10.10.2007

Umweltverbände fordern:
Papierverbrauch reduzieren

Statt Forderung an die Bundesregierung - Appell an Eigeninitiative

Obwohl die Forderung der Umweltverbände an die Bundesregierung gerichtet - also nutzlos - ist, darf sie durchaus als Anregung zur Eigeninitiative verstanden werden, den privaten Papierverbrauch zu drosseln. Wir werden jedenfalls in einem Jahr darüber berichten, ob sich die Bundesregierung durch das Memorandum der Umweltverbände zu konkreten Maßnahmen drängen ließ und ob irgendwelche meßbaren Erfolge erzielt wurden.

Insbesondere wird von den Umweltverbänden gefordert, daß in allen Behörden und Einrichtungen die Pflicht zum Einsatz von Recyclingpapier mit dem Blauen Engel eingeführt wird. Dabei ist der Einsatz von Recyclingpapier bereits seit rund 35 Jahren nichts Neues mehr. Dennoch wird beispielsweise in der angeblichen Ökohauptstadt Freiburg1 bei einem Verbrauch von jährlich insgesamt 16,3 Millionen Blatt Papier lediglich ein Anteil von 63 Prozent in Recycling-Qualität verwendet.

Anlaß des Appells ist der Negativ-Rekord des Papierverbrauchs in Deutschland: 2006 lag der Pro-Kopf-Verbrauch bei 252,7 Kilogramm, so viel wie noch nie zuvor.2

Papierverbrauch in Deutschland 1950 bis 2006

Der Verbrauch ist damit in den vergangenen 55 Jahren um das Achtfache gestiegen. Die Deutschen liegen beim Gesamtpapierverbrauch im internationalen Vergleich auf Platz vier hinter den USA, China und Japan. Weltweit verursacht der steigende Papierverbrauch eine wachsende Nachfrage nach dem Rohstoff Holz, der für die Papierherstellung benötigt wird. Hunderttausende Hektar Wald fallen alljährlich dem "Holzhunger" der Zellstoff- und Papierindustrie zum Opfer. Immer mehr Zellstoffplantagen werden angebaut, um den weltweit wachsenden Papierbedarf befriedigen zu können.

"Ein Umdenken ist somit bei Politik, Wirtschaft und Verbrauchern dringend notwendig. Die Bundesregierung ist in besonderem Maße gefordert, ein solches Umlenken durch eine bundesweite Bildungsoffensive und Papiersparprogramme gezielt voranzutreiben", fordert Agnes Dieckmann vom Umweltverband 'urgewald'. Enttäuschend seien die bisherigen unzureichenden Aktivitäten vieler Verantwortungsträger. "Was nützt es, wenn sich einzelne Ministerien oder Bundesbehörden für eine möglichst sparsame Verwendung von Papier aussprechen, dieser good-will-Erklärung dann aber keine konkreten Taten in der Praxis folgen lassen?", fragt Inse Ewen vom Bundesverband für Umweltberatung.

"Die doppelseitige Voreinstellung am Drucker muß ebenso normal werden wie der Einsatz von Recyclingpapier", sagte Gerd Billen, Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbandes (vzbv). Gerade beim seit Jahren geforderten "Ausschluß von Raubbaupapieren" stellen die Verbände der Bundesregierung ein schlechtes Zeugnis aus. Die Große Koalition hat sich ebenso wie "Rot-Grün" in den Jahren von 1998 bis 2005 vor der politischen Verantwortung gedrückt. "Statt klare Regeln aufzustellen und ein Urwaldsschutzgesetz auf den Weg zu bringen, bremst die Bundesregierung solche Initiativen aus. Damit werden die Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland zu unfreiwilligen Komplizen von Raubbaukonzernen, die Menschenrechte und Umweltschutz grob verletzen", stellt 'Robin-Wood'-Sprecher Peter Gerhardt fest.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

1 Siehe unseren Artikel:

      Verwelkter Lorbeer
      Freiburg war einmal Ökohauptstadt (10.09.07)

2 Siehe unser Info zum Thema:

      Umwelt-Papier

Siehe auch unsere folgenden Artikel:

      Landkonflikt mit Zellstoff-Konzern Aracruz in Brasilien
      Papiertaschentücher und Regenwaldvernichtung (26.07.07)

      Die Nase voll von Tempo & Co
      'Robin Wood' rät zu Taschentüchern aus Recyclingpapier (8.02.07)

      Papierverbrauch größer - Urwälder kleiner
      Appell an Papier-Industrie und -Handel (9.06.05)

 

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