DAK-Bericht bestätigt dramatische Entwicklung
Gestern legte die Deutsche Angestellten Krankenkasse (DAK) einen Bericht vor, worin zwar einerseits festgestellt wird, daß der Krankenstand von 2003 (3,5 Prozent) auf 2004 (3,2 Prozent) zurückging, andererseits jedoch ein drastischer Anstieg psychischer Erkrankungen dokumentiert ist.
DAK-Chef Herbert Rebscher erklärte diese Entwicklung unverblümt damit, daß gesteigerter Leistungsdruck und Angst um den Erhalt des Arbeitsplatzes einerseits dazu geführt hätten, daß immer mehr ArbeitnehmerInnen auf Kosten der eigenen Gesundheit Raubbau treiben und seltener als nötig zum Arzt gehen und daß der Rückgang des Krankenstandes nicht unreflektiert einem etwa gewachsenen allgemeinen Gesundheits-Level zugeschrieben werden könne. Zugleich wies er darauf hin, daß der zunehmende soziale Druck eindeutig zu einer Zunahme von psychischen Erkrankungen geführt habe und "Angststörungen und Depressionen immer mehr zu Volkskrankheiten der Zukunft" würden.
Seit 1997 haben sich - laut DAK-Bericht - Krankmeldungen wegen psychischen Erkrankungen um rund 70 Prozent erhöht. Nach Muskel- und Skelettleiden, Atemwegserkrankungen und Verletzungen sind nach Angaben des Reports, der auf Daten von 2,6 Millionen Beschäftigten fußt, psychische Krankheiten inzwischen der vierthäufigste Grund für Krankschreibungen.
Dramatisch ist der Anstieg seelischer Erkrankungen gerade in der Gruppe jüngerer Menschen. So stieg die Zahl der Fälle bei Frauen im Alter von 20 bis 24 Jahren seit 1997 um 123 Prozent. Bei 25- bis 29-jährigen Männern weist der DAK-Report im gleichen Zeitraum einen Anstieg von 106 Prozent - in beiden Fällen also mehr als eine Verdoppelung - aus.
Beschäftigte im Gesundheitswesen, in der Verwaltung sowie bei Organisationen und Verbänden sind überdurchschnittlich häufig wegen psychischer Erkrankungen arbeitsunfähig. Bezeichnend ist auch, daß der Anteil der Nikotin-Abhängigen unter Ärzten und Pflegepersonal weit über dem Durchschnitt der Bevölkerung liegt.
Harry Weber
Anmerkungen
1 Siehe unsere Artikel
'Sozialgerichte bestätigen:
Hartz IV verfassungswidrig' (20.02.05)
'Studi-Proteste in mehreren Städten'
Rund 30.000 gegen Studiengebühren und Sozialabbau (3.02.05)
'Drei Millionen Privathaushalte überschuldet'
Alarm von Schuldnerberatungsstellen (2.02.05)
'Löhne real niedriger als 1991'
Statistisches Bundesamt bestätigt Sinkflug (6.01.05)