9.06.2005

Papierverbrauch größer            
      - Urwälder kleiner

Appell an Papier-Industrie und -Handel

Mehrere Umwelt- und Verbraucherorganisationen wenden sich mit einem dringenden Appell an den 'Verband Deutscher Papierfabriken' sowie den 'Bundesverbandes des Deutschen Papiergroßhandels'. Sie fordern darin Papier-Industrie und -Handel auf, in Zukunft ausschließlich Zellstoff zu verwenden, der aus ökologisch nachhaltiger und sozial gerechter Waldwirtschaft stammt. Der Einsatz von Altpapier solle erhöht werden. 'Robin Wood' will zugleich mit einer Aktion am Hamburger Fischmarkt mit gegen Papierverschwendung und Papier aus Raubbau protestieren.

35 Tonnen Papier werden in Deutschland pro Minute verbraucht. Weltweit werden jährlich etwa 15 Millionen Hektar Wald zerstört. Jeder fünfte eingeschlagene Baum wird verwendet, um daraus Zellstoff oder Papier herzustellen. In Ländern wie Indonesien und Kanada werden auch Urwälder für Papier gerodet. Indigene und Kleinbauern verlieren dort ihr Land an die Holz- und Zellstoffindustrie und verarmen. Tiere und Pflanzen sterben aus. Der Klimawandel verschärft sich.

Hauptverantwortlich dafür ist die Papier-Industrie in den "entwickelten" Länder, die über vier Fünftel des Papiers verbrauchen. Um zu verhindern, daß Zellstoff aus einer illegalen, zerstörerischen und sozial ungerechten Waldwirtschaft auf den Markt kommt, wären gesetzliche Regelungen denkbar. Entsprechende Gesetze aber werden bislang von allen Regierungen vermieden. Sinnvoller erscheint es da, sich direkt an die Mächtigen statt an die Regierenden zu wenden.

Auf Initiative von ROBIN WOOD hat nun ein Bündnis von Umwelt- und Verbraucherorganisationen konkrete Forderungen an Papier-Industrie und -Handel formuliert. Dazu zählt

  • eine unabhängige Kontrolle über die Herkunft des Zellstoffs,
  • mehr Transparenz für die VerbraucherInnen,
  • saubere Produktionsprozesse, etwa der vollständige Verzicht auf Chlorverbindungen und
  • die Wahl kurzer Transportwege.

"Papier-Industrie und -Handel sind jetzt am Zug und müssen erklären, was sie tun werden, um sich aus der Verstrickung in Urwaldzerstörung, illegalen Handel und Menschenrechtsverletzungen zu lösen", erklärt Jens Wieting, Tropenwaldreferent bei 'Robin Wood'. Vermutlich werden jedoch erst Boykott-Maßnahmen organisiert werden müssen, damit sich etwas bewegt.

Bereits mehrfach haben wir in Artikeln (siehe Anmerkungen) darauf hingewiesen, daß die "rot-grüne" Bundesregierung ebensowenig bereit ist wie sämtliche andere europäische Regierungen, die US-Regierung, Chinas oder Japans Regierung auch nur ansatzweise dem Import illegal gefällten Tropenholzes einen Riegel vorzuschieben.

Inzwischen ist auch vom WWF eindeutiges zu hören. "Auch Deutschland trägt Verantwortung. Denn Deutschland importiert illegales Holz. Deutschland kauft Papier aus wertvollen Tropenhölzern. Deutschland nutzt Palmöl aus zerstörerischen Plantagen," so WWF-Geschäftsführer Dr. Peter Prokosch.

Allein die Auswertung von Satelliten-Fotos und anderer Daten von Borneo zeigt: Alle 20 Sekunden verschwindet auf der drittgrößten Insel der Welt Wald in der Größe eines Fußballfeldes. Pro Jahr werden mehr als 13.000 Quadratkilometer wertvoller Tropenwald abgeholzt oder fallen Waldbränden zum Opfer. "Das Tempo der Waldzerstörung hat seit Mitte der 90er Jahre drastisch zugenommen", berichtet WWF-Tropenwaldexperte Markus Radday. "Setzt sich der Trend fort, werden alle Tiefland-Regenwälder im indonesischen Teil Borneos, wichtigster Lebensraum der Orang-Utans, bis 2012 verschwunden sein."

Hauptgründe für den Waldverlust sind - wie auch der WWF bestätigt - die Waldrodung für Plantagen durch Konzerne, insbesondere für Ölpalmen und dadurch bedingt der illegale Holzeinschlag. Erst an zweiter Stelle folgen verheerende Waldbrände, die allerdings oft ebenso anthropogenen Ursprungs sind.

Eine Folgen dieses Kahlschlags: Die Zahl der Orang-Utans (malaiisch: "Waldmenschen") auf Borneo ging seit Anfang der 90er Jahre von 150.000 dramatisch auf heute 55.000 Tiere zurück. "Viele Orang-Utans leben schon heute nur noch in kleinen Gruppen auf verstreuten Waldinseln. Ihnen fehlt der genetische Austausch, um langfristig überleben zu können", so Nazir Foead, Chef des Artenschutz- Programms des WWF Indonesien. Borneos einzigartige Tier- und Pflanzenwelt wird ausgerottet. Auch Zwergelefanten, Nashörner und Nasenaffen sind bedroht. 44 der 210 Säugetierarten Borneos kommen nirgendwo sonst auf der Welt vor.

Wieder einmal hat "Rot-Grün" ein "Urwaldschutzgesetz" angekündigt - für einen Zeitpunkt nach der nächsten Bundestagswahl. Deutschland importierte 2003 Hölzer im Wert von 206 Millionen Euro aus Indonesien. Dabei sind mehr als 70 Prozent des Holzeinschlags in Indonesien illegal. Papier, Holzfenster oder Garten-Möbel stammen häufig aus indonesischen Tropenhölzern.

 

Adriana Ascoli

 

Anmerkungen

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und

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