesem Land, von dem der Großteil für riesige Zuckerrohr-Plantagen gerodet wurde.
Das Schutzgebiet der Gemeinde Guyra Roká ist winzig (gelbe Markierung) - doch selbst dieses Gebiet ist größtenteils von Zuckerrohr-Plantagen überzogen (rot).
In den Konflikt um ihr Gebiet ist auch der Landbesitzer und einflußreiche lokale Politiker José Teixeira verwickelt. Ambrósio Vilhalva sprach sich lautstark gegen den Anbau von Zuckerrohr auf dem Land der Guarani aus. Er kritisierte auch Raízen, ein Joint-Venture zwischen Shell und Cosan, das solches Zuckerrohr für seine Biotreibstoff-Produktion bezog. Der Einsatz seiner Gemeinde und der Menschrechts-Organisation 'Survival International' zwang Raízen, den Kauf von Zuckerrohr vom Land der Guarani zu beenden.
Anmerkungen
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