26.07.2007

Landkonflikt
mit Zellstoff-Konzern Aracruz
in Brasilien

Papiertaschentücher und Regenwaldvernichtung

Seit Mittwoch halten im brasilianischen Bundesstaat Espirito Santo Tupinikim- und Guarani-IndianerInnen rund 11.000 Hektar Land besetzt. Sie hatten dieses Land bisher vergeblich vom Zellstoffkonzern Aracruz zurückgefordert. Zur gleichen Zeit besetzten Quilombolas - so nennen sich die Nachfahren afrikanischer Sklaven in Brasilien - ebenfalls ein Landgebiet, das Aracruz ihnen gestohlen haben soll. Die Umweltorganisation 'Robin Wood' fordert Geschäftskunden von Aracruz wie beispielsweise den Papier-Konzerne Kimberly-Clark (Haakle, Kleenex) auf, vom brasilianischem Skandalunternehmen ab sofort keinen Papierfaser-Rohstoff mehr zu beziehen.

Die Tupinikim- und Guarani-IndianerInnen befinden sich seit Mittwoch auf den von ihnen beanspruchten 11.000 Hektar und haben bereits damit begonnen, ihre ehemaligen Dörfer Olho d'Agua, Macacos und Areal wieder aufzubauen. Dies sind jene Indianerdörfer, die laut Angaben der Tupinikim und Guarani von Aracruz zerstört wurden, als der Zellstoff-Konzern vor Jahrzehnten in indigenes Land eindrang. Anfang 2006 wurde eine ähnliche Aktion von der brasilianischen Bundespolizei unter tatkräftiger Mithilfe von Aracruz gewaltsam beendet. Bulldozer walzen damals die gerade errichteten Dörfer nieder und auf flüchtende Indianer wurde mit Hubschraubern Jagd gemacht. Die Tupinikim und Guarani warten noch immer auf eine versprochene eine abschließende Unterschrift des brasilianischen Justizministers, die diesen Landkonflikt beenden sollte.

Darüber hinaus ist Aracruz in schwere Landkonflikte mit den Quilombolas verwickelt. Dies wurde von der Regierung Lula 2003 zwar auf dem Papier geändert. In diesem Jahr sind ihnen nun im Norden von Espirito Santo erste Landflächen zugesprochen worden. Die Quilombola-Kommune Linharinho bekam über 9.000 Hektar Land zugesprochen, wovon über 80 Prozent noch mit Eukalyptus von Aracruz besetzt sind. Aracruz fordert für diesen Baumbestand jetzt eine Entschädigung und versucht weiterhin, mit juristischen Winkelzügen jede Landrückgabe zu verhindern. Die Quilombolas in Linharinho haben jetzt das Recht in die eigene Hand genommen und halten die 9.000 Hektar besetzt. Den Versprechungen der brasilianischen Regierung schenken sie kein Vertrauen mehr.

"Angesichts dieser dramatischen Entwicklung fordern wir alle Kunden von Aracruz auf, ihre Geschäftsbeziehungen zu Aracruz sofort zu beenden", sagt Robin-Wood-Tropenwaldreferent Peter Gerhardt. "Die großen Abnehmer wie Kimberly-Clark tragen hier eine besonders große Verantwortung, aber auch mittelständische Unternehmen, wie die Osnabrücker Firma Felix Schoeller die aus Zellstoff von Aracruz Fotopapier herstellt, sollten jetzt schnell und konsequent handeln."

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Die Nase voll von Tempo & Co
      'Robin Wood' rät zu Taschentüchern aus Recyclingpapier (28.02.07)

      Papierverbrauch größer - Urwälder kleiner
      Appell an Papier-Industrie und -Handel (9.06.05)

      Amazonas-Vernichtung nimmt weiter zu
      Bei Präsident Lula ist der Lack ab (19.05.05)

      Hamburger SchülerInnen pro Recycling-Papier (9.03.05)

 

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